Vom „Rabauken“zum TV-Fitnessguru
Philipp Jelinek zeigt in einem Buch nicht nur Turnübungen vor. Parallel dazu peilt er auch einen Weltrekord an.
WIEN. „Alles easy, alles locker, ich
bin der Philipp“: Der Mann am anderen Ende der Telefonleitung
lacht. Hat der heimische Vorturner der Nation eigentlich immer gute
Laune? Der 54-jährige Wiener stachelt seit Pandemiebeginn auf ORF die Bevölkerung an, den „inneren Schweinehund“zu bekämpfen, die
morgendliche Mitmach-Sendung „Fit mit Philipp“wurde nicht nur quotentechnisch zu einem Erfolg.
Jetzt hat der „Vorturner der Nation“ein Buch geschrieben. Neben „einfachen Übungen, die dein Wohlbefinden verbessern“, finden sich darin auch Lebenshilfetipps. Etwa: „Dankbarkeit, finde ich, ist sehr wichtig. Sie ist so wichtig wie deine
Wurzeln, die du nie vergessen solltest.“Damit wandelt Jelinek auf den Spuren von „Mr. Gesundheit“Hademar Bankhofer sowie der TV-Legende „Joki“Kirschner.
Oranges Leibchen, blaue Hose und ein zum Klassiker gewordener Spruch: „Trinken, trinken, trinken, denn die Zelle, die muss schwimmen!“So wurde der Triathlet und einstige Ironman-Teilnehmer einer
breiten Öffentlichkeit bekannt. Nicht zu vergessen sein bodenständiger Schmäh, seine verinnerlichte Niederschwelligkeit und sein Image, das zu 100 Prozent dem eines graden Michls entspricht. So
wurde aus dem „Floridsdorfer Buam“, der sich schon in zahlreichen anderen Berufen versucht hatte, letztlich ein populärer RomyPreisträger. Einer, der mehr will. „Wir arbeiten gerade an der größten Bewegungsplattform für Deutschland, die Schweiz und Österreich. Da werden soziale Medien eingebunden sein, eine richtig große Geschichte“, sagt er im SN-Gespräch. Nachsatz mit einem Lächeln: „Du
brauchst immer einen, der’s vormacht. Und i kann’s halt – ohne überheblich klingen zu wollen.“
In seinem Buch erläutert er die Genese der „größten Bewegungsgruppe des Landes“und schildert auch seine Visionen: „Dass alle
Schulkinder in ganz Österreich täglich bei uns mitturnen und dass Menschen selbstständig mobil altern.“Auch einen Weltrekord plant Philipp Jelinek: In der „größten Turnstunde des Landes“sollen rund 100.000 Menschen an einem noch nicht näher genannten Ort mitmachen. Utopie? Bei einem Schnitt von 180.000 Fernsehzuschauern täglich sollte dies möglich sein, betont er, den alle nur Philipp
nennen.
Wie das Buch entstanden ist? Aufbauend auf Interviews habe er dann die Texte überarbeitet und
Sorge getragen, dass „ich da auch authentisch rüberkomme“, sagt der Neo-Autor. Wo Philipp draufstehe,
müsse auch zu 100 Prozent Philipp drinnen sein. Was etwa schon im
Vorwort belegt wird, wenn sich Jelinek bei seiner Partnerin mit folgenden Worten bedankt: „Danke, meine Schnuckimaus.“Als Gründe für die große positive Resonanz nennt der 54-Jährige die „Augenhöhe mit
meinen Mitturnerinnen und Mitturnern“sowie die „Einfachheit der Übungen“. Zurzeit gebe es 115 Übungen, die jede Woche neu zusammengesetzt werden.
Philipp Jelinek berichtet über erreichte Ziele („Ich wollte eine eigene Sendung, einen Wikipedia-Eintrag und eine Titelseite auf einer der bekannten Tageszeitungen“)
und seine Tränen der Freude nach erreichten Erfolgen. Und streut für die Leserschaft Verhaltensregeln ein, die nicht neu sind, von den Philipp-Fans aber wohl aufgesogen
werden: „Denke groß. Vergiss, was andere sagen. Glaub an dich, auch wenn sie dich belächeln. Irgendwann wirst du lachen.“Im SN-Gespräch bezeichnet Jelinek seine Tätigkeit als „Mission“: „Und ich bin
jeden Tag dankbar, dass ich das machen darf.“
In einem kurzen Blick zurück schildert der in seinen Tipps vor
Allgemeinplätzen nicht zurückschreckende Gesundheitsapostel seine Kindheit: Als „wir Rabauken aus Donaufeld so lange vor dem Fenster der Frau Krenn Fußball gespielt haben“, bis „Richie, Gertschi, Becki, Sali und ich, McFussl“, verjagt worden sind.
Rückschläge („Das Leben hat mir dann eine Watsch’n verpasst“) in Form von Verletzungen sind auch Thema des Buchs, das ein großes Ziel hat: „Das Leben lebenswert machen.“Philipps Fazit: „Egal, ob beim Babywannenproduzieren, beim Radio oder hinter der Bar. Ich war immer ein Überlebenskünstler der
besonderen Art.“Knieheber, Standwaage und Ausfallschritt: Die im Buch beschriebenen
Übungen sind mit Fotosequenzen visualisiert, machen aber
weniger Spaß als beim Mitmachen zu bewegten Bildern. Da ist er wieder, der Schweinehund.
„Du brauchst immer einen, der’s vormacht. Und ich kann’s halt.“Philipp Jelinek, ORF-Vorturner
Buch: Philipp Jelinek, „Fit mit Philipp – Einfache Übungen, die dein Wohlbefinden
verbessern“, Edition a, 176 Seiten, 22 Euro.