Telefonieren wir schon bald mit Hologrammen?
Europas führende Mobilfunkanbieter wollen Hologramm-Telefonie massentauglich machen. Was hinter der Ankündigung steckt.
Dass technologische Innovationen öffentlichkeitswirksam vorgestellt werden, passiert schier täglich. Aber zumeist sind es Einfälle einzelner Firmen, die präsentiert werden – da ein Satelliten-Notfallsystem von Apple, dort ein Faltsmartphone von Samsung. Dass aber mehrere Branchenriesen gemeinsam ein Projekt aus der Taufe heben, passiert beinahe nie. Umso beachtlicher ist jene Ankündigung, die Europas große Mobilfunk-Netzbetreiber vor
wenigen Tagen machten: Vodafone, Telefónica, die Deutsche Telekom und Orange gaben bekannt, eine Plattform für Hologramm-Telefonie entwickeln zu wollen. In rund zwei Jahren soll das Portal für Endkunden verfügbar sein.
Was steckt hinter der Ankündigung? Wieso ziehen Konkurrenten plötzlich an einem
Strang? Und vor allem: Ist die Ankündigung, die doch wie Science-Fiction wirkt, realistisch?
In der Tat gibt es Hologramm-Telefonie bereits. Und die Technologie hat sogar einen eigenen Namen: Holographie. Diese funktioniert aber anders, als man es aus Film und Fernsehen gewohnt ist – zumindest in jener Ausprägung, die als praktikabelste gilt. Um Holographie nutzen zu können, braucht es eine Virtual-Reality-Brille. Mit dieser sieht der Angerufene ein Abbild des Oberkörpers des Anrufers. Dies ist möglich, da die Selfie-Kamera die Körperdaten aufnimmt und daraus eine dreidimensionale Version entwirft. Ein Hologramm des Angerufenen, also jener Person, die die Brille trägt, ist auf diese Art nicht herzustellen.
Aber wenn Holographie technisch bereits umsetzbar ist, wieso wird sie nicht einfach ausgerollt? Das liegt zum einen daran, dass Holographie eine stattliche Datenübertragungsrate braucht. Und diese ist – zumindest via Mobilfunk – erst dank des neuen Standards 5G gewährleistet. Zum anderen ist der Ansatz aufwendig. Dies ist wohl auch der Hauptgrund, wieso Vodafone, Telefónica & Co. zusammenarbeiten: Gemeinsam könnte sich das Projekt
günstiger umsetzen lassen. Parallel stellt man sicher, dass die Technologie nicht auf verschiedenen Standards basiert, die dann wiederum
nur in einzelnen Netzen funktionieren. Ähnliches war bei Smart Home, also Anwendungen für das vernetzte Zuhause, der Fall.
Also telefonieren wir in naher Zukunft wirklich mit Hologrammen? Brancheninsider glauben nicht an den Erfolg des Projekts der Mobilfunkriesen. Die wenigen vergleichbaren Ansätze von Kooperationen sind bislang zumeist gescheitert. Vielmehr wird nur einem Unternehmen zugetraut, die Technologie salonfähig zu machen: Rollt Apple Vergleichbares aus, könnte es – mit all seiner Marktmacht und dem Druck auf die Mobilfunker weltweit – Holographie massentauglich machen. Apple hat sich auch bereits vor Jahren Patente für einschlägige Technologie gesichert. Weitere Informationen zu den Plänen gab es aber bis heute nicht.