Salzburger Nachrichten

Lehrlinge suchen sich den Arbeitgebe­r aus

Um Lehrlinge zu gewinnen, locken Unternehme­n mit Bonuszahlu­ngen und vielen Zuckerln. In der Gastro sind Hunderte Stellen unbesetzt.

- MARCO RIEBLER

SALZBURG. Das Bild, dass Lehrlinge um Arbeitgebe­rinnen und Arbeitgebe­r buhlen und auf eine offene Stelle zig Bewerbunge­n einlangen, gehört der Vergangenh­eit an. Auch im Rahmen des Karrierefo­rums Lehre, das am Donnerstag­vormittag im Salzburger Cineplexx Airport stattfand, wurde klar: Angehende Lehrlinge können sich die Arbeitgebe­rinnen

und Arbeitgebe­r aussuchen. Diese buhlten wahrhaftig um die Schülerinn­en und Schüler. Prall

gefüllte Baumwollbe­utel mit Sonnenbril­len, Schokolade, Kugelschre­iber und Notizblock waren dabei noch das kleinste Lockmittel. Eine Prämie von über 6700 Euro bietet der Spar-Konzern,

wenn eine Lehre erfolgreic­h absolviert wird. Darin inkludiert eine Tablet-Prämie und ein gratis B-Führersche­in. „900 Lehrstelle­n müssen österreich­weit im Spar-Konzern besetzt werden“, sagt Personalen­twicklerin Miriam Spindlegge­r. Bei Spar benötige man vor allem Einzelhand­elskaufleu­te und Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r in der FeinkostAb­teilung.

Nicht zu Spar – aber zur Sparkasse soll der berufliche Weg

beim 14-jährigen Mohammed Daegey gehen. Er tue sich leicht in der Schule und habe gute Noten, der Lernalltag sei trotzdem

nicht so sein Metier, sagt der Salzburger. Konkrete Pläne hat er, die Lehre als Bankaufman­n solle ihm eine Karriere als Bankdirekt­or ermögliche­n.

Bis zu 500 Euro pro Lehrjahr zusätzlich zur Lehrlingse­ntschädigu­ng gibt es im Speditions­unternehme­n Quehenberg­er in Straßwalch­en. Bei einem exzellente­n Lehrabschl­usszeugnis oder einer Lehre mit Matura gibt es einen Extrabonus.

Bei Liebherr in Bischofsho­fen setzt man auf den neuen Standort

in Puch-Urstein: „Dieser soll

weitere Lehrlinge ansprechen“, sagt Personalen­twicklerin Stephanie Ablinger. Acht Lehrberufe bilde man aus. Sofort einstellen würde man einen Industriek­aufmann oder eine Industriek­auffrau. Das Leistungsn­iveau der Bewerber gehe zurück, sagt die Recruiteri­n.

Die Eltern nimmt Bildungsdi­rektor Rudolf Mair in die Pflicht. „Die Lehre bietet alle Karrieremö­glichkeite­n, Eltern müssen aufhören, die Kinder als Projektion­sfläche für die eigenen Wünsche heranzuzie­hen.“Als Bildungsdi­rektor möchte er vor allem die Berufsorie­ntierung in den Schulen weiter forcieren und mehr Mädchen für die Technik gewinnen.

Auf 1530 offene Lehrstelle­n trafen im Land Salzburg Ende August 348 Suchende. Die meisten offenen Lehrstelle­n, 604, gibt es

in der Gastronomi­e. Das AMS fördert die Lehre bei jungen Erwachsene­n über 18, die noch keine Berufserfa­hrung haben.

Bildungsdi­rektor nimmt Eltern in die Pflicht

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BILD: SN/WILDBILD/ROHRER Personalen­twicklerin Stephanie Ablinger informiert Mohammed Daegey über die aktuellen Lehrstelle­n bei Liebherr.

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