Nudeln für den Krisenfall
Am Zivilschutztag erinnert nicht nur Sirenengeheul an den Ernstfall. Der Zivilschutzverband mahnt die Bevölkerung zur Vorsorge. Mit Einlagern haltbarer Lebensmittel ist es nicht getan.
Am 1. Oktober 2022 ist Zivilschutztag. Bundesweit wird daher am Samstag ein Probealarm durchgeführt. Rund 8300 Feuerwehrsirenen werden zwischen 12 und 12.45 Uhr heulen.
Das Szenario läuft folgendermaßen ab: Um 12 Uhr wird das Signal „Sirenenprobe“ertönen. Die Sirenen werden 15 Sekunden lang heulen. Um 12.15 Uhr wird dann das Zivilschutzsignal „Warnung“ausgestrahlt. Dies ist ein dreiminütiger
gleichbleibender Dauerton und bedeutet „Gefahrensituation“. Um 12.30 Uhr wird ein auf- und abschwellender Heulton für rund eine
Minute hörbar sein. Dies ist das „Alarm“-Signal und bedeutet, dass eine Gefahr unmittelbar bevorsteht.
Um 12.45 Uhr kommt es dann zur Entwarnung. Ein einminütiger Dauerton wird zu hören sein. Im Vorjahr funktionierten 99,38 Prozent einwandfrei, Ausfälle gab es bei 52 Sirenen.
Das ist die technische Seite. Was aber ist zu tun, wenn es in der Realität zu einer Gefahrensituation kommt und der auf- und abschwellende Heulton eine Minute lang ertönt? Zunächst sind schützende Bereiche bzw. Räumlichkeiten aufzusuchen. Und man sollte die über Radio, Fernsehen oder Internet durchgegebenen Verhaltensmaßnahmen
befolgen. Und wenn der Strom auch ausfällt und man von der Außenwelt abgeschnitten ist? Der Zivilschutzverband Österreich empfiehlt, für jede Person in einem Haushalt für mindestens 10 bis 14 Tage Lebensmittel einzulagern. Neben Wasser und Getränken sollten die Bürger je nach Ernährungsgewohnheit diverse Nahrungsmittel vorrätig halten. „Es wird in Österreich viel gemacht, um vorzubeugen. Aber es muss auch jeder selbst
vorsorgen. Dann hat man in einem Krisenfall weniger Sorgen und ein
leichteres Leben“, sagt Josef Farda, Geschäftsführer des Zivilschutzverbandes. Seine Familie habe im Keller die Produkte fein säuberlich
nach Ablaufdatum gelagert. „Wir
haben 14 Kilogramm unterschiedlicher Teigwaren im Keller stehen. Bei mir würde es viele Nudeln mit Pesto geben. Das ist noch ein Überbleibsel aus meiner Studienzeit“, erzählt Farda. Nachsatz: „Man kauft am besten haltbare Sachen, die man
mag.“
Viele Bürger fürchten sich vor einem Blackout
Auf der Homepage des Verbandes kann man sich unter der Rubrik „Krisenfester Haushalt“informieren, welcher Vorrat anhand der österreichischen Ernährungspyramide angelegt werden sollte: HTTPS://WWW.ZIVILSCHUTZ.AT/THEMA/KRISENFESTER-HAUSHALT. Zudem sollten
Taschenlampe und Batterien parat sein, im Falle eines Ausfalls von Strom oder Gas könnten Speisen
mit Holzöfen, Campingkochern oder Grillern zubereitet werden.
Farda zufolge ist Österreich beim
Ausbau der Stromnetzinfrastruktur sehr gut aufgestellt, dennoch sei das Thema „Blackout“ein reales Szenario, das man nicht unterschätzen dürfe. Die Anfragen dazu seien zuletzt explodiert. Informierten sich im Sommer noch 400 bis 500 Personen täglich auf der Website des Zivilschutzverbandes, so liegen die Zugriffe momentan bei 2000 bis 2500.
Die Sorgen der Bevölkerung seien sehr unterschiedlich: Fragen die einen, ob sie noch GIS-Gebühr zahlen müssen, wenn der Strom ausfällt, so
wollen andere wissen, ob sie noch mit dem Auto nach Hause kommen,
wenn sie beruflich unterwegs sind und möglicherweise Tunnels oder Autobahnen gesperrt werden.
Stefan Kreuzer vom Katastrophenschutz beim Land Niederösterreich hat die Erfahrung gemacht, dass sich vor allem Menschen für die Krisenvorsorge interessieren, die ohnehin bereits sehr gut vorbereitet
sind. Kaum jene, die eine drohende Gefahr auf die Seite schieben. In Niederösterreich seien im vergangenen Jahr 500 Informationsveranstaltungen zu Blackout-Vorsorge, Strahlenschutz oder sonstigen Krisenszenarien durchgeführt worden. In
kleinen Wohnungen in Städten sei die Herausforderung, entsprechend Vorsorge zu treffen, allein wegen des Platzes größer als in ländlichen Gebieten, so
Kreuzer. Auch er habe zu Hause Lebensmittel eingelagert, darunter selbst eingekochtes Obst und Gemüse. Für wichtig hält Kreuzer auch eine intakte, gut funktionierende Nachbarschaftshilfe.
„Das Thema Blackout ist in allen Ländern auf der Tagesordnung, es werden intensive Vorbereitungen getroffen“, ist aus der Direktion für Inneres und Kommunales beim Land Oberösterreich zu hören.