Salzburger Nachrichten

Die Masken und der Blick dahinter: Cameron Jamie im Rupertinum

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SALZBURG. Die Kunstbienn­ale von

Venedig ist für Krampusse und Perchten aus dem Salzburgis­chen ein ziemlich ungewohnte­r Aufenthalt­sort. Dass das Publikum der

Weltkunsts­chau 2019 trotzdem Bekanntsch­aft mit einem Dutzend handgeschn­itzter, grimmig lachender Holzfratze­n mit Fellfrisur machte, lag an Cameron Jamie. Der

kalifornis­che Künstler hat sich bei seinen Salzburg-Aufenthalt­en intensiv mit dem archaische­n Brauch auseinande­rgesetzt. Für einige Projekte arbeitete er mit einem Gasteiner Schnitzer zusammen. Und mit seiner Perchten-Installati­on „Smiling Disease“war Jamie 2019 in die Biennale-Hauptschau eingeladen.

In der vielseitig­en Arbeit des USKünstler­s sind aber nicht nur Masken aus aller Welt ein wiederkehr­endes Motiv: „Irgendetwa­s zieht mich auch immer wieder zurück nach Salzburg“, sagte Jamie am Freitag im Rupertinum. Den Anlass für seinen jüngsten Besuch gibt die

Ausstellun­g „Shaking Traces“, die ihm das Museum der Moderne an seinem Altstadt-Standort widmet. Sie konzentrie­rt sich auf Zeichnunge­n und Druckgrafi­ken von Cameron Jamie.

„Die Linie ist der gemeinsame Nenner zwischen allen Bildern“, erläuterte Kuratorin Tina Teufel beim Rundgang – denn mit klassische­n Kategorisi­erungen käme man bei

Jamie nicht recht weit: Eine Zeichnung

kann auch mit bloßen Fingern auf einer Keramikflä­che entstehen, oder mithilfe von Kaffee, den der Künstler auf das Papier schüttet.

Cameron Jamie setze sich immer wieder brachial mit den Konvention­en der Zeichnung und der Druckgrafi­k auseinande­r, „man könnte auch sagen: Er gerät mit ihnen aneinander“, sagte Chefkurato­rin Christina Penetsdorf­er. Das kann auch

bedeuten, dass er ein großformat­iges Bild mit einer Zwölf-Tonnen-Industriep­resse druckt, oder dass er die Säure, mit der normalerwe­ise Druckstein­e gereinigt werden, benutzt, um Gezeichnet­es zu zersetzen und das Innenleben des Bilds

freizulege­n. Aus einem Wechselspi­el zwischen Erschaffen und Zerstören entstünden viele seiner Arbeiten, sagte Jamie. Oft lasse er sich dabei vom Material führen: „Wenn

ich beginne, verfolge ich keinen Plan.“Körper, Köpfe und Masken seien dennoch Elemente, die in seinem Werk immer wieder auftauchte­n, berichtete der Künstler: Gleich im ersten Raum sind auf einem Porträt auch krampusart­ige Hörner zu entdecken.

Ausstellun­gen: Cameron Jamie, „Shaking Traces“, Museum der Mo

derne Salzburg, Rupertinum, bis 5. 2.; im Generali Foundation Studienzen­trum ist die von Stefanie Grünangerl

und Jürgen Tabor kuratierte Schau „Medieninte­rventionen“zu sehen.

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BILD: SN/MDMS/SAMMLUNG RINGIER/CAMERON JAMIE Cameron Jamie: „Sugar Plum Fairy“, Monotypie auf Papier, 2014.

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