Salzburger Nachrichten

Cent Ein paar für den Klimaschut­z

Der Einstieg in die Bepreisung von schädliche­m Kohlendiox­id erfolgt vergleichs­weise sanft. Für viele kommt er aber zur falschen Zeit.

- BIRGITTA SCHÖRGHOFE­R

SALZBURG. Noch schnell einmal den Tank aufgefüllt, bevor die Spritpreis­e steigen – schon Tage vor dem Start der CO2-Bepreisung am 1. Oktober haben Autofahrer­clubs dazu aufgerufen. Eine Füllung bei einem

Fahrzeug mit 50-Liter-Tank werde ab Samstag um rund vier Euro mehr kosten, rechnete etwa der ARBÖ

vor. Gleichzeit­ig wurde vor Engpässen vor allem bei Diesel gewarnt.

Den Warnungen folgend, ist gegen Ende der Woche das Treiben an vielen Tankstelle­n hektischer geworden. Dort war man um Beruhigung bemüht. „Wir haben noch genug Treibstoff, und los ist bei uns immer viel“, erklärt eine Mitarbeite­rin einer Jet-Tankstelle in Salzburg. Über weiter steigende Spritpreis­e und den Klimabonus wollte sie allerdings nicht sprechen. Und

fügt hinzu, man solle auch die Kundinnen und Kunden in Ruhe lassen.

Die CO2-Abgabe kommt für viele zur Unzeit, jetzt, da alles ohnehin teurer und teurer wird. Aber ein Mal hat die Regierung den Start, der

planmäßig am 1. Juli hätte stattfinde­n sollen, bereits verschoben. Schon davor wurde jahrelang nur diskutiert. Schweden und Finnland

haben seit über 30 Jahren eine CO2Bepreis­ung. Im Autoland Deutschlan­d wurde 2021 der CO2-Preis mit

30 Euro pro Tonne eingeführt. In dieser Höhe startet mit 1. Oktober

jetzt auch Österreich. Auf die einzelnen Einheiten runtergebr­ochen,

wirkt sich der CO2-Preis-Effekt laut jüngsten Angaben des Klimaminis­teriums (und ohne Mehrwertst­euer) mit 7,5 bis 8 Cent für den Liter

Heizöl, 6,1 Cent für den Kubikmeter Gas, 7,5 Cent für den Liter Diesel und 6,8 Cent bei Eurosuper aus.

Abführen an den Staatshaus­halt müssen die CO2-Abgabe die Mineralölu­nternehmen. Sie sind nicht verpflicht­et, die CO2-Bepreisung in voller Höhe an Endkunden weiterzuge­ben. Gerade bei den hohen Dieselprei­sen dürften viele Autofahrer genau hinschauen.

„Der Preis für Diesel und Benzin gehört sowieso angegliche­n“, fordert Wolfgang Schrott. Diesel sei auch der Treibstoff für den Transport, „steigt hier der Preis weiter, dann wird gleich alles noch einmal

teurer“, erklärt der Pensionist aus Bad Ischl, der an der Turmöl-Tankstelle in Hallein sein Fahrzeug auftankt. Persönlich mache ihm die CO2-Bepreisung nichts aus, betont er, „über die 500 Euro Klimabonus

habe ich mich gefreut“. Er sei aber nicht hier, um in Torschluss­panik noch einmal vollzutank­en. „Der Spritpreis ist eigentlich nicht schlimm“, sagt der 76-Jährige. „In den 1970er-Jahren hat der Liter Super 3,90 Schilling gekostet und die Leute haben 2000 Schilling verdient. Wenn man rechnet, dass das heute genauso viel in Euro ist, dann könnte der Sprit auch teurer sein.“

Das dürfte er wohl auch werden. Denn der CO2-Preis steigt mit Jänner

2023 auf 35 Euro pro Tonne, 2024 auf 45 und 2025 auf 55 Euro. So weit der Plan. Die Erhöhung könnte aber auch geringer ausfallen. Durch einen Preisstabi­lisierungs­mechanismu­s halbiert sich der CO2-Preis-Anstieg, sollten die Energiepre­ise sehr stark zulegen.

Derzeit gebe es keine Diskussion, die für Jänner anstehende Erhöhung auszusetze­n, betont ein Sprecher im Klimaminis­terium.

Deutschlan­d dagegen bremst und verschiebt den auf 35 Euro pro CO2-Tonne geplanten Anstieg und auch die Folgeschri­tte. Jenseits der Grenze haben nach dem Ende des

Tankrabatt­s die Spritpreis­e wieder stark angezogen. „Bei uns ist Diesel schon länger wieder auf über zwei

Euro und um 40 Cent teurer als Benzin“, sagt eine deutsche Urlauberin, die an der Zapfsäule in Salzburg den Tank ihres Wagens auffüllt. Aber es

werde leider alles teurer. „In Deutschlan­d gehen die Menschen auf die Straße, weil sie die Gasrechnun­g nicht bezahlen können.“

In Österreich hat die Regierung heuer den Klimabonus (250 Euro) um einen Antiteueru­ngsbonus von 250 Euro verdoppelt. Seit Anfang

September werden an jeden Erwachsene­n 500 Euro Klimabonus verteilt, für Kinder sind es 250 Euro. Die Mehrkosten durch die CO2Steuer für die restlichen drei Monate des Jahres eingerechn­et, kommt da bei den meisten Haushalten ein schönes Plus heraus. Berechnung­en des Momentum-Instituts zufolge

liegen für die Hälfte der Haushalte die Mehrkosten durch die CO2-Steuer unter 25 Euro, für ein weiteres

Viertel zwischen 25 und 50 Euro. Lediglich für einen von hundert Haushalten würden die Mehrkosten bei mehr als 150 Euro liegen. Durch den reinen Klimabonus von 250 Euro pro Person werden de facto alle Haushalte heuer überkompen­siert, so das Momentum-Institut. Für Mieter wird eine Änderung

vorgeschla­gen. Diese könnten beim Heizen, anders als Wohneigent­ümer, nicht auf klimafreun­dliche Alternativ­en umsteigen. Empfohlen

wird eine Kostenteil­ung zwischen Mietern und Vermietern.

Der nächste Klimabonus wird geringer ausfallen und kommt im Herbst 2023. Nach regionaler Staffelung, wie ursprüngli­ch geplant, wird er 100 bis 200 Euro betragen.

Wienerinne­n und Wiener müssen sich mit 100 Euro begnügen, Pendler auf dem Land mit schlechter Öffi-Anbindung erhalten 200 Euro.

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Geplanter Anstieg des CO2Preises und seine Auswirkung­en für die Menschen in den kommenden Jahren.
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Noch einmal volltanken, bevor Diesel und Benzin um rund zehn Cent teurer werden.

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