Tourismus fast ohne Energie
Die Sitzheizung auf dem Skilift und das Heizschwammerl in der Gastro haben das Energiesparen emotional befeuert. Die Tourismusbranche betont, man sei ein Geringverbraucher.
WIEN. Nach heftigem Schlagabtausch um energiefressende Seilbahnbetriebe und Heizschwammerl, die nur sinnlos Gas und Strom
verbrauchen, um kalte Luft zu heizen, legte Tourismusstaatssekretärin Susanne Kraus-Winkler am Freitag Daten auf den Tisch. Demnach
gehen laut Statistik Austria nur 0,4 Prozent des Bruttoinlandsverbrauchs an Erdgas auf das Konto der Tourismusbranche – Beherbergung, Gastronomie und Seilbahnen zusammen. Und der Wintertourismus sei mit nicht mehr als 0,9 Prozent am österreichischen Endenergieverbrauch beteiligt (Berechnung des Umweltbundesamts).
„Ein Abschalten des Wintertourismus ohne konkrete Mangelsituation
würde also gar nicht viel bringen“, betonte Kraus-Winkler. Zum Heizschwammerl – dessen Nutzung zu unterlassen ist, will man als Betrieb einen Energiekostenzuschuss
vom Staat – meinte sie: „Da werden sicher einige rechnen, ob sich die
Außenheizung überhaupt auszahlt.“Auch die Thermen und Wellnesshotels verteidigte die Tourismusstaatssekretärin und erklärte: „Outdoor-Pools brauchen weniger
Energie als Schwimmhallen, weil sie ohne Belüftung auskommen.“
Der gesamten Branche konkrete und generelle Vorschriften zum Energiesparen zu machen erachtet
Kraus-Winkler als „schwierig“. In der Branche gebe es bereits Unternehmen, die ohne fossile Energie auskommen, genauso wie halbautarke Betriebe und solche, die
beim Energiesparen noch einiges aufholen müssten. „Ich kann niemanden zum Energiesparen zwingen, wenn er sich mit alternativer Energie selbst versorgt.“Man könne zwar von der Branche verlangen, Energie einzusparen, „aber jeder
muss für sich den besten Weg in die Einsparung suchen“.
Der nach Wien gereiste Salzburger Seilbahnensprecher Erich Egger
betonte: „Wir haben Maßnahmen, die wir umsetzen können.“So sei
möglich, die Sitzheizung der Lifte abzuschalten (auch eine Bedingung
für den Energiekostenzuschuss) oder die Betriebszeiten zu verkürzen. Nur in der Nacht anstatt parallel auch zum Liftbetrieb könnte die Beschneiung der Pisten stattfinden. „Ein halbes Skigebiet zusperren
können wir aber nicht“, betonte
Egger. Die Gäste hätten ein Angebot gebucht, Teilschließungen könnten Rückforderungen verursachen. Helfen würde jedenfalls „viel Naturschnee“.
Im Snow Space Salzburg will man die Sitzheizung jedenfalls
generell ausgeschaltet lassen. „Da fließt zwar nur ein Prozent
vom Gesamtstromaufwand rein, aber es ist ein sichtbares Zeichen
für den Gast, dass wir Stromsparen ernst nehmen“, sagte Geschäftsführer Wolfgang Hettegger. Auch die Fahrgeschwindigkeit will man reduzieren und so 15 Prozent im Gondelbetrieb einsparen. Mit der Flying Mozart in
Wagrain sei man dann in dreizehn statt elf Minuten auf dem Berg, so Hettegger. „Zwei Minuten länger sind verkraftbar.“