Salzburger Nachrichten

Nachhaltig­keit steht im Fokus

Akku-Forschung made in Austria. Im Auftrag der Wirtschaft sucht man am AIT nach der Batterie von morgen.

- FLORIAN T. MRAZEK

Als Leiter der eigenen Competence Unit „Battery Technologi­es“am Austrian Institute of Technology (AIT) in Wien forscht Marcus Jahn gemeinsam mit rund 30 weiteren Wissenscha­ftern an der perfekten Batterie der Zukunft.

Herr Jahn, kann man als Käufer eines neuen Elektroaut­os heute davon ausgehen, dass die dabei verwendete Technologi­e zumindest über die durchschni­ttliche Lebensdaue­r eines Autos hinaus aktuell bleibt?

SN:

Marcus Jahn: Aus heutiger Sicht zeichnet sich zumindest für das aktuelle Jahrzehnt kein massiver Technologi­esprung ab, der die heutigen E-Autos völlig alt aussehen lassen wird.

SN:

Seitens der Autoherste­ller hört man immer wieder, dass die Akkus gebrauchte­r Elektroaut­os wesentlich länger halten, als ursprüngli­ch kalkuliert wurde. Ist das gutes Marketing oder entspricht das der Realität?

Ganz allgemein gesprochen stimmt das durchaus. Die Vorgaben der Hersteller lauten ja, dass die Batterien mindestens acht Jahre oder 160.000 Kilometer lang mindestens 80 Prozent der Kapazität aufweisen müssen. Da man vor einigen Jahren dazu keine belastbare­n Erfahrunge­n zur Haltbarkei­t

hatte, wurden recht große Sicherheit­spuffer und Überkapazi­täten eingeplant. Dazu kommt, dass die „Versuchung“, an einer Schnelllad­esäule zu laden, vor einigen Jahren mangels

Lademöglic­hkeiten noch weitaus geringer war.

SN: Ist es realistisc­h, dass die europäisch­en Autoherste­ller die derzeitige Abhängigke­it von Akku-Produzente­n aus Fernost in absehbarer Zeit reduzieren können?

Die Abhängigke­it von Rohstoffen kann kurzfristi­g vor allem durch die Verfeineru­ng der Produktion­stechniken erreicht

werden. Hier wird mit aller Macht versucht, die kritischen Rohstoffe zu reduzieren, allen voran das giftige Kobalt. Das wird auf Jahre hinaus der bedeutends­te Hebel bleiben. Ein vorrangige­s Ziel ist auch, den Rohstoff-Kreislauf innerhalb Europas möglichst schnell zu schließen und durch effiziente­s Recycling viele der Rohstoffe wiederverw­erten zu können.

SN: Stichwort Recycling: Welche Quote ist wirklich realistisc­h zu erreichen?

Rein technisch ist eine Quote zwischen 80 und 90 Prozent durchaus realistisc­h. Es spielen allerdings eine Menge Faktoren mit hinein. Die Frage ist: Worauf setzt man den Fokus? Manches ist aus ökologisch­er Sicht sicherlich sinnvoll, gleichzeit­ig stellt es die Industrie vor große ökonomisch­e Herausford­erungen. Bis zu einem gewissen Grad ist es ökonomisch durchaus sinnvoll, Akkus einfach zu verbrennen und die wertvollen Rohstoffe wie Kupfer, Nickel und Kobalt dabei zu gewinnen. Je differenzi­erter die Technologi­en werden, desto weniger genau weiß man, welche Rohstoffe in welchem

Ausmaß verbaut wurden. Und dadurch fallen die Recycling-Quoten automatisc­h in den Keller.

SN: Wie könnte aus Ihrer Sicht die perfekte Batterie des Jahres 2030 aussehen?

Die perfekte Elektroaut­o-Batterie der Zukunft wird möglicherw­eise nur 20 bis 25 Prozent mehr Kapazität aufweisen als die heutigen Energiespe­icher, allerdings wesentlich nachhaltig­er produziert sein. Wir

werden ganz genau wissen, welchen CO2-Abdruck jede einzelne Batterieze­lle hat und unter welchen Umständen sie produziert worden ist. Dank der Digitalisi­erung werden wir viel mehr über die Zellen wissen, was die Brandgefah­r reduziert

und die Recyclingq­uote erhöht. Und die Produktion wird einen Break-Even-Punkt erreichen, der die Batterien in den unterschie­dlichsten Größenordn­ungen massentaug­lich macht.

Im Rahmen der E-Mobilitäts-Fachmesse IMFS am 14. Oktober

wird Marcus Jahn am Podiumsges­präch „Ladeinfras­truktur und Zukunft der Akkus“teilnehmen. Infos unter

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria