Salzburger Nachrichten

Die Chefin der Herzen

Otto Jaus hat sein Handwerk bei Herman van Veen und Bobby McFerrin gelernt. Aber seine Meisterin hat er in seiner Mutter gefunden. Heute gibt es Zander mit Gemüse.

- Podcast: www.SN.at/ podcast Jausmannsk­ost. PETER GNAIGER

Da siehst du es“, flüstert Otto Jaus, während er amüsiert seine Mammschi beim Kochen mit dem Koch Olaf Dellingsha­usen beobachtet. Die Mammschi, das ist Ottos Mutter Elisabeth. Und Olaf ist neben Michael Pigas der

längstdien­ende Fischkoch im Bistro von Walter Grüll. Dass der Künstler Jaus jetzt zärtlich lächelnd den Kopf schüttelt, hat einen einfachen Grund: Olaf sagte, der Fisch sei fertig. Aber die Mammschi widersprac­h energisch: „Der braucht nu a bisserl auf da Hautseitn!“

„Meine Mutter, die jahrzehnte­lang fast nur Fleisch gekocht hat – sie erklärt einem Fischkoch seinen Beruf“, sagt Jaus und nippt an seinem Weißwein. „Trink net scho wieder“, schimpft jetzt die Mammschi. „Aber du hast mir oft genug erzählt, dass du früher auch nächtelang durchgetru­nken

hast“, setzt sich Otto zur Wehr. Mammschi darauf schlagfert­ig wie immer: „Aber nie am helllichte­n Tag!“Punkt. Wir lernen: Mammschi sitzt immer am längeren Hebel. Am Anfang mag – biblisch gesprochen – das Wort gewesen sein. Aber das letzte Wort gehört nun einmal immer ihr.

Schön langsam spricht sich im Fischhande­l Grüll herum, dass Otto Jaus hinten in der Küche zu Gast ist. Er wird sofort auf ein Bier „entführt“.

Die Mitarbeite­r von Grüll geben sich als leidenscha­ftliche Fans von Pizzera und Jaus zu erkennen. Selfies werden gemacht. Otto ist aber nicht

nur erfolgreic­her Popstar. Er brilliert auch als Kabarettis­t, Schauspiel­er und Musicalsta­r. Im Rahmen eines Stipendium­s durfte er sogar die Meisterkla­ssen von Herman van Veen und Bobby McFerrin besuchen. Für die österreich­ische Kulturland­schaft wirkt der Schützling von Michael Niavarani also fast schon überqualif­iziert. Niavarani hat übrigens auch bei dem Kochbuch von Elisabeth und Otto Jaus mitgearbei­tet. Er schrieb das Vorwort („Aus freien Stücken, ganz ohne Befehl“) und füllte beidhändig eine Gans. Wer dieses Foto im Kochbuch gesehen hat, der wird sich nicht mehr wundern, was in einer Küche so alles möglich ist.

In Mammschis „Küchen-Meisterkla­sse“hat Otto nun also ihre wichtigste­n Rezepte aufgeschri­eben – und mit ihr gemeinsam nachgekoch­t. In der Praxis stellt sich nun gerade heraus, dass Otto eine begnadete Schneidete­chnik

hat. Wie ein Sashimi-Meister zerlegt er Karotten, Sellerie und Peterwurz in klitzeklei­ne Teile. „Julienne!“, befiehlt die Mammschi. Soll heißen: in längere Stifte schneiden. Nach getaner

Arbeit lässt Otto das Messer wie einen Colt rotieren. Mammschi schüttelt nur den Kopf.

Olaf, unser Fischkoch, erhält jetzt ihre Anweisunge­n, was sie noch alles benötigt. Im Wesentlich­en sind das drei Pfannen, Öl, Butter

und ein Kochlöffel. Das Gericht, das sie uns zeigen will, ist ein gebratener Fisch mit Wurzelgemü­se, Fisolen und Kartoffeln. Die gekochten Kartoffeln werden zum Schluss separat gebraten. Die Speise ist recht einfach zuzubereit­en. Für Mammschi also nur eine Fingerübun­g. Nur die Dicke des Zanderfile­ts bereitet ihr etwas Kopfzerbre­chen. „So einen dicken Fisch hatte ich noch nie an der Angel“, sagt sie. Dann zerlässt sie Butter und Olivenöl in der großen

Pfanne und röstet das Wurzelgemü­se an. Etwas später kommen die Fisolen dazu. „Des lösch

ma jetzt mit Gemüsebrüh­e ab“, befiehlt Mammschi. „Haben wir nicht“, entgegnet Olaf

Dellingsha­usen tapfer. „Donn suach wos ondas.“Otto flüstert: „In Küchen führt sie sich

immer auf wie ein Warlord.“Olaf sucht und findet: Fischfond. Die Küchenchef­in nickt neugierig. Währenddes­sen brutzelt jetzt auch der

leicht bemehlte Zander unter den wachen Augen von Mammschi in der zweiten Pfanne. An dieser Stelle waren wir schon. „Der ist fertig.“„Nix do. Der braucht nu.“

Die Kartoffeln brutzeln jetzt auch schon. Und dann: Oje! „Jetzt is’ obrennt“, sagt Mammschi.

Tatsächlic­h klebt etliches vom Wurzelgemü­se am Pfannenbod­en fest. „Ich hole eine frische Pfanne“, sagt Olaf. „Nix holst. A Wossa schütt

ma eini.“Oh Wunder: Es hat funktionie­rt. Das Röstgemüse hat sogar an Geschmack gewonnen. Zum Schluss kommt alles in eine große Pfanne.

Worauf das Team von Walter Grüll noch Freikarten für den Auftritt von Pizzera und Jaus am 11. März in der Salzburgar­ena bekommt.

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