Austausch auf Augenhöhe
Das Karriereforum Lehre lockte am 29. September
mehr als 770 Schülerinnen und Schüler ins Cineplexx Salzburg Airport. Dort knüpften sie wertvolle Kontakte, sammelten Tipps und Tricks und schossen das perfekte Bewerbungsfoto.
Am Stand von Hillebrand wird eifrig gehämmert: Junge Menschen können hier ihr handwerkliches Geschick unter Beweis stellen. Das Unternehmen mit Standorten in Wals, Großgmain, Unternberg und in der Nähe von München bildet im Hochbau oder in der Zimmerei aus. Derzeit 16 Lehrlinge, wie die Verantwortliche Nadine Clement erzählt. Einige der Lehrlinge hat sie
heute zum Karriereforum Lehre im Cineplexx Salzburg Airport mitgebracht. Denn sie können interessierten Jugendlichen am besten erklären, worauf es im Berufsalltag ankommt: Thomas (16) ist im zweiten Lehrjahr zum Zimmerer. Er mag die Arbeit mit Holz. Schon als Kind hat er gern Zeit im Wald verbracht. Nachdem er bei Hillebrand geschnuppert hatte, fing er im Betrieb an. Was
ihm besonders gefällt? „Hillebrand kümmert sich um seine Leute. Wenn man Hilfe braucht, ist immer jemand da.“Sein Kollege Yannik (17) absolviert gerade die Lehre zum Hochbauer. Er schätzt besonders die Abwechslung: „Mauern aufstellen, betonieren, die Arbeit auf der Baustelle.“
Hillebrand ist nur eines von 23 Unternehmen, die beim Karriereforum Lehre Schülerinnen und Schülern ihre Möglichkeiten als Arbeitgeber aufzeigen. Ebenfalls vertreten sind kostenlose Services, die Jugendlichen wertvolle Hilfestellungen auf dem Weg zum Lehrberuf bieten: Wer noch
unschlüssig ist, kann am Stand des WIFI einen Talentecheck machen oder sich auf der Onlineplattform Lehre Salzburg informieren. „Die Durchschnittsbevölkerung kennt vielleicht zehn Lehrberufe, dabei gibt es allein in Salzburg mehr als 200“, sagt Claudia Castellazzi von Innovation Salzburg, die hinter der Onlineplattform steht. Diese vielfältigen Berufe kann man unter WWW.LEHRE-SALZBURG.AT kennenlernen. Die Imagekampagne, die 2020 vom Land Salzburg initiiert
wurde, will das Bewusstsein dafür schärfen, wie zukunftsträchtig ein Lehrberuf sein kann – bei Berufsorientierungslehrerinnen und -lehrern, aber auch bei Eltern. „Gerade sie sind ausschlaggebend bei der Berufswahl“, weiß Castellazzi. Sie selbst hat studiert, würde sich aber mit ihrem heutigen
Wissen für das Modell „Matura mit Lehre“entscheiden.
Film stimmt Jugendliche ein
Das Karriereforum Lehre hat sich längst zu einer Institution
in Salzburg entwickelt. Die Veranstaltung von Lehrlingen für künftige Lehrlinge ist gerade in Zeiten des Fachkräftemangels ein willkommenes Angebot für Unternehmen, aber auch für interessierte Jugendliche. 772 Schülerinnen und Schüler und ihre Begleitpersonen sind bei der achten Auflage der Messe vor Ort im Cineplexx Salzburg Airport. Dazu 50 Jugendliche und zahlreiche Menschen, die sich für die Onlineausgabe des Events angemeldet haben. Ein 40-minütiger Spielfilm stimmt die Jugendlichen auf die Messe ein. Er zeigt vier junge Menschen auf dem Weg hinaus aus dem Schulalltag und hinein in die Welt der Berufsausbildung.
Was es da alles zu bedenken gibt, erleben die vier hautnah und jeder auf seine eigene Weise.
Im Anschluss schwärmen die Ausstellungsbesucherinnen und -besucher aus, um sich zu informieren – hautnah und auf Augenhöhe. Gerade das Unternehmen Spar, das im Eingangsbereich seinen Stand aufgebaut hat, lockt viele an: mit einem Glücksrad, einem Memoryspiel und einem Buzzerquiz, bei dem man möglichst schnell unscharfe Bilder von
Lebensmitteln erkennen muss – aber noch wichtiger sind die Informationen rund um die Lehre. „Spar bietet eine fundierte Ausbildung und diverse Weiterqualifizierungsprogramme an. Wir bilden nicht nur Lehrlinge aus, sondern die Führungskräfte von morgen“, sagt Barbara Schuster, die
im Interspar Lehen die Ausbildung verantwortet. Dort absolvieren gerade sieben junge Menschen eine Lehre.
Personalverantwortliche geben Tipps aus der Praxis
Der 15-jährige David interessiert sich für eine Karriere in der IT. Informiert hat er sich unter anderem bei KTM. Dort wurde ihm gesagt, dass es förderlich sei, bereits Vorkenntnisse zu haben. Die hat er: „Ich beherrsche schon eine Programmiersprache.“Magdalena und Gabriele (beide 15) sind heute mit ihrer Klasse hier: Beide interessieren sich für eine Lehre im Tourismus oder der Gastronomie. „Wir sind aber offen und wollen uns ansehen, welche Möglichkeiten es überhaupt gibt.“Unter anderem sprechen sie mit Barbara Golser, die bei Porsche für das Recruiting der Lehrlinge im kaufmännischen Bereich zuständig ist. Sie rät ihnen, sich bereits im Spätherbst nach einer Lehrstelle im nächsten Jahr umzusehen. Was man für eine Ausbildung bei Porsche mitbringen muss? „Das kommt ganz auf die Stelle an“, sagt Golser. „Eine Bürokauffrau muss etwa kommunikativ und offen sein, selbstständig. Selbstvertrauen schadet nie.“Insgesamt bietet Porsche mehr als zehn Lehrberufe an, vom Spengler bis zum Kfz-Techniker. „Österreichweit suchen wir derzeit 200 Lehrlinge. 600 bilden wir gerade aus“, verrät Golser.
Dass sie einen Lehrling hier auf der Messe gefunden hat, sei durchaus schon vorgekommen. dm stellt jedes Jahr 300
Lehrlinge ein. Drogistin, Friseurin und Kosmetikerin sind die beliebtesten Berufe, aber auch Logistiker, IT-Fachleute oder Bürokaufleute bildet das Unternehmen aus. Einer dieser Lehrlinge ist der 19-jährige Lenny. Der angehende Bürokaufmann im dritten Lehrjahr arbeitet in der Zentrale. „Angefangen habe ich im Recruiting, aber nach einem Jahr durchwandert man dann die Abteilungen. Auch Fachmodule
wie Rechnungswesen kann ich absolvieren. So bekomme ich viel Einblick“, sagt er. Angehenden Lehrlingen empfiehlt er, erst einmal zu schnuppern: „So merkst du, ob ein Job etwas für dich ist, und du lernst das Team kennen.“
Kompetente Beratung rund um das Thema Lehre
Beim Stand der akzente Jugendinfo blitzt es heftig: Dort
können Jugendliche professionelle Bewerbungsfotos von sich machen lassen. Einige haben sich extra dafür in Hemd
und Sakko gekleidet. Außerdem werfen Fachleute hier einen Blick auf mitgebrachte Bewerbungsunterlagen. „Wir wollen die erste Anlaufstelle für Jugendliche im Bundesland sein“,
betont Verena Resch von der Jugendinfo, „auch was die Lehre betrifft. Wir bieten unter anderem einen Onlineservice für Unternehmen, in den sie Lehr- oder Praktikumsstellen eintragen können.“Am Stand des bfi können sich Jugendliche zur Lehre mit Matura beraten lassen. „Wenn jemand eine Lehrstelle hat, kann er bei uns die Matura machen“, erläutert Susanne Hagn. „Dafür hat er fünf Jahre Zeit. Die
Kosten übernimmt der Lehrlingsförderungsverein der Wirtschaftskammer.“Gleich daneben berät die Arbeiterkammer: „Wir sind hier vor Ort, damit junge Menschen am Beginn des Berufslebens wissen, sie können sich jederzeit an uns
wenden“, sagt Julia Oberauer. „Ob es nun um die Berufsschule, die Bewerbung oder Fragen zum Lohn geht.“
Das Team von karriere.SN, das hinter dem Karriereforum Lehre steht, zieht zufrieden Bilanz: „Wir freuen uns, dass das Event so viele Besucherinnen und Besucher ins Cineplexx und in den Livestream gebracht hat, nachdem wir zwei Jahre lang coronabedingt auf Online-only ausgewichen sind“, sagt Organisator Thomas Ritter.