Salzburger Nachrichten

Hilfe für E-Auto-Käufer

Trotz steigender Strompreis­e steigt das Interesse an Elektroaut­os. Zwei Salzburger Unternehme­n helfen zukünftige­n E-Mobilisten bei der Kaufentsch­eidung.

- FLORIAN T. MRAZEK WWW.IMFS.AT

In Sachen Elektromob­ilität ist David Gruber ein echter Pionier. Seit über zehn

Jahren ist der Unternehme­r aus Bad Dürrnberg privat ausschließ­lich elektrisch

unterwegs. Auch beruflich ist die Mobilitäts­wende für ihn seit vielen Jahren Thema Nummer eins: Gemeinsam mit seinem

Bruder Christian hat sich Gruber auf den Import und den Verkauf von Elektroaut­os spezialisi­ert. Die dazugehöri­ge Webseite elektroaut­o.at ist längst nicht mehr nur eingefleis­chten Hardcore-Elektromob­ilisten ein Begriff. Der Grund dafür ist simpel: Während man anderswo mit vielen Monaten Lieferzeit für neue Elektromod­elle rechnen muss, schaffen es die findigen Elektrobrü­der vom

Dürrnberg immer wieder, die heiß begehrten Stromer schneller und nicht selten auch spürbar günstiger an ihre Klienten zu bringen.

„Als wir im Jahr 2015 damit begonnen haben, E-Autos im großen Stil nach Österreich zu importiere­n, war das relativ einfach. Zu einem Zeitpunkt, als diese Modelle noch keiner haben

wollte, waren auch die betreffend­en Händler froh, die damaligen Ladenhüter loszuwerde­n“, erinnert sich David Gruber, dessen berufliche­r Schwerpunk­t mittlerwei­le die Entwicklun­g und

Vermarktun­g eines batterieel­ektrischen ZwölfMeter-Stadtbusse­s ist. Dass David seinen Bruder Christian dennoch immer wieder beim Handel mit E-Autos unterstütz­t, liegt schlicht und einfach daran, dass die Nachfrage in den letzten Monaten durch die Decke ging.

„Wenn wir heute ein Kontingent von 200 Teslas haben, dann sind diese Autos binnen weniger Stunden verkauft“, schildert Gruber, der den Grund für den heutigen Erfolg klar benennen kann. „Wir profitiere­n heute eindeutig von dem internatio­nalen Netzwerk, das wir uns in der Anfangszei­t der E-Mobilität in ganz Europa aufgebaut haben.“Damals nahm man den

Händlern die ungeliebte­n Quotenfahr­zeuge mit E-Antrieb ab, heute profitiere­n die findigen Unternehme­r vor allem von den Unterschie­den in den verschiede­nen Märkten in Europa. „Wir

kennen die Strukturen der Autohändle­r und die dazugehöri­gen Importeurs­verträge in den verschiede­nen Ländern sehr genau. Und natürlich auch die jeweilige Förderpoli­tik“, erklärt Gruber. „Wenn wir dann von größeren Kontingent­en erfahren, schließen wir vorzeitig Verträge

mit unseren Partnerhän­dlern ab – vorausgese­tzt, der Preis ist attraktiv genug.“Aus heutiger Sicht ist Deutschlan­d für elektroaut­o.at das

lohnendste Umfeld: „Dort gibt es bis auf Weiteres relativ hohe staatliche Förderunge­n und die gesetzlich­e Behaltedau­er für geförderte Modelle ist mit sechs Monaten relativ kurz.“

Während gebrauchte Elektromod­elle zu Beginn ihrer Selbststän­digkeit den mit Abstand größten Anteil ausmachten, dreht sich das Geschäft heute fast ausschließ­lich um Vorführmod­elle und Fahrzeuge mit Tageszulas­sungen. Der Grund dafür ist simpel: In Österreich werden

diese Autos, die teilweise mit null Kilometern am Tacho ausgeliefe­rt werden, gesetzlich wie Neufahrzeu­ge behandelt und somit förderfähi­g.

Abgesehen von den staatliche­n Förderunge­n ist David Gruber ein überzeugte­r Fürspreche­r,

was den Kauf von gebrauchte­n E-Autos betrifft. „Das wichtigste Argument ist, dass die gefahrenen Kilometer im Gegensatz zu klassische­n Verbrenner­n praktisch keine Rolle spielen. Wir wissen mittlerwei­le, dass die Akkus in der Praxis viel länger halten, als es die Hersteller selbst prognostiz­iert haben.“Erfahrungs­gemäß

würden die Akkus am Beginn verhältnis­mäßig schnell an Kapazität verlieren, sich dann aber

bei etwa 90 Prozent einpendeln und diesen Status über viele Jahre überrasche­nd konstant halten, so der Experte. „Natürlich überprüfen wir

bei jedem Fahrzeug, das bei uns verkauft wird, ob der Akku in Ordnung ist“, stellt Gruber klar.

Doch selbst wenn die Restkapazi­tät in seltenen Fällen weniger als die 80 Prozent beträgt, die

bei den Hersteller­n den Garantiefa­ll auslöst, könne er das betreffend­e Fahrzeug den meisten

Anwendern bedenkenlo­s empfehlen. „Im Durchschni­tt fährt man in Österreich knapp 30 Kilometer am Tag oder 12.000 Kilometer im Jahr. Für solche Fahrleistu­ngen würden sogar viel kleinere Akkus reichen.“

Auch bei Roland Bamberger aus Obertrum dominiert das Thema E-Mobilität den Alltag.

Als Spezialist für Online-Vergleichs­plattforme­n hat sich der 36-Jährige vor wenigen Jahren selbststän­dig gemacht, sein jüngstes Projekt ist das Portal e-autovergle­ich.com – laut eigenen

Angaben Österreich­s erste Vergleichs­plattform für E-Mobilität. „Das Angebot an unterschie­dlichsten Fahrzeugen, Ausstattun­gen und Lademöglic­hkeiten steigt ständig und viele Interessie­rte fühlen sich dadurch überforder­t.“Genau

hier will das neue Vergleichs­portal ansetzen. „Wir möchten Klarheit in die Branche bringen

und wenden uns mit dem Angebot an Menschen, die sich zum ersten Mal mit der Elektromob­ilität beschäftig­en.“

Als Alleinstel­lungsmerkm­al seines Portals sieht Roland Bamberger nicht nur die Tatsache, dass zum Start bereits alle in Österreich erhältlich­en Elektrofah­rzeuge samt den wichtigste­n Daten und Fakten angeklickt werden können. „Wir verstehen uns vielmehr als eine Art Mitmachpor­tal. Es ist ausdrückli­ch erwünscht, dass unsere User ihre Meinungen und Erfahrunge­n zu den jeweiligen Modellen posten.“Die

Vielzahl dieser niederschw­elligen Informatio­nen soll es einfacher machen, sich ein persönlich­es Bild zu machen. Neben den schriftlic­hen Kommentare­n gibt es aber auch ein spezielles Bewertungs­tool, das es in weiterer Folge möglich macht, Fahrzeuge nach den wichtigste­n Kriterien wie Reichweite, Sitzplätze oder Anhängerla­st zu filtern. „Die Besucher der Seite erhalten dadurch sehr schnell eine Auswahl an Fahrzeugen, die für sie relevant sind“, so Bamberger. Als nächsten Schritt planen der Unternehme­r und sein fünfköpfig­es Entwickler­team, das Portal um weitere Inhalte zu erweitern. „Wir werden den Fokus auf die Ladeinfras­truktur, die Karten, Tarife und Wallbox-Systeme legen. Aber auch Händler, die sich besonders auf E-Autos spezialisi­eren, sind für uns ein Thema.“

Wir wissen, dass die Akkus in der Praxis viel länger halten, als die Hersteller dachten.

David Gruber, Co-Gründer elektroaut­o.at

David Gruber ist einer der Gesprächsp­artner bei

den Podiumsges­prächen im Rahmen der Fachmesse IMFS, die am 14. Oktober am Salzburgri­ng

stattfinde­t. Mehr Infos unter

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BILD: SN/E-AUTOVERGLE­ICH.COM Roland Bamberger aus Obertrum will mit seinem Onlineport­al die praktische­n Erfahrunge­n mit Elektromod­ellen publik machen.

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