Elektrisches Reisefieber
Mit der DSR/X entwickelt Zero elektrisches Reisen auf zwei Rädern unaufhaltsam weiter. Das Adventure-Bike überzeugte beim Test sowohl auf der Straße als auch offroad.
Mit dem Naked Bike Zero SR/F wurde im
Jahr 2019 die Neuzeit bei den Elektromotorrädern des E-Pioniers aus Kalifornien eingeläutet. Darauf folgte der Sporttourer SR/S, bei dem die Änderungen größtenteils optischer Natur waren und sich vor allem auf die Verkleidung beschränkten.
Am Adventure-Bike-Sektor gab es bei Zero Motorcycles schon längere Zeit keine Neuigkeiten mehr zu berichten. Das zuletzt verfügbare Modell DSR Black Forest
war schon etwas angegraut und passte nicht mehr ganz zu den modernen Premiummotorrädern der Marke. Umso beeindruckender ist das, was jetzt in Sizilien am Fuße des Ätnas vorgestellt wurde. Die
neu entwickelte Zero DSR/X ist ein echter Paukenschlag, mit dem die Elektromobilität jetzt auch ernsthaft bei den Reiseenduros Einzug hält.
Vom ersten Moment an fühlt man sich zu Hause auf dem Motorrad. Die aufrechte, leicht nach vorn geneigte Sitzposition ist für längere Fahrten komfortabel, erlaubt jedoch auch dynamisches Fahren. Die Teststrecke an den Hängen des Ätnas
bot jegliche Art von Kurven, von engen Spitzkehren bis zu lang gezogen mit zum Teil auch etwas rauerem Untergrund.
Das Fahrwerk der DSR/X ist für diesen Einsatzzweck optimal ausgelegt. Es lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen,
bügelt nahezu jede Unebenheit weg und verleiht einem so ein sehr sicheres Fahrgefühl. Dazu trägt auch die BoschMotorrad-Stabilitätskontrolle bei, die eigens an die speziellen Anforderungen von Elektromotorrädern angepasst und erstmals in einem solchen eingebaut wurde.
Auch in Offroad-Passagen zeigt sich ein ähnlich gutes Bild. Ein eigener Fahrmodus dosiert die Kraft des Motors und den Eingriff der elektronischen Helfer. Aufgrund des für ein Elektromotorrad dieser Dimension geringen Gewichts von 247 Kilogramm und der geeigneten Fahrwerksgeometrie hinterlässt die Zero auch im unbefestigten Gelände einen leichtfüßigen Eindruck.
Lediglich das Thema Reichweite trübt den generell positiven Gesamteindruck ein wenig. Die 83 Kilometer lange Testfahrt, sieben davon Offroad, verringerte den Akkustand um 53 Prozent. Dies ergibt
bei einer verfügbaren Kapazität von 15,2 kWh eine rechnerische Gesamtreichweite
von knapp 160 Kilometern. Berücksichtigt man die 1520 überwundenen Höhenmeter und die forsche Gangart, erscheint die angegebene kombinierte Reichweite von 185 Kilometern realistisch.
Eine Steigerung der für ein Reisemotorrad etwas geringen Reichweite kann durch den optional erhältlichen Charge-Tank erzielt werden. Dieser erhöht die Akkukapazität auf 20,9 kWh brutto. Man verliert dadurch jedoch das große, praktische Staufach, das sich an der Stelle des Tanks befindet. Am gleichen Platz kann alternativ ein Schnelllademodul eingebaut werden, das die Ladeleistung von 6,6 auf 12,6 kW erhöht und damit die Ladezeit halbiert. Dies ist sehr empfehlenswert, da die serienmäßige Ladezeit von zwei Stunden (0–95 Prozent) die Reisetauglichkeit einschränkt.
Die ersten Modelle der Zero DSR/X befinden sich laut Aussage des Unternehmens bereits in Europa und sollen in diesen Tagen bei den Händlern eintreffen.