Rückzug bringt MFG in Bedrängnis
Mit recht unfreundlichen Grüßen verabschiedet sich eine der zentralen Figuren der MFG, Gerhard Pöttler. Wie es im Hinblick auf die Landtagswahl weitergeht, ist damit völlig offen.
SALZBURG. Gerhard Pöttler hat seine Botschaften stets in den sozialen Medien verbreitet, unter seinen mehr als 9700 Abonnenten im Telegram-Kanal. Kein
Wunder also, dass er sein jähes Ende bei der Partei MFG (Menschen, Freiheit, Grundrechte) auch über die sozialen Medien
verlautbart hat, und zwar um 0.18 Uhr in der Nacht auf Freitag.
Dass innerhalb der MFG mitunter die Fetzen fliegen, hat man schon in anderen Bundesländern gesehen. Dass nun aber der Bundesgeschäftsführer, Bundesfinanzreferent und Landesparteiobmann in Salzburg unmittelbar vor der Bundespräsidentschaftswahl von Bord geht und auch als ordentliches Mitglied ausscheidet, kam am Freitag doch überraschend. Schließlich
war Pöttler nicht nur einer der führenden Köpfe, sondern auch ein Mitbegründer der Bewegung
im Februar 2021. Der Einzug in den oberösterreichischen Landtag blieb vorerst der einzige, in Tirol scheiterte die MFG kürzlich klar an der Fünf-Prozent-Hürde.
Dass es in Tirol nicht geklappt hat, sei kein Grund für seinen
Rückzug, sagt Pöttler. Vielmehr nennt er andere Gründe in seinem Schreiben. Der Salzburger argumentiert, dass die MFG anders bleiben müsse und es einen Unterschied zu anderen Parteien
geben müsse. „Das bedeutet aber auch, dass wir polarisieren müssen, eine Eigenschaft, die ich insbesondere in meinen Reden und Videos immer gepflegt habe. Ein Anbiedern an das bestehende System, wie es bei anderen
Parteien Usus ist und aus
meiner Sicht in der MFG zum Teil auch schon erfolgt, ist für mich nicht schlüssig.“
Daher sei er zur Auffassung gekommen, dass die handelnden Personen nicht mehr das umsetzen würden, was man den Unterstützern versprochen habe. „Da
kann und da will ich nicht mehr mitmachen.“Als Beispiel hat Pöttler eine Rechnung von 29.000 Euro für eine CoachingAusbildung für die drei Landtagsabgeordneten in Oberösterreich
parat. Es sei moralisch für ihn
nicht vertretbar, „für eine Einheit von 45 oder 50 Minuten brutto
pro Person fast 1000 Euro an Steuergeld zu zahlen, und das zu einer Zeit, wo sich viele Menschen die Grundbedürfnisse des täglichen Lebens nicht mehr
leisten können“. Das sei aus seinem Selbstverständnis mit MFGWerten nicht vereinbar, schreibt Pöttler.
Damit verliert die MFG ihren Spitzenkandidaten für die Landtagswahl am 23. April 2023. Der
Partei wurden durchaus Chancen auf einen Einzug in den Salzburger Landtag eingeräumt. Pöttler fantasierte im August noch von rund 11 Prozent. Seriöse Umfragen sahen die MFG im Frühjahr hingegen an der 5-Prozent-Marke kratzend. Die Partei hat in den
vergangenen Monaten zwar nach eigenen Angaben rund 4000 Mitglieder und 30 Ortsgruppen aufgebaut, doch wer die MFG in Salzburg nun weiterführen soll, ist völlig unklar. Von jenem Team, das Pöttler bei der Gründung der
MFG Salzburg vorgestellt hatte,
ist wenig übrig. Etliche Bezirkssprecher verabschiedeten sich
kurze Zeit später. Landwirt Engelbert Neubauer aus Dorfbeuern fungierte zuletzt als Obmann-Stellvertreter. Er sagte am Freitag, dass sich das Team der Landesgruppe noch am Abend
treffen und über die nächsten Schritte beraten werde. Neubauer räumte aber ein, dass die Partei relativ knapp vor der Landtagswahl vor einer völlig neuen Situation stehe. „Gerhard Pöttler
war eine der treibenden Kräfte hinter der Bewegung. Es ist jammerschade, dass er geht. Aber
was soll man tun, wenn es zwischen Menschen nicht mehr
passt.“Er selbst sei auf jeden Fall gewillt, weiterzumachen, sagte Neubauer.
Nach Pöttlers Austritt reagierte die MFG-Bundespartei wie üblich auch via soziale Medien. Man bedauere das Ausscheiden Pöttlers, zumal man damit einen wertvollen Mitarbeiter verliere. Michael Brunner und Christian Fiala betonten als Vorsitzende der MFGBundespartei, dass Pöttler unter dem Einfluss der Coronakrise und der überaus hohen Belastungen durch seine vielen Funktionen in der MFG wohl zunehmend
Ein Anbiedern an das bestehende System ist nicht schlüssig. Gerhard Pöttler, MFG-Mitbegründer
gelitten habe. „Eine solche Dauerbelastung sehen wir als möglichen Auslöser für emotionale
Probleme. Den Vorschlag, einige seiner Funktionen abzugeben, und andere Unterstützungsangebote hat er bedauerlicherweise abgelehnt.“
Es sei wiederholt in der Landesgruppe Salzburg zu internen Differenzen gekommen, die nicht im Sinne der MFG Österreich gewesen seien, argumentierten Brunner und Fiala. „Zusätzlich hat Gerhard Pöttler soziale Kanäle von MFG missbraucht, um seine subjektiven Ansichten zu internen Vorgängen in der Partei zu veröffentlichen.“Zu den internen Vorgängen wolle man aber nicht weiter Stellung nehmen. Man möge nur
festhalten, dass es auch in der MFG „eine normale menschliche Gruppendynamik“gebe, die
manchmal dazu führe, dass Menschen die Bewegung wieder verlassen würden.
Allein diese Reaktion führte aufseiten von Pöttler wieder zu einer Gegenreaktion. „Diese
Form einer Presseaussendung auf einem solchen Niveau zeigt
mir nur umso mehr, dass der Schritt, die MFG zu verlassen, der
richtige war.“