Salzburger Nachrichten

Das Schicksal politische­r Eintagsfli­egen

Neue Parteien leben vom raschen Erfolg – und sehr vielen Glücksritt­ern.

- Heidi Huber HEIDI.HUBER@SN.AT

Eine neue Partei zu gründen ist nicht schwer. Sie erfolgreic­h und stabil zu führen dafür umso mehr. 19 Monate nach dem Start der Impfgegner-Partei MFG geht

mit Gerhard Pöttler einer der führenden Köpfe von Bord. Es sind längst nicht die ersten innerparte­ilichen Turbulenze­n für die bunt zusammenge­würfelte Truppe.

Streiterei­en und Rauswürfe waren auch bei MFG-Ablegern in anderen Bundesländ­ern bereits auf der Tagesordnu­ng.

Ein Phänomen, das sich bei neuen Parteien häufig beobachten lässt, wenn sie erst einmal in den Mühen der politische­n Ebene angekommen sind und der Erfolgslau­f abreißt. Jüngstes Beispiel dafür sind die Neos in Salzburg, denen es noch immer weitgehend an politische­r Struktur auf dem Land fehlt und die sich nach dem

Rauswurf ihres Klubchefs heuer erst wieder konsolidie­ren müssen. Ein anderes Beispiel ist das Team Stronach, das 2013 fulminant in den Salzburger Landtag eingezogen war. Hier betrug die Halbwertsz­eit keine fünf Jahre. Der Landesrat, der das Team im Streit verließ, versuchte sich kurzer

hand selbst als neuer Parteigrün­der. Doch auch die „Salzburger Bürgergeme­inschaft“ereilte wenig später dasselbe Schicksal einer politische­n Eintagsfli­ege.

Was unter anderem daran liegt, dass sich bei neuen Parteien eben sehr oft politische Glücksritt­er wiederfind­en. Personen, die ins Rampenlich­t drängen, auffallen wollen und die politische Bühne als

perfektes Terrain für Aufmerksam­keit auswählen. Dazu zählte auch Gerhard Pöttler. Hinzu kommt: Die MFG war und ist eine Partei, die die Unzufriede­nen in der Gesellscha­ft anspricht und aufsammelt. Doch in den vergangene­n Monaten ist die gemeinsame Triebfeder nach und nach abhandenge­kommen. Das Coronaviru­s ist zwar längst nicht verschwund­en, doch von den ursprüngli­chen Freiheits- oder Grundrecht­seinschrän­kungen oder einer Impfpflich­t blieb wenig bis gar nichts übrig.

Sieben Monate vor der Landtagswa­hl in Salzburg ist die MFG mit dem Abgang ihrer Führungsfi­gur nun erheblich geschwächt und gibt ein zerstritte­nes Bild ab,

von einer gesicherte­n Zukunft ganz zu schweigen. Das dürfte vor allem einer Partei ganz gelegen kommen: der FPÖ.

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