Iranerinnen in Salzburg brechen ihr Schweigen
Am Sonntag zeigen sich Salzburger Iranerinnen bei einer Kundgebung solidarisch mit jenen, die derzeit im Iran gegen das Regime protestieren.
SALZBURG. Mahsa wurde im Iran geboren und lebt jetzt in Salzburg. Die junge Frau hat nicht nur denselben Vornamen wie die Iranerin Mahsa Amini, die Mitte September nach der Festnahme durch die iranische Sittenpolizei
gestorben ist. Mahsa wurde selbst einmal von der Sittenpolizei im Iran festgenommen. Als sie 17 Jahre alt war, traf sie sich in einem Park mit Freunden. „Wir waren zwei Mädchen und zwei Burschen. Wir waren spazieren und die sogenannte Sittenpolizei hat uns aufgehalten. Sie brachten uns sofort in ein Gefängnis. Ein Gefängnis wie das, in dem Mahsa Amini gestorben ist.“
Eine Nacht wurden Mahsa und ihre Freundinnen festgehalten.
Am nächsten Tag gab es eine Gerichtsverhandlung. „Natürlich
hatten wir keine gesetzliche Vertretung. Es gab nur eine Urteilsverkündung des Richters. Die Strafen waren 70 Peitschenhiebe
für uns Mädchen und 80 für die Burschen.“
Mahsa ist eine von zwei Iranerinnen, die am Sonntag um 15 Uhr bei einer Kundgebung am Salzburger Hauptbahnhof anlässlich des Todes von Mahsa
Amini sprechen werden. Auch ihre Freundin Mozhdeh will sich öffentlich zu dem Vorfall um die
Sittenpolizei äußern und wird am Salzburger Bahnhofsvorplatz sprechen. „Frauen im Iran sind
wie Objekte. Sie sind nur dazu da, um Kinder zu kriegen und dem Mann zu dienen.“
Die Aktion wird organisiert von der Salzburger Fotokünstlerin Lisa-Maria Thalmayr. Sie
kennt viele Iranerinnen, weil ihr
Mann dort geboren wurde. „Im Iran wird man ab der Geburt als Frau unterdrückt. Die Frau ist nur
halb so viel wert wie der Mann. Und das ist nicht nur so dahingesagt: Bei einem Gerichtstermin
braucht man zwei Frauen, damit sie eine gültige Stimme haben.“
Mit der Kundgebung wolle sie mit Iranerinnen und Iranern, die in Salzburg leben, ein Zeichen setzen. Sie wollen die Menschen im Iran, die nun protestieren, unterstützen. „Bei den Vorbereitungen haben mir so viele mutige Frauen ihre Geschichte erzählt.
Aber viele haben Angst davor, sich öffentlich zu äußern, weil ihre Familie im Iran Probleme bekommen könnte“, sagt Thalmayr. Umso mutiger sei der Auftritt
von Mahsa und Mozhdeh am Sonntag, sagt die Organisatorin. Mozhdeh möchte jedenfalls nicht länger schweigen. „Es
bricht mein Herz, wenn ich die Fotos und Videos sehe, wie Menschen – vor allem Frauen – für ihre und unsere Rechte kämpfen.“
„Viele wollen aus Sorge um ihre Familie nicht sprechen.“Lisa-Maria Thalmayr, Künstlerin