Mit PR-Kampagnen allein gewinnt man keine Lehrer
Viele Schulen suchen verzweifelt nach Personal. Jetzt rächen sich die Versäumnisse der vergangenen Jahre.
Es gibt Krisen, die sind Jahre im Vorhinein absehbar
– die akute Personalkrise an den Pflichtschulen ist eine solche. Der Mangel an Lehrpersonal ist dort mittlerweile so groß, dass Lehramts-Studentinnen
und -Studenten schon nach ein paar Uni-Semestern an die Schulen gerufen werden, damit die Schüler nicht allein in den Klassen sitzen.
Studentenvertreter, Lehrergewerkschafter und Schulexperten weisen seit Jahren auf diese immer
größer werdende Personallücke hin. Und es ist ja auch seit Langem bekannt, dass die Babyboomer
langsam in den Ruhestand wechseln und Pensionierungswellen auf die Schulen zukommen.
Dagegen unternommen haben die politischen Entscheidungsträger in den Ländern und im Bund so gut
wie nichts. Die vor Jahren als großer Wurf präsentierte „PädagogInnenbildung NEU“hat das Problem sogar noch verschärft: Zwar gab es gute Gründe, die Lehrer/-innen an Mittelschulen und Gymnasien gemeinsam auszubilden. Allerdings hatte diese Reform
– wie viele andere Schulreformen der vergangenen Jahre – Fallstricke. So war von Beginn an klar, dass eine Verdoppelung der Studienzeit für Mittelschullehrer viele vom Studium abhalten würde.
Dazu kommen die vergleichsweise nicht konkurrenzfähigen Gehälter. Da hilft es dann auch nicht,
wenn das Bildungsministerium halbherzig um Quereinsteiger aus der Wirtschaft wirbt und das Land Salzburg eine Imagekampagne startet.
Um der größer werdenden Personallücke an den Schulen Herr zu werden, braucht es schon mehr: Erstens wird man – den Widerständen der Unis zum Trotz – über eine Verkürzung der Studienzeit für
Volks- und Mittelschullehrer/-innen reden müssen. Zweitens müssen die Universitäten in der Lehre flexibler werden und mehr Onlineunterricht ermöglichen – zumal sich in den Coronajahren klar gezeigt hat, dass ebendas gut funktioniert. Drittens braucht es
Angebote für Quereinsteiger, die mehr sind als nur ein Placebo: Qualifizierte (Lehr-)Kräfte aus der Privatwirtschaft gewinnt man nur, indem man attraktive Teilzeitmodelle anbietet, die Vordienstzeiten uneingeschränkt anrechnet, flexible Weiterbildungsangebote macht – und das Ganze rasch und ohne umständliche Ministerialbürokratie.
Von alldem ist momentan wenig zu sehen. Bildungspolitik und Hochschulen machen ein bisserl Imagepflege – und das war’s dann. Solange das so
bleibt, wird man auch die Personallücken an den Schulen nur notdürftig stopfen können.