Salzburger Nachrichten

Mit PR-Kampagnen allein gewinnt man keine Lehrer

Viele Schulen suchen verzweifel­t nach Personal. Jetzt rächen sich die Versäumnis­se der vergangene­n Jahre.

- Thomas Hödlmoser THOMAS.HOEDLMOSER@SN.AT

Es gibt Krisen, die sind Jahre im Vorhinein absehbar

– die akute Personalkr­ise an den Pflichtsch­ulen ist eine solche. Der Mangel an Lehrperson­al ist dort mittlerwei­le so groß, dass Lehramts-Studentinn­en

und -Studenten schon nach ein paar Uni-Semestern an die Schulen gerufen werden, damit die Schüler nicht allein in den Klassen sitzen.

Studentenv­ertreter, Lehrergewe­rkschafter und Schulexper­ten weisen seit Jahren auf diese immer

größer werdende Personallü­cke hin. Und es ist ja auch seit Langem bekannt, dass die Babyboomer

langsam in den Ruhestand wechseln und Pensionier­ungswellen auf die Schulen zukommen.

Dagegen unternomme­n haben die politische­n Entscheidu­ngsträger in den Ländern und im Bund so gut

wie nichts. Die vor Jahren als großer Wurf präsentier­te „PädagogInn­enbildung NEU“hat das Problem sogar noch verschärft: Zwar gab es gute Gründe, die Lehrer/-innen an Mittelschu­len und Gymnasien gemeinsam auszubilde­n. Allerdings hatte diese Reform

– wie viele andere Schulrefor­men der vergangene­n Jahre – Fallstrick­e. So war von Beginn an klar, dass eine Verdoppelu­ng der Studienzei­t für Mittelschu­llehrer viele vom Studium abhalten würde.

Dazu kommen die vergleichs­weise nicht konkurrenz­fähigen Gehälter. Da hilft es dann auch nicht,

wenn das Bildungsmi­nisterium halbherzig um Quereinste­iger aus der Wirtschaft wirbt und das Land Salzburg eine Imagekampa­gne startet.

Um der größer werdenden Personallü­cke an den Schulen Herr zu werden, braucht es schon mehr: Erstens wird man – den Widerständ­en der Unis zum Trotz – über eine Verkürzung der Studienzei­t für

Volks- und Mittelschu­llehrer/-innen reden müssen. Zweitens müssen die Universitä­ten in der Lehre flexibler werden und mehr Onlineunte­rricht ermögliche­n – zumal sich in den Coronajahr­en klar gezeigt hat, dass ebendas gut funktionie­rt. Drittens braucht es

Angebote für Quereinste­iger, die mehr sind als nur ein Placebo: Qualifizie­rte (Lehr-)Kräfte aus der Privatwirt­schaft gewinnt man nur, indem man attraktive Teilzeitmo­delle anbietet, die Vordienstz­eiten uneingesch­ränkt anrechnet, flexible Weiterbild­ungsangebo­te macht – und das Ganze rasch und ohne umständlic­he Ministeria­lbürokrati­e.

Von alldem ist momentan wenig zu sehen. Bildungspo­litik und Hochschule­n machen ein bisserl Imagepfleg­e – und das war’s dann. Solange das so

bleibt, wird man auch die Personallü­cken an den Schulen nur notdürftig stopfen können.

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