Inflation treibt die Mieten an, Ruf nach Deckelung wird laut
WIEN. Nicht nur an der Tankstelle und beim täglichen Einkauf bekommen die Menschen die hohe Inflation zu spüren, auch bei den Mieten macht sich die ungewöhnlich starke Teuerung immer stärker bemerkbar.
Angesichts von Mieterhöhungen um zweistellige Prozentsätze schlagen Mieterschützer nun Alarm.
Aus Sicht von Georg Niedermühlbichler, Präsident der Mietervereinigung Österreich, sind die im Mietrecht verankerten Wertsicherungsklauseln dringend reformbedürftig.
Sie regeln, dass die Vermieter bei Kategoriemieten (Wohnungen im
Altbestand mit vor 1994 abgeschlossenen Verträgen) den Mietzins erhöhen können, wenn der Verbraucherpreisindex seit der letzten Anpassung um fünf Prozent gestiegen ist. Den Mietern stehe heuer bereits die dritte der Erhöhungen ins Haus, die sich inzwischen auf 17 Prozent summierten, sagt Niedermühlbichler. Er hält es daher für dringend geboten, die Wertsicherungsklauseln anzupassen. Ähnliche Klauseln gibt es auch bei den meisten frei vereinbarten Mietverträgen. Es sei nicht einzusehen, dass bei Mieten die volle Inflation durchschlage, sagt Niedermühlbichler, in der Schweiz dürften nur 40 Prozent der allgemeinen Inflationsrate auf die Mieten aufgeschlagen
werden. Dass er nach einem Preisdeckel für Mieten ruft, verwundert
nicht, sitzt Niedermühlbichler doch für die SPÖ, die einen solchen schon lange fordert, im Wiener Landtag.
Die Vermieter haben für die Forderungen kein Verständnis. Der Geschäftsführer des Verbands der Immobilienwirtschaft, Anton Holzapfel, verweist auf die Pflichten zur Instandhaltung und Sanierung der Mietobjekte. Um diesen nachkommen zu können, seien Wertsicherungsklauseln unverzichtbar. Zudem hätten Hauseigentümer mit „galoppierenden Betriebskosten“zu
kämpfen. Auch bei Richtwertmieten (Mietverträge nach 1994 im Altbestand) gab es laut Niedermühlbichler heuer bereits Anstiege um sechs
bis sieben Prozent.