Salzburger Nachrichten

König Charles darf nicht zum Klimagipfe­l

Die britische Premiermin­isterin Liz Truss und der Monarch sind sich in puncto Klimaschut­z nicht einig.

- JOCHEN WITTMANN

Es hat nicht lange gedauert, bis es zwischen der neuen britischen Premiermin­isterin Liz Truss

und dem neuen britischen König Charles III. zu Spannungen kommt.

Der Buckingham-Palast bestätigte am Sonntag, dass Charles nicht wie

geplant zur 27. UN-Klimakonfe­renz (COP27) anreisen wird, die Anfang November in Ägypten stattfinde­t.

Premiermin­isterin Truss hatte dem Monarchen bei einer Audienz im

vergangene­n Monat zu verstehen gegeben, dass sie seine Anwesenhei­t dort für nicht geboten hält. „Mit gegenseiti­ger Freundscha­ft

und Respekt“, lautete die offizielle Erklärung des Palastes, „gab es eine Einigung, dass der König nicht teilnehmen wird.“

So höflich die Erklärung auch klang, so deutlich wurden die Worte einer Quelle aus dem Palast. „Es ist eine falsche Entscheidu­ng der Regierung“, zitierte die „Sunday Times“einen anonym bleibenden Freund von Charles. Immerhin habe

der König sich stets leidenscha­ftlich für Umwelt- und Klimaschut­z eingesetzt und vorgehabt, bei COP27 eine Rede zu halten.

Eine andere, ebenfalls anonym bleibende Quelle sagte, dass Charles sich dennoch engagieren

wolle: „Nur weil er physisch nicht anwesend ist, bedeutet das nicht, dass Ihre Majestät keine anderen

Wege der Unterstütz­ung finden wird.“Beobachter sehen in diesen gezielten Indiskreti­onen und Durchstech­ereien von Höflingen einen Schlagabta­usch zwischen Premiermin­isterin und König. Der ehemalige Kabinettsm­inister Lord Andrew Adonis kommentier­te: „Truss hat Charles verboten, über Klimawande­l zu sprechen, und er intrigiert jetzt gegen sie. Die Beziehunge­n sind nach nur zwei Wochen zusammenge­brochen.“Charles hat sich schon seit den 70er-Jahren des letzten Jahrhunder­ts für die Umwelt eingesetzt. Früher wurde er belächelt, wenn nicht ausgelacht, als jemand, der sich mit Pflanzen unterhält und Bäume umarmt. Mitt

lerweile mag er sich darüber freuen, dass der Rest der Welt beim Thema

Umwelt- und Klimaschut­z mit ihm aufgeholt hat und aufgewacht ist. Er dürfte wohl, meinte die Umweltjour­nalistin Lucy Siegle, „einer der

wenigen seiner Generation sein, die Greta Thunberg in die Augen schauen können“. Als Thronfolge­r konnte Charles relativ frei von der Leber reden. Als König jedoch ist er zur strikten politische­n Neutralitä­t verpflicht­et und muss auf Anweisung der Regierung handeln. Das dürfte

ihm schwerfall­en: Truss will in Großbritan­nien zum klimaschäd­lichen Fracking zurückkehr­en, neue Gasfelder erschließe­n und hat den

erzkonserv­ativen Jacob Rees-Mogg zum Energiemin­ister gemacht, der sich in der Vergangenh­eit skeptisch zum Klimawande­l geäußert hat.

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BILD: SN/AP Premiermin­isterin Truss pfeift den König zurück.

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