Im Spital statt im Pflegeheim: „Solche Fälle werden mehr“
Durch die Probleme bei Senecura verschärften sich die Platzprobleme der Heime in der Stadt Salzburg. Bis zu ein Jahr liegen Personen auf der Geriatrie.
SALZBURG-STADT. Marianne Panisch ist abwechselnd wütend und verzweifelt. Im Juli des Vorjahres hatte sie ihren Mann mit Pflegestufe 3 bei der Stadt Salzburg für einen Platz im Seniorenwohnheim angemeldet. Bekommen hat sie immer noch keinen Platz – und das, obwohl es ihrem Mann seither zunehmend schlechter geht.
Der 73-Jährige leidet seit 2017 an Morbus Parkinson. Anfang des
Jahres hat sich sein Zustand nach einer Coronaerkrankung noch einmal deutlich verschlechtert,
mittlerweile hat er Pflegestufe 5.
Nach mehreren Stürzen kam er im Mai auf die geriatrische Abteilung des Salzburger Uniklinikums. Dort ist er seit Anfang September als Pflegefall gemeldet: Er ist im Spital austherapiert, kann aber nicht nach Hause entlassen werden. „Wenn er umgelagert wird, braucht man zwei Pflegekräfte. Aber geistig ist er voll da“, sagt Marianne Panisch.
Sie merke aber, dass der lange Spitalsaufenthalt ihrem Mann
nicht guttue. „Er hat dort wenig Gesellschaft. Und sein Zimmernachbar schreit und hustet die
ganze Zeit.“Besonders ärgerlich ist es für Panisch, dass sie ihren Mann schon 2020 für einen Heimplatz angemeldet hatte. Da
hatte man ihr gesagt, dass seine damalige Pflegestufe 2 zu niedrig für einen Heimplatz sei. Nun habe sie gehört, dass die Pflegestufe 5 ihres Mannes sehr hoch sei und er leichter einen Platz mit einer niedrigeren Stufe bekäme.
Die zuständige Sozialstadträtin Anja Hagenauer (SPÖ) bestätigt das. „Derzeit hätte er mit
einer niedrigeren Stufe bessere Chancen.“Der Gemeinderat habe kürzlich eine Änderung bei den
Aufnahmekriterien für die städtischen Heime beschlossen. Demnach ist es möglich, Personen mit niedrigeren Pflegestufen aufzunehmen, auch wenn auf der Warteliste Personen mit höherer Stufe stehen. „So können wir insgesamt
mehr Personen aufnehmen.
Wenn wir nur hohe Pflegestufen in den Heimen haben, dann ist insgesamt der Personalaufwand höher“, sagt Hagenauer.
Die neuen Aufnahmekriterien seien auch in Hinblick auf das
Personal beschlossen worden. „Wenn ich akut alles mit Personen mit Pflegestufe 5 und höher
belege, dann kann ich nächsten
Monat zusperren, weil mir das
Personal davonläuft.“Man brauche bei der Belegung eine Durchmischung und müsse auch darauf achten, dass man alle Personen noch gut betreuen könne.
Fälle wie jenen der Familie Panisch gebe es viele. „Die Fälle
werden mehr. Und wir können nur anbieten, dass wir die Menschen mit der Seniorenberatung
weiter gut unterstützen, bis sie einen Platz bekommen.“Bei Familie Panisch habe die Seniorenberatung schon fünf Kontaktbesuche gemacht.
Auf der Warteliste für städtische Heime stehen derzeit rund
200 Personen. Teils lägen Menschen bis zu ein Jahr auf der Geriatrie, bis sie einen Platz in einem Heim bekämen, sagt Hagenauer. „In den kommenden Tagen wird es einen Krisengipfel mit dem Entlassungsmanagement der Geriatrie geben. Wir müssen hier gemeinsam etwas entwickeln.“
Verschärft wird die Situation derzeit noch durch die Vorgänge
„Bei niedrigerer Pflegestufe hätte er bessere Chancen.“Sozialstadträtin
um das Pflegeheim der Senecura in Lehen: Denn die Stadt Salzburg hat mit dem Land vereinbart, von dort Bewohner im Reißverschlussprinzip mit der eigenen Warteliste zu übernehmen. Bis 31. Oktober muss die Senecura laut Bescheid des Landes die Belegung von 63 auf 50 Personen reduzieren.
Von den 13 Personen hätten die städtischen Heime bereits zwei
übernommen. Vier weitere seien in Vorbereitung für die Übernahme in städtische Heime, drei weitere hätten die Zusage von privaten Heimen. „Dann wären noch fünf Personen, die wir bis Ende Oktober übernehmen müssen.
Wir helfen hier mit den privaten Trägern zusammen und haben die Situation jetzt gut im Griff.“
Die politische Diskussion um die Heimaufsicht und den Rücktritt von LH-Stv. Heinrich Schellhorn (Grüne) hat auch Marianne Panisch mitbekommen. „Ich frage mich, was sich jetzt dadurch ändert?“Sie wünscht sich Handlungen von der Landesspitze.