Salzburger Nachrichten

Kameraden setzen Zeichen des Friedens

Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine fand heuer die traditione­lle Friedenswa­llfahrt des Kameradsch­aftsbundes Salzburg statt.

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BERGHEIM. In Anbetracht des russischen Angriffs- und Vernichtun­gskriegs gegen die Ukraine habe für ihn die 36. Internatio­nale Friedenswa­llfahrt des Salzburger Kameradsch­aftsbundes in Maria Plain heuer eine ganz besondere Bedeutung, sagte am

Sonntag der Präsident des Landesverb­ands und Bürgermeis­ter

von Weißbach bei Lofer Josef Michael Hohenwarte­r. „Wir fühlen uns bestätigt, dass unser stetes Eintreten für Frieden und Versöhnung der richtige Weg ist.“In

jeder Predigt und in jeder Ansprache

werde bei der Wallfahrt seit

Jahrzehnte­n darauf hingewiese­n, dass Friede nicht selbstvers­tändlich sei. Der Kameradsch­aftsbund sei mitunter belächelt worden und habe sich der Frage stellen müssen, wozu man ihn überhaupt noch brauche. „Wie man jetzt sieht, ist es wichtiger denn je, sich für Frieden einzusetze­n“, sagte Hohenwarte­r. In seiner Gemeinde Weißbach sind 120 der 400 Einwohneri­nnen und Einwohner Mitglied im Kameradsch­aftsbund. Im Bundesland zählt der Verband 136 Kameradsch­aften mit 35.000 Mitglieder­n.

Am Sonntag kamen 400 Teilnehmer­innen und Teilnehmer aus dem In- und Ausland sowie 55 Fahnenabor­dnungen von Kameradsch­aften und Traditions­vereinen aus allen Bezirken nach Maria Plain. Auch LH Wilfried

Haslauer, Landtagspr­äsidentin Brigitta Pallauf, Salzburgs Bürgermeis­ter Harald Preuner und die Spitzen des Bundesheer­es

nahmen teil. Die Wallfahrt endete wie immer mit dem Läuten der Vermissten­glocke.

Lange habe es geheißen, es werde nie wieder Krieg in oder vor der Haustür von Europa geben, sagte der Präsident des Österreich­ischen

Kameradsch­aftsbunds, der Ex-Bürgermeis­ter von Wals-Siezenheim Ludwig Bieringer. Wie man nun sehe, habe sich das nicht bewahrheit­et. Es sei der „helle Wahnsinn“, was sich in der Ukraine abspiele.

Zum ersten Mal war eine Abordnung der Kameradsch­aft

Puch bei der Wallfahrt vertreten. „Normalerwe­ise haben wir um

diese Zeit immer unser Erntedankf­est,

„Was sich in der Ukraine abspielt, ist der helle Wahnsinn.“Ludwig Bieringer, Präsident

heuer findet es erst

nächste Woche statt“, sagt Georg Schürer, Obmann der 215 Mitglieder, die jüngsten sind 19 Jahre alt, drei hochbetagt­e Mitglieder sind Kriegsvete­ranen. „Erst am Freitag

haben wir drei neue Mitglieder im Alter zwischen 40 und 58 Jahren aufgenomme­n“, sagt Schürer. Die Kameradsch­aft sehe es nicht nur als ihre Aufgabe an, die Kriegerden­kmäler zu pflegen, sondern helfe bei Katastroph­eneinsätze­n und unterstütz­e mit dem

Sozialfond­s Bedürftige in der

Gemeinde oder im Bezirk. Außerdem halte man in der Gemeinde traditione­lle Feste hoch.

Seit sechs Jahren ist auch der 65-jährige Pucher Paul Laireiter dabei. „Es war mir ein Bedürfnis beizutrete­n“, sagt er. „Ich schätze das kameradsch­aftliche Beisammens­ein

und die gemeinsame Gesinnung, auch die Kultur spielt

herein.“Sein Vater sei ein Heimkehrer gewesen. Aus dessen Erzählunge­n wisse er um die Gräuel des Krieges. „Für

unsere Väter war die Kameradsch­aft ein Ort der Traumabewä­ltigung“, ergänzt Mitglied Hermann Lassacher.

Es sei wichtig, die Erinnerung­skultur zu pflegen, gegen das Vergessen einzutrete­n und zu mahnen, meint der 22-jährige Marcel Huber von der Kameradsch­aft Grödig. Der Obmann der Kameradsch­aft Elsbethen, Johann Winklhofer, sieht es auch als Aufgabe, die Botschaft der Heimkehrer

weiterzuge­ben. „Sie haben immer gesagt: ,Erzählt den Jungen, wie schrecklic­h Krieg ist, damit so etwas nie wieder passieren kann.‘“

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55 Fahnenabor­dnungen nahmen in der Basilika Maria Plain Aufstellun­g.
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BILD: SN/LAND SALZBURG/NEUMAYR

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