Quo vadis, SV Grödig?
Der ehemalige Bundesligist steht vor dem Abstieg in die Salzburger Liga.
Einige können sich wohl noch an den
17. Juli 2014 erinnern: Grödig besiegte in der 2. Qualifikationsrunde für die Europa
League auswärts den FC Čukarički Belgrad sensationell mit 4:0. Eines der absoluten Highlights in der Vereinsgeschichte. Die
beiden Protagonisten Toni und Christian Haas waren hauptverantwortlich für den
kometenhaften Aufstieg des „Dorfklubs“. Dieser schaffte innerhalb von nur zehn Jahren den Durchmarsch von der 1. Klasse
bis in die 1. Bundesliga – eine einmalige Erfolgsgeschichte im heimischen Fußball.
Nach dem Abstieg aus der 1. Bundesliga im Mai 2016 und dem freiwilligen Rückzug aus dem Profifußball hat sich bei Grödig sehr viel verändert. Mit nur fünf Punkten ziert man momentan das Tabellenende der
Regionalliga Salzburg. Das vor der Saison ausgegebene Ziel Qualifikation für die Regionalliga West scheint wohl schon frühzeitig außer Reichweite zu sein.
Für den Absturz in die Bedeutungslosigkeit gibt es viele Gründe. Ein entscheidender Faktor ist, dass sich mit Christian Haas die wichtigste Person im Verein mehr oder
weniger verabschiedet hat. Durch den Rückzug des Geldgebers fehlen nicht nur die Visionen und Ziele, sondern auch ein
klares Bekenntnis, wohin die Reise gehen sollte. Ebenso war der Abgang des Nachwuchsleiters Mario Helmlinger ein herber
Verlust. Unter seiner Führung war der
Nachwuchs nach Red Bull die unangefochtene Nummer zwei in Salzburg. Viele Spieler von damals sind heute Stammspieler in den verschiedensten Regionalliga-Teams und einige haben es sogar in den Profifußball geschafft. Mit der Installation von Heimo Pfeifenberger als Sportdirektor hat
man zwar versucht diese Lücken zu schließen, aber aufgrund der fehlenden Perspektive haben immer wieder Talente den Verein verlassen oder sind erst gar nicht nach Grödig gewechselt.
Grödig stellt zwar das jüngste Team in der Liga, aber mit Spielern wie Robert
Völkl, Patrick Schober, Martin Hartl, Stipo Colic und Matthias Finder hat man genug Routine und Erfahrung in den eigenen Reihen. Die kurzfristigen Abgänge von Milos Savic, Andres Sfait und Miodrag Pivas nach dem Ende der Transferzeit haben das Team von Trainer Thomas Schnöll natürlich zusätzlich geschwächt. Aber trotz allem ist die bisherige Punkteausbeute einfach zu wenig, um den eigenen Ansprüchen gerecht zu werden. Für den Salzburger Amateurfußball wäre es wünschenswert, wenn Grödig bald wieder den Sprung nach oben schaffen würde. Allein schon
wegen der hervorragenden Infrastruktur gehört dieser Verein in die Westliga.
Thomas Hofer führte Anif als Trainer zwei Mal zum Westliga-Titel und gehört seit Jahren zu den besten Amateurtrainern in ganz Österreich. Für die „Salzburger Nachrichten“analysiert der 52-jährige Tennengauer ab
sofort regelmäßig die Regionalliga Salzburg.