Funke sprang bei Metallern noch nicht über
Nach ergebnisloser erster Verhandlungsrunde starten Betriebsräteversammlungen in den Unternehmen. Nächste Runde am 17. Oktober.
WIEN. Die erste Verhandlungsrunde für die 130.000 Beschäftigten in der Metalltechnischen Industrie (MTI)
ist am Montagabend ohne Ergebnis zu Ende gegangen. In den gut sechs Stunden dauernden Gesprächen
habe es seitens der Arbeitgeber keine konkreten Forderungen oder Gegenangebote gegeben, sagten die Gewerkschafter. Man habe Positionen abgeklärt und Stimmungsbilder aus den Unternehmen erörtert, hieß es von den Arbeitgebern.
Die Gewerkschaften Pro-Ge und GPA wollen nun von 12. bis 14. Oktober Betriebsrätekonferenzen für die gesamte Metallindustrie bundesweit einberufen. Damit wollten sie „das Tempo erhöhen“, denn es zeige sich „dass die Arbeitgeber die Verhandlungen verschleppen wollen“, erklärten die Chefverhandler der
Arbeitnehmer, Karl Dürtscher und Rainer Wimmer. MTI-Fachverbandsobmann Christian Knill wies auf die schwierige und uneinheitliche
Situation in den Betrieben hin. „Viele sagen, sie stehen vor einer Gewitterfront und können nur auf Sicht fahren. Ein KV-Abschluss wie
von den Gewerkschaften gefordert
würde etliche Betriebe in den Ruin treiben“.
Die Arbeitnehmervertreter hatten schon am 19. September ihre Forderung nach einer Erhöhung der Löhne und Gehälter um 10,6 Prozent präsentiert. Basis der Forderung ist eine durchschnittliche Inflation von 6,3 Prozent in den
vorangegangenen zwölf Monaten. Die Chefverhandler der Gewerkschaften pochten unter Verweis auf
gute Gewinne der Metallindustrie auf eine angemessene Beteiligung der Beschäftigten. „Es geht darum, die Kaufkraft der Menschen zu stärken“, man werde keine Reallohnverluste hinnehmen, hieß es.
Die Arbeitgeber verwiesen auf die sich abschwächende Konjunktur und auf hohe Belastungen durch gestiegene Energie- und Rohstoffpreise. MTI-Obmann Knill bezeichnete die Lohnforderung als „unvernünftig und überzogen“.
Knill hatte Bereitschaft zu Einmalzahlungen signalisiert. Das könne
nur „Schnittlauch auf der Suppe sein“, richteten die Gewerkschafter aus. Sie wollen auch Verbesserungen beim Rahmenrecht, etwa 1000 Euro für Lehranfänger, einen neuen Zuschlag für Samstagsarbeit und
leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche.
Die Lohnverhandlungen stehen heuer unter besonders schwierigen
Vorzeichen, weil wegen der stark gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten die Inflationsrate auf das zweistellige Niveau der 1950er-Jahre geklettert ist. Die Inflationsschnellschätzung für September
belief sich auf 10,5 Prozent. Die Arbeitgeber
sehen die Abgeltung der hohen Inflation als gesamtgesellschaftliche Herausforderung, auch staatliche Unterstützungen seien zu berücksichtigen.
Der Metaller-Abschluss gilt als Messlatte für die folgenden Lohnabschlüsse. Allerdings ist die Metallindustrie vergleichsweise gut gestellt, der Mindestlohn liegt bei
hohen 2090 Euro (brutto).