Auch Lehrlingsmarkt ist leer gefegt
Arbeitslosigkeit sank im September auf niedrigsten Stand seit 14 Jahren.
12.225 offene Lehrstellen waren Ende September beim Arbeitsmarktservice (AMS) gemeldet, fast 40 Prozent mehr als vor der Coronapandemie. Demgegenüber suchten 7446 Jugendliche einen Lehrplatz,
um 7,1 Prozent weniger als 2019. Im Durchschnitt brauchen Betriebe fast vier Monate, um passende Anwärter zu finden, geht aus einer
Auswertung des AMS hervor – gut drei Wochen länger als vor der Krise
– im Tourismus sogar fünf Monate. In allen Bundesländern, mit Ausnahme von Wien, übersteigt die Zahl der angebotenen Lehrstellen jene der Interessenten.
Insgesamt habe sich die Zahl der jungen Menschen, die eine Lehre
begännen, aber seit 2020 wieder klar stabilisiert, sagte Wirtschaftsund Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) am Montag bei der Vorlage der Arbeitsmarktdaten für September. 32.314 Lehranfänger habe es dieses Jahr gegeben, um 6,8 Prozent mehr als im Vorjahr. Ende September befanden sich 108.091 Lehrlinge in Ausbildung.
„Mit der Lehre haben wir ein Instrument, um das uns viele Länder der Welt beneiden“, sagte Kocher, der kürzlich ein Kooperationsabkommen mit den USA abgeschlossen hat und weitere mit Thailand
und Indonesien plant. „Gerade in einer Zeit, in der Fachkräftemangel
„Mit robusten Daten in den Herbst.“ sich auch demografisch verstärken
wird, ist die Lehre eine gute Chance für junge Menschen“, betonte er.
Am Run auf bestimmte Berufe hat sich hierzulande aber wenig geändert. Zwar gibt es heute 226 Lehrberufe in Österreich, doch noch immer wollen 30 Prozent der Jugendlichen in den Handel, in Kfz-Werkstätten oder in Büros. Bei den offenen Stellen ist die Auswahl laut
AMS ähnlich gering: Knapp ein Drittel entfällt auf Verkäufer, Köche
und Kellner.
Nicht nur die Jugendarbeitslosigkeit, sondern auch die Arbeitslosigkeit generell ist im September weiter gesunken. 237.409 Menschen
waren zu Monatsende beim AMS als arbeitslos gemeldet, um 31.841
weniger als ein Jahr zuvor. Inklusive 68.750 Schulungsteilnehmern sind derzeit 306.159 Menschen ohne Job.
Die Arbeitslosenquote sei mit 5,7 Prozent auf den niedrigsten Stand seit 14 Jahren gesunken, sagte Kocher. Das zeuge einmal mehr davon, „dass der österreichische Arbeitsmarkt den geopolitischen Herausforderungen derzeit noch trotzt“.
Auch für AMS-Vorstand Johannes Kopf stehen die Arbeitsmarktzahlen den negativen Einstellungen
vieler klar entgegen. Unternehmen suchten derzeit noch immer massiv
Personal. Der fast extreme Wirtschaftsaufschwung sei vorbei, „eine echte Rezession erwarte ich – solange Gas fließt – jedoch nicht“, so Kopf. Beim AMS seien 129.000 offene Stellen gemeldet, 13,1 Prozent mehr als Ende September 2021. Laut dem Stellenmonitor des Wirtschaftsbunds sind sogar 256.203
Arbeitsplätze frei.