Salzburger Nachrichten

Erstes In-vitro-Baby Salzburgs wurde vor 30 Jahren gezeugt

Mittlerwei­le kamen im Bundesland mehr als 1000 Kinder dank medizinisc­her Hilfe aus dem Krankenhau­s auf die Welt.

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SALZBURG-STADT. Die Salzburger Landesklin­iken (SALK) begehen mit einem Festakt am Donnerstag ein

Jubiläum: Vor 30 Jahren, im Oktober 1992, wurde in den SALK das erste Institut für Reprodukti­onsmedizin im Bundesland gegründet. Seither

kamen mehr als 1000 Kinder dank medizinisc­her Hilfe von dort auf die Welt. Ergänzend zum SALK-Angebot haben sich mittlerwei­le auch zwei private Institute etabliert, wie Thorsten Fischer, Vorstand der Uniklinik für Frauenheil­kunde und Geburtshil­fe, betont: „Dies war und ist wichtig, da die Nachfrage nach Hilfe

beim unerfüllte­n Kinderwuns­ch stetig ansteigt.“

Im Juli 1993 kam es zu der ersten Geburt in Salzburg nach einer künstliche­n Befruchtun­g: Der Bub

wog 2570 Gramm und war 49 Zentimeter groß. Inzwischen ist die Abteilung, die seit 2012 unter Führung des Leitenden Oberarztes Michael Sommergrub­er steht, so ausgestatt­et, dass alle in Österreich zugelassen­en Methoden angewendet werden können. Das ist zum einen die In-vitro-Fertilisat­ion (IVF): „Dabei

wird die Eizelle mit Spermien in einer Glasschale zusammenge­bracht; die Befruchtun­g erfolgt von selbst – wenn es genug aktive und

bewegliche Spermien gibt“, erklärt Sommergrub­er. Zweite Methode ist

die intrazytop­lasmatisch­e Spermienin­jektion (ICSI): Dabei wird die Eizelle unter dem Mikroskop mit einem Spermium geimpft; diese Methode

wird genutzt, wenn die Samenquali­tät beeinträch­tigt ist.

Ein Meilenstei­n war der im Jahr 2000 etablierte IVF-Sonderfond­s:

Finanziert aus dem Familienla­stenausgle­ichfonds werden so 70 Prozent der Kinderwuns­ch-Behandlung­skosten (für maximal vier Versuche pro Frau) übernommen: „Der

Selbstbeha­lt pro Versuch beträgt dann nur mehr rund 1000 Euro.

Und binnen vier Versuchen werden 80 Prozent der Frauen tatsächlic­h schwanger“, betont der Oberarzt.

Seit Ende der 1990er-Jahre können in Salzburg zudem Eizellen oder Embryonen „auf Vorrat“gefroren werden (befristet auf zehn Jahre),

um einen späteren Kinderwuns­ch zu verwirklic­hen. Genutzt werde das meist von Frauen, die mit einem gynäkologi­schen Karzinom, mit Fehlgeburt­en oder mit Endometrio­se kämpften, sagt Sommergrub­er. Neu ist zudem, dass in Österreich auch die Nutzung von Fremdsamen erlaubt ist; an den SALK wird dieses Verfahren aufgrund rechtliche­r Bedenken derzeit aber nicht angewendet. Legalisier­t

ist mittlerwei­le auch die Eizellensp­ende, sagt Sommergrub­er: „Spenderin und Empfängeri­n müssen sich aber kennen. Und es muss ein Notariatsa­kt dazu aufgesetzt werden, der das Prozedere regelt.“

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Intrazytop­lasmatisch­e Spermienin­jektion ist eine Methode.

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