Salzburger Nachrichten

Klimabonus: Auszahlung mit vielen Tücken

564.000 Salzburger sind bezugsbere­chtigt. Der Fall eines betagten Mannes zeigt, wie komplizier­t es sein kann. Von 500 Euro blieben nur 391 übrig.

- ANTON PRLIĆ

SALZBURG. 500 Euro Klimabonus sollen alle erwachsene­n Österreich­er vom Klimaminis­terium angesichts der Teuerungsw­elle bekommen. Für einen Salzburger

blieben von dem Geld allerdings nur 391 Euro übrig.

Der Mann wird seit mehreren Monaten im Spital behandelt. Da er seine Kontodaten nicht bei FinanzOnli­ne eingegeben hatte,

hinterlegt­e ihm die Post wie vorgesehen einen Gelben Zettel zur

Abholung seiner Gutscheine im Postkasten. Seine Gattin ließ den Zettel von ihm unterschre­iben

und ging damit in eine Postfilial­e. Dort lautete die Auskunft, dass die Unterschri­ft allein nicht ausreiche, um die Gutscheine bzw. das Geld auszuhändi­gen: Da es sich um einen RSa-Brief handle, müsse die Unterschri­ft notariell beglaubigt werden.

Da der Mann das Spital nicht verlassen kann, musste der Notar ins Krankenhau­s kommen. Die Kosten für die Anreise plus Beglaubigu­ng betrugen 108,98 Euro. Die Familie ist dementspre­chend

verärgert. Bei der Post weist man darauf hin, dass die Ausgabe von RSa-Sendungen im Zustellges­etz

geregelt sei. „Die Sendungen dürfen nur von der jeweiligen Person abgeholt werden – oder es besteht eine beglaubigt­e Vollmacht“, sagt Post-Sprecher Michael Homola.

Als beglaubigt­e Vollmacht hätte allerdings auch eine Postvollma­cht gegolten, die man sich um 20,40 Euro hätte ausstellen lassen können. Das wäre zwar nicht

gratis, aber immerhin günstiger als die Notarvaria­nte gewesen.

Allerdings gibt es auch um diese Vollmachte­n Verwirrung:

Denn auf der Website des Ministeriu­ms konnte man sich gratis eine eigene Klimabonus-Vollmacht herunterla­den, diese gab es auch per Postwurf. „Diese Vollmacht gilt allerdings nur für die Zustellung zu Hause, damit etwa ein Familienmi­tglied die Sendung entgegenne­hmen kann. Auf der Filiale brauche ich eine

beglaubigt­e Vollmacht“, sagt Homola. Er bedauere, wenn Personen dadurch weniger Geld vom Klimabonus übrig bleibe. „Aber

uns sind durch das Zustellges­etz die Hände gebunden.“

Bisher wurden in Österreich laut Ministeriu­m 6,6 Millionen Überweisun­gen zum Klimabonus

getätigt, 896.912 Gutscheine wurden an die Post zur Zustellung

übergeben. Bisher wurden gesamt 3,48 Milliarden Euro ausbezahlt. In Salzburg wurde der Klimabonus laut Ministeriu­m bisher rund 400.000 Mal überwiesen, rund 54.000 Gutscheine habe die Post zur weiteren Zustellung bekommen. Bezugsbere­chtigt sind alle Personen, die länger als ein halbes Jahr in Österreich einen Hauptwohns­itz haben. In Salzburg sind 564.000 Personen

bezugsbere­chtigt. Kinder und Jugendlich­e bekommen 250 Euro, Erwachsene 500 Euro.

Bei der Salzburger Arbeiterka­mmer gebe es täglich mehrere

Anfragen zum Klimabonus, sagt Konsumente­nberater Christian Obermoser. „Der Großteil sind

verunsiche­rte Personen, die das Geld noch nicht bekommen haben.“Täglich würden sich Personen melden, weil Familienmi­tglieder oder Nachbarn das Geld

bereits erhalten hätten, aber sie selbst noch nicht.

Fragen wegen der Zustellung der Gutscheine für Personen, die im Moment nicht zu Hause seien,

habe es viele gegeben, sagt Obermoser. Er habe auch mit einer Frau gesprochen, die sich darüber beschwert hat, dass sie einen Gutschein zugesandt bekam, obwohl sie eine Kontonumme­r bei FinanzOnli­ne hinterlegt hatte. „Und dann ist sie mit den Gutscheine­n

zur Auszahlung zur Post99-Filiale gegangen. Dort

wurde ihr gesagt, dass das Geld ausgegange­n sei. Jetzt hat sie den Gutschein nicht einmal einlösen

können. Das dürfte kein Einzelfall gewesen sein“, sagt der AKBerater.

Aus dem Klimaminis­terium heißt es, dass man bei den Überweisun­gen mit einer Fehlerquot­e von 0,5 Prozent einen sehr niedrigen Wert habe. In den meisten Fällen seien Kontonumme­rn

nicht korrekt hinterlegt worden. In einzelnen Fällen sei es zu

Überweisun­gen auf Firmenkont­en gekommen, die in FinanzOnli­ne von Privatpers­onen als Konto hinterlegt worden waren. In diesen Fällen sei eine Rücküberwe­isung erforderli­ch.

Zur Frage der Vollmachte­n heißt es, dass man sicherstel­len

„Auf der Filiale brauche ich eine beglaubigt­e Vollmacht.“Sprecher Post

müsse, dass der Klimabonus auch wirklich bei jenen Personen ankomme, denen er zustehe. Man müsse auch darauf achten, dass es nicht zu Betrug komme.

Es gebe auch eine Möglichkei­t, an das Geld zu kommen, das in Filialen hinterlegt worden sei, ohne extra etwas für eine Vollmacht zu

bezahlen: Wenn der RSa-Brief mehrere Wochen nicht abgeholt

werde, würde dieser an das Ministeriu­m zurückgesc­hickt und

vermerkt, dass keine Zustellung möglich gewesen sei. Dann könne man über die Service-Hotline 0800 8000 80 die weitere Vorgangswe­ise vereinbare­n.

Für die Salzburger Familie, die zum Notar geschickt wurde,

kommt diese Informatio­n allerdings zu spät. Die 108,98 Euro Notarkoste­n bekommt sie jedenfalls

nicht mehr zurück.

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Immerwähre­nd . . .
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Michael Homola,
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WWW.SN.AT/WIZANY

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