Salzburger Nachrichten

Mit Wiener Dialekt und Superkräft­en gegen das Böse

Sie haben Schmäh, verstehen sich aber als ernsthafte Superhelde­n made in Austria: Wie Captain Austria, Donauweibc­hen, Lady Heumarkt und der Bürokrat sich gegen die Schurken stellen.

- MARTIN BEHR „Konnte mir Bubentraum erfüllen.“Harald Havas, Comicexper­te

WIEN. Die Pandemie hat auch den heimischen Superhelde­n zugesetzt, aber jetzt sind Captain Austria jr.,

Donauweibc­hen, der Bürokrat, Lady Heumarkt und alle anderen aus der Austrian-Superheroe­s-Riege

wieder da, um wild entschloss­en und mit allerlei gefinkelte­n Geheimwaff­en gegen das Böse zu kämpfen. Ein Spezialban­d von ASH (Austrian Superheroe­s) wurde am

Wochenende auf der Vienna Comic Con der Öffentlich­keit vorgestell­t, in der Hauptgesch­ichte gerät die

kernige Lady Heumarkt, auch Furie genannt, ob eines geheimnisv­ollen, dunklen Schurkenwe­sens in Rage: „Jetzt hot sa se manifestie­rt, jetzt

kann i ihr ane semmeln!“Klingt wie eine Mischung aus Jazz-Gitti und

Edmund „Mundl“Sackbauer.

„Neue Superhelde­n braucht das Land“, dachte sich vor sechs Jahren der Wiener Journalist und Comicexper­te Harald Havas und kreierte in

Anlehnung an US-Vorbilder wie Captain America, Superman oder Spider-Man rot-weiß-rote Adaptionen. „Wir wollten aber nie eine Parodie machen, also etwa einen Schnitzelm­an, der lustig Schnitzel

verschießt, oder gar einen Mozartkuge­lhelden. Unsere Helden haben auch Herkunftsg­eschichten und

persönlich­e Probleme“, sagt Havas im Gespräch mit den SN.

Captain Austria jr. – sein Vater war als Superheld im Kalten Krieg aktiv – ist der Anführer der neuen

Wiener Wächter. Eigentlich heißt er Kurt Kogler, ist 20 Jahre alt und studiert an der Wiener Uni. Er verfügt

über die fünffache Stärke eines Mannes und verfügt über den „Wiener Charme“. Will heißen: Er kann Frauen in Sekundensc­hnelle für sich einnehmen und beeinfluss­en.

Das Donauweibc­hen wiederum

stammt aus dem Wasserreic­h Hydoria und kann sich jederzeit verflüssig­en. Neben der bereits erwähnten

Lady Heumarkt kämpft auch noch Max Mustermann alias der Bürokrat für die Wiener Wächter: „Ein Steuerbera­ter aus dem 21. Bezirk, der mit seinem Gehirn Funkwellen empfangen und mit seinen Fingern eine rauchartig­e Materie ausströmen lassen kann, aus der er Waffen, Mauern oder Werkzeuge formt“, erläutert Havas, der das alpenländi­sche Heldenuniv­ersum aufgebaut

hat. Zeichneris­ch umgesetzt wird

das alles von einem insgesamt 30köpfigen Team, aus dem Andi Paar und Thomas Aigelsreit­er hervorstec­hen. Auffällig: Sowohl die Zahl der Superheldi­nnen als auch jene der Zeichnerin­nen ist bei ASH – auch im internatio­nalen Vergleich –

überpropor­tional hoch. Mit Dagmar Wyka, Lisa Heschl und Isabelle Griessenbe­rger finden sich gleich drei Frauen im achtköpfig­en Hauptteam.

Was einst über eine Crowdfundi­ng-Initiative ins Leben gerufen

wurde, ist fünf Jahre lang alle zwei

Monate erschienen. Dann kam Corona. Die Jahresspez­ialbände sind als Krisenausg­aben zu interpreti­eren, wie es mit dem heimischen Superhelde­ncomic weitergehe­n wird, soll sich in Bälde auf einer Klausur entscheide­n.

„Ich habe mir eine Art Bubentraum erfüllt, indem Superhelde­n, die ich schon als Jugendlich­er sehr geschätzt habe, jetzt auch in Österreich aktiv werden. Im Spezialban­d 2022 etwa in Eggenburg im Waldvierte­l oder in Poysdorf im Weinvierte­l. Der 58jährige Journalist ist schon seit Kindestage­n comicbegei­stert: „Ich habe mich immer gegen die Schokolade und für ein PixieBuch entschiede­n, hatte ein Bussi-Bär-Abo und gab mein Taschengel­d für Comics wie Pepito, Mickymaus, Fix und Foxi oder Felix aus.“Das Interesse sei später nie versiegt, im Gegenteil, als Comicforsc­her habe er auf Universitä­ten Vorträge gehalten.

Wer die Zielgruppe für ASH sei? „Wir dachten anfangs hauptsächl­ich an Männer um die 50, doch mittlerwei­le wissen wir, dass die Hefte vom Volksschül­er

bis zur Pensionist­in gelesen werden“, betont Harald Havas. Das „ASHiversum“sei freilich wie auch die großen Vorbilder Marvel oder DC im Wachsen begriffen, sowohl „in die Breite, als auch in die Tiefe“, wie es heißt. Im aktuellen Band etwa gibt es Besuch aus Italien – Captain Venezia bietet seine Dienste an. „Die Austrian Superheroe­s haben Schmäh, sind aber genauso ernsthaft wie ihre amerikanis­chen Vorbilder“, sagt Havas. Captain Austria begibt sich im aktuellen Band übrigens in tödliche Gefahr. Doch Zauberkräf­te

könnten ihm helfen ...

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 ?? BILD: SN/M.B. ?? Miss Heumarkt, Captain Austria, Bürokrat und das Donauweibc­hen.
BILD: SN/M.B. Miss Heumarkt, Captain Austria, Bürokrat und das Donauweibc­hen.
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64 S.,16,90 Euro.
Comic: „Austrian Superheroe­s (ASH) Special“, 2022, 64 S.,16,90 Euro.

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