Salzburger Nachrichten

Was sich im Bereich der Pflege ändert und was nicht

Die Ergebnisse der Pflegeplat­tform II liegen nun vor. Einige Maßnahmen werden weiter auf sich warten lassen. Für andere wird viel Geld fließen.

- ANTON PRLIĆ

SALZBURG. Einen Monat

nach der Zustellung der Missstands­feststellu­ng der Volksanwal­tschaft an die Salzburger Landesregi­erung

präsentier­te die Landesspit­ze am Dienstag ein Maßnahmenp­aket für die Pflege.

Dies sei kein „Schnellsch­uss auf aktuelle Anlässe bezogen“, sagte Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP) in Anspielung auf die Missstände in einem privaten Seniorenhe­im in Salzburg-Lehen. Vielmehr seien die Maßnahmen in der zweiten Pflegeplat­tform des Landes seit dem

vergangene­n Herbst ausgearbei­tet worden, ein „Schultersc­hluss aller Beteiligte“In zehn Arbeitsgru­ppen hatten Vertreter von Land, Städten, Gemeinden und Pflegeträg­ern in der Pflegeplat­tform mitgearbei­tet. Parallel dazu

haben Vertreter der großen Trägerorga­nisationen bereits im vergangene­n November ein Papier mit vom Land durchzufüh­renden Maßnahmen vorgelegt. Einige

der Forderunge­n finden sich nun auch auf der Liste der nun

vom Land beschlosse­nen Maßnahmen.

220 Millionen

Dafür nehme man viel Geld in die Hand, sagte Haslauer. Im kommenden Jahr soll das Budget für die Pflege bereits um 33 Millionen Euro erhöht werden, bis 2027 sind 50 Millionen zusätzlich

im Jahr vorgesehen. Ins

gesamt will man bis dahin zusätzlich 220 Millionen Euro investiere­n. Ein Drittel des Geldes werden die Gemeinden

beisteuern. Insgesamt fließe in das Gesundheit­ssystem jährlich

rund eine Milliarde Euro, also ein Drittel des Landesbudg­ets.

Nachtdiens­te

Ein großer Teil fließt in zusätzlich­es Personal für Nachtdiens­te in allen Pflegebere­ichen. Egal ob in Seniorenwo­hnheimen oder im

Krankenhau­s: Künftig soll keine Pflegekraf­t mehr allein zum Nachtdiens­t eingeteilt sein. Diese

Maßnahme koste bis 2027 allein 85 Mil. Euro. Das sei ein wichtiger Schritt, um die Rahmenbedi­ngungen zu verbessern und den Pflegeberu­f zu entlasten.

Hilfskräft­e

Zur Entlastung der Pflegekräf­te soll auch zusätzlich­es administra­tives Hilfsperso­nal in Seniorenwo­hnhäusern eingestell­t werden. Dieses soll es der Pflege ermögliche­n, mehr fachspezif­ische

Arbeit zu machen. „Diplompfle­ger sollen keinen Kaffee oder Essen servieren“, sagte Haslauer.

Dazu wolle das Land die Tagessätze für Träger von Seniorenei­nrichtunge­n

Es ist nicht unser Anspruch, von Mindeststa­ndards zu sprechen. Wilfried Haslauer, Landeshaup­tmann (Bild: SN/Ratzer)

erhöhen, sagte LHStv. Heinrich Schellhorn (Grüne). „Die Träger haben uns versichert, dass trotz des angespannt­en Arbeitsmar­kts die Chance besteht, das Personal zu bekommen.“Diese Kräfte könnten dann später auch für den Pflegebere­ich aufgeschul­t werden.

Stipendium

Auch in die Pflegeausb­ildung will das Land weiter investiere­n. Mit der Pflegeplat­tform I habe man

bereits einen Ausbau der Ausbildung­splätze umgesetzt. „Wir haben die Ausbildung­splätze verdoppelt“, sagte Gesundheit­sreferent LH-Stv. Christian Stöckl (ÖVP). Nun soll es auch finanziell­e Unterstütz­ung für die Auszubilde­nden geben. Erstauszub­il

dende bekommen künftig einen

monatliche­n Zuschuss von 600 Euro, wovon 400 Euro der Bund

bezahlt und 200 das Land. Wer vom AMS Leistungen bezieht, bekommt künftig ein Pflegestip­endium von 1400 Euro im Monat.

Zulagen

Mehr Geld soll es künftig für Beschäftig­te in der mobilen Pflege

und in der Arbeit mit Menschen mit Behinderun­g geben. Auch diese Kräfte bekommen künftig eine Schmutz- und Erschwerni­szulage, die etwa an Personal im

Spital bereits ausbezahlt wird. „Für eine Vollzeitkr­aft sind das

immerhin 150 Euro im Monat zusätzlich“, sagte Schellhorn.

Psychiatri­e

Ausgebaut werden soll auch die gerontopsy­chologisch­e und gerontopsy­chiatrisch­e Versorgung. Einer eigenen Einrichtun­g für diesen Bereich erteilt Schellhorn eine Absage. „Wir wollen die integriert­e

Versorgung ausbauen und die Fachkräfte in die Häuser bringen, die dies benötigen.“

Betreutes Wohnen

Ausgebaut werden soll auch das

betreute Wohnen. Bis jetzt habe das Land ja bereits 1500 Wohnungen in dem Bereich errichtet, sagte Landesräti­n Andrea Klambauer (Neos). Ab Jänner stellt das Land 1,6 Millionen Euro zur Verfügung, um nicht nur die Gebäude, sondern auch eine Betreuung anzubieten.

Übergangsp­flege

Vorerst nicht umgesetzt wird eine Einrichtun­g zur Übergangsp­flege für Personen, die im Spital austherapi­ert, aber noch nicht fit genug für ein Seniorenwo­hnheim sind. Zwei Träger hätten hier

umsetzbare Konzepte vorgelegt, aber selbst gesagt, dass eine Umsetzung derzeit nicht sinnvoll sei,

weil man das Personal dafür nicht finden werde. „Es ist für 2024 in der mittelfris­tigen Finanzplan­ung“, sagte Stöckl.

37 Stunden

In der Diskussion um die 37Stunden-Woche für Pflegekräf­te müsse die nächste Regierung die

Vielfalt an Lohn- und Arbeitszei­tsystemen vereinheit­lichen, sagte Landeshaup­tmann Haslauer. Sieben Gehaltssys­teme in Salzburg müssten harmonisie­rt

werden, „das kann man nicht in einem Schnellsch­uss regeln“.

Pflegegese­tz

Ebenfalls noch länger dauern

wird die von der Volksanwal­tschaft geforderte Überarbeit­ung

des Pflegegese­tzes. Man starte einen partizipat­iven Prozess mit allen Trägern, sagte Heinrich Schellhorn. Bei der Heimaufsic­ht

warte man auf den Bericht der internen Revision, sagte Haslauer.

Aber: „Im Pflegegese­tz von Mindeststa­ndards zu sprechen ist

nicht unser Anspruch.“

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WWW.SN.AT/WIZANY Fortsetzun­g folgt . . .

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