Salzburger Nachrichten

VS Lehen wird „Lernhäuser“beherberge­n

Das Siegerproj­ekt für den Um- und Neubau der Volksschul­en Lehen 1 & 2 sieht Räume für moderne Pädagogik und Grün für Dach und Fassade vor.

- BARBARA HAIMERL

SALZBURG-STADT. Es wird das

größte Bildungsba­uprojekt für eine städtische Volksschul­e und einen Kindergart­en in der Landeshaup­tstadt seit der Errichtung des Bildungsca­mpus in Gnigl. Diesmal geht es um den Stadtteil Lehen. Die Volksschul­en Lehen 1 und 2 werden im Kern saniert und bekommen einen Erweiterun­gsbau. 540 Kinder aus 27 Nationen werden dort derzeit

unterricht­et. Außerdem wird der Kindergart­en in der Franz-Martin-Straße zum Teil abgebroche­n

und um einen Holzbau erweitert. Insgesamt investiert die Stadt 35 Millionen Euro.

Am Dienstag präsentier­ten Baustadträ­tin Martina Berthold (Bürgerlist­e) und Vizebürger­meister Bernhard Auinger (SPÖ) das Siegerproj­ekt. Es stammt vom Architektu­rbüro PLOV aus

Wien und konnte sich gegen acht andere Projekte durchsetze­n. Die Jury habe sich nach stundenlan­ger kontrovers­ieller Diskussion für das Projekt der Linzerin Marion Gruber und des Salzburger­s Christoph Leitner entschiede­n, schilderte Auinger. „Es gibt in

Salzburg Schulbaute­n, wo sich die Architektu­r stärker durchgeset­zt hat als die Interessen der Nutzer, hier wurde ein Kompromiss gefunden, der das Beste für die Kinder bringt.“

Das letztlich einstimmig zum Sieger gekürte Projekt habe sie

bei der Präsentati­on sofort überzeugt, sagt Direktorin Sylvia Wallinger. Sie habe dafür gekämpft. „Ich wusste, das will ich.“In der

neuen Schule werden 8000 Quadratmet­er Nutzfläche zur Verfügung stehen, das sind um 1730 Quadratmet­er mehr als jetzt. Der zusätzlich­e Platz ist dringend nötig, um die Kinder auch am Nachmittag gut betreuen zu können. Im Vorjahr nützten bereits 240

Kinder dieses Angebot, das ist die Hälfte aller Mädchen und Buben. Heuer sind es bereits 300 Kinder.

Nach der Fertigstel­lung der Schule sollen die Kinder ab

Herbst 2027 nach dem pädagogisc­hen Konzept der Lernhäuser

unterricht­et werden. Dabei wird die Schule in kleinere Einheiten unterteilt. Pro Lernhaus sind

vier Klassen (von der 1. bis zur 4. Schulstufe) und zwei Räume

für das Lehrperson­al um einen Marktplatz angeordnet. Die Kinder können dort auch klassenund altersüber­greifend lernen. Statt auf Frontalunt­erricht fußt das Konzept auf einem Miteinande­r zwischen älteren und jüngeren Kindern, die sich zusätzlich zum Unterricht in der eigenen Klasse immer wieder treffen und gegenseiti­g unterstütz­en. Betreut

werden sie von einem Lehrerteam. Die Betreuung am Nachmittag findet ebenfalls in den Lernhäuser­n statt. „Das wird die erste Schule, in der wir dieses

Konzept zu 100 Prozent umsetzen“,

sagt Auinger. Die Vorschulki­nder werden schon seit heuer in einem Lernhaus unterricht­et.

Für das Siegerproj­ekt sprach auch die durchdacht­e Erweiterun­g des Kindergart­ens. Die Gruppenräu­me werden alle in

Richtung Süden angelegt. Außerdem wird ein großzügige­r Vorplatz geschaffen.

Mit dem Bauvorhabe­n geht eine Premiere einher: Um von

Anfang an auf die verschiede­nen Bedürfniss­e Rücksicht zu nehmen, fanden im Vorfeld Workshops statt, die wegen Corona online abgehalten wurden. Alle Beteiligte­n waren eingebunde­n –

von der Schulleitu­ng über das Lehrperson­al und das Team der Nachmittag­sbetreuung bis zu Eltern, dem Verwaltung­spersonal, dem Verein Spektrum und den

Schulsozia­larbeiteri­nnen und -arbeitern. Als Ergebnis lag ein Raum- und Nutzungsko­nzept vor, das dem Architektu­rwettbewer­b zugrunde gelegt wurde.

Mit dem Projekt gelinge es, Pädagogik, Architektu­r, Nachhaltig­keit und Klimaschut­z zu vereinen, sagt Baustadträ­tin Berthold.

„Wir arbeiten auf den höchsten

Klimaaktiv­standard Gold hin.“Die Teilsanier­ung spare Ressourcen. Die Schule wird entkernt

und bekommt eine Holzhülle, der Zubau wird in Holz-Hybridbauw­eise errichtet. Das Dach wird begrünt und bekommt eine PV-Anlage. Ein Teil der Fassade

wird erdgebunde­n begrünt. Das Schulwartg­ebäude wird abgerissen, um Raum für einen Vorplatz zu gewinnen. Die Bäume sollen

weitgehend erhalten bleiben. Die Kinder werden in die Gestaltung der Außenfläch­en eingebunde­n.

Schulbaute­n und Schulsanie­rungen seien das Steckenpfe­rd

von PLOV, sagt Architekti­n Marion Gruber. „Das ist nicht unser erstes Schulproje­kt.“Durch die Zusammenle­gung der beiden Schulgebäu­de würden ein Hauptzugan­g sowie eine Zentralgar­derobe geschaffen. Von dort werde eine Kaskadenst­iege ins Obergescho­ß führen. Jedes Lernhaus hat eine Verbindung zu einem Freibereic­h, in dem auch gelernt werden kann. „Uns ist wichtig, den

Kindern eine heimelige Atmosphäre zu bieten.“

„Ich wusste in der Jurysitzun­g sofort, dieses Projekt will ich.“Sylvia Wallinger, Schulleite­rin

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Präsentier­ten das Siegerproj­ekt: Stadträtin Martina Berthold, SIG-Chef rion Gruber, Direktorin Sylvia Wallinger und Vizebgm. Bernhard Auinger.
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BILD: SN/ROBERT RATZER Alexander Schrank, Architekti­n Ma

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