Junge Wilde erobern altehrwürdige Kulisse
ETFs, Aktien, Krypto? Kein Interesse! Österreich ist ein Land der Aktienmuffel. HAK-Absolventen aus Neumarkt haben jetzt einen Plan entwickelt, um das zu ändern.
NEUMARKT. Es war ein Tag, den sie so schnell nicht vergessen
werden: In den Räumen der Nationalbank, der Hüterin der heimischen Geldpolitik, wurden
vier Absolventen der HAK Neumarkt (Maurus Mack, Martin Kastner, Fabian Greinmeister, Nikolas Klaunzer) mit dem Research Talent Award ausgezeichnet. Dieser wird alljährlich von Nationalbank und WU Wien vergeben, um herausragende Diplomarbeiten von Schülerinnen und Schülern aus AHS und BHS zum Thema Geld- und Finanzwirtschaft zu würdigen.
Das Neumarkter Quartett hatte ein Konzept für einen neuen Schulzweig „Investment.HAK“mit Fokus auf Finanzen, Investment, Börse & Trading erarbeitet. Enorme Tatkraft und inhaltliche Tiefe attestiert Betreuungslehrer
Wolfgang Daringer den vier Schülern. Zur Höchstleistung
hatten sie auch persönliche Erfahrungen angespornt. „Wir sind seit drei Jahren totale Kapitalmarktfans“, erzählt Maurus Mack. „Wir waren nach wenigen
Wochen regelrecht gefangen und fasziniert davon.“Ihren Wissensdurst dazu bekamen sie aber selbst in der HAK nicht wirklich
befriedigt. „Wir lernen zwar viel über Finanzen, aber zum Finanzmarkt ist das ziemlich oberflächlich.“Ihre landesweite Umfrage unter Schülern bestätigte, dass sich viele für Börsen interessierten, aber viel zu wenig informiert fühlten. Was nicht überrascht, da Österreich als höchst konservativ
beim Veranlagen gilt. Um Aktien machen die meisten Menschen einen großen Bogen.
Was Mack und seine Kollegen nicht verstehen: „Langfristig sind
Aktien anderen Sparformen überlegen.“Und gerade die junge Generation könne sich nicht darauf verlassen, dass der Staat in 40 oder 50 Jahren noch ordentliche Pensionen garantiere.
„Wir leben mit massiver Teuerung, Wohlstand geht verloren. Da ist es wichtig, sich mit den Finanzmärkten zu beschäftigen.“Das sei aber nur möglich, wenn
man gut informiert sei. Sonst
könne aus Investments rasch ein riskantes Abenteuer werden.
In ihrer Investment.HAK würde tiefgreifend zum Finanzmarkt gelehrt, bis hin zu Börsenpsychologie, persönlicher Finanzplanung und Portfoliomanagement
– samt Trading Room in der Schule. Dass die Beschäftigung
mit Aktien oder Kryptowährungen
keineswegs unverantwortliches Spekulieren darstellen muss, leben Mack und seine Kollegen vor. In ihren Depots investieren sie mit monatlichen Sparplänen in ETFs, die in der Regel Indizes mit einer Vielzahl verschiedener Aktien abbilden. Langfristige Wertsteigerung, nicht Zockerei, steht beim Veranlagen im Mittelpunkt.