Die Handwerker des Jahres sind gekürt
Jung, risikobereit und ein begnadeter Tüftler. Der Salzburger Handwerkspreis geht heuer an den Pinzgauer Andreas Zimmer. Sein vierteiliges Splitboard ist Tourenski und Snowboard in einem.
SALZBURG, MITTERSILL. Es ist ein traditionsreicher Preis, bei dem
heuer ein mutiger und risikobereiter Jungunternehmer auf den Schild gehoben wird. Andreas Zimmer aus Mittersill ist der Sieger des heurigen Handwerkspreises in Salzburg. Er setzt seit Jahren eigene Ersparnisse ein, um in der Garage sein neues Produkt
marktreif zu machen. Sein vierteiliges Splitboard ist quasi Snowboard und Tourenski in einem. Zweitere bilden die beiden Außenteile, während man beim Aufstieg den Mittelteil zusammenklappt und im Rucksack verstaut.
Man spürt, wie Zimmer, ein gelernter Bautechniker, der sich dann einem technischen Masterstudium widmete, für sein Produkt brennt. Jahrelang wurde an Materialien und Pressprozessen geforscht, um speziell das Gewicht so zu senken, damit Aufstieg wie Abfahrt dem Komfort
von normalen Tourenski und Snowboards entsprechen. Jedes Stück ist handgemacht, rund 30 Stunden braucht Zimmer pro Board. Seit vorigem Jahr ist der Mittersiller selbstständig und
produziert kleine Stückzahlen. Das vierteilige Board soll bald in seinem Onlineshop www.pihapper-ltd.com in den Verkauf gehen. Preis: 1600 bis 1800 Euro. Im
Der Pinzgauer steht auf Handarbeit, ist kein Fan von Massenfertigung
Gegensatz zu manchem Jungunternehmen, das in kaufmännischen Superlativen schwelgt und von globalen Visionen träumt,
bleibt Zimmer handwerklich bodenständig und bescheiden. „In die Massenproduktion“wolle er
nicht, sein Ziel sei es, regionale Märkte zu bedienen und allenfalls „in Europa Beachtung zu finden“. Von Exporten in weit entfernte Märkte wie die USA hält er
wenig, allein schon wegen des ökologischen Fußabdrucks.
Platz zwei beim heurigen Handwerkspreis geht an die Fußbodentechnik Ing. Maikl GmbH, die im Franziskanerkloster mit
Terrazzoarbeiten auf sich aufmerksam machte. Terrazzo ist ein aus Zement und getönten
Steinchen hergestellter Werkstoff – eine alte Handwerkskunst, die bis ins Mittelalter zurückgeht und nun wieder entdeckt wird.
Wolfgang Wagner, Gesellschafter der Maikl GmbH, spricht von einem Leuchtturmprojekt im Kloster. „Auch wir haben uns wieder auf Terrazzo besonnen.“Was aber nur möglich war, weil man ein junges, engagiertes Team mit hochwertigem handwerklichem
Wissen habe. Die besonderen Fähigkeiten einzelner Mitarbeiter hob auch Gerhard Fercher von der Fercher + Stockinger Holzhandwerk GmbH hervor. Die Seekirchner Firma schafft es mit der Fenstersanierung beim Pfarr
hof Maria Himmelfahrt in Freilassing auf Platz drei. Das denkmalgeschützte Gebäude sollte seine historische Fassade erhalten, zugleich aber zeitgemäßen Wärmeschutz ermöglichen. Es
brauchte zahllose Gespräche mit dem Denkmalamt, aber auch eine
Bauherrin, die bereit war, „tief in die Tasche zu greifen“. Und letztlich hervorragende Mitarbeiter, die imstande gewesen seien, ein solches Schmuckstück (Fercher) zu schaffen.
Den Aufschwung der Frauen, die in allen Bereichen nach vorn
preschen, bildet die Wirtschaftskammer
mit dem heurigen Handwerkspreis noch nicht ab. Die drei Hauptpreise gehen an Männer, zwei Frauen erhalten
immerhin Anerkennungspreise. Einer geht an die Meisterfloristin Elena Hofmann aus Hallein, die außergewöhnliche Wandbilder
für Innenräume gestaltet. Speziell die Trocknung und Konservierung der Pflanzen und Gewächse, die in die Gemälde eingearbeitet würden, seien herausfordernd.
Den zweiten Anerkennungspreis erhält Amanda Cantarella aus Anif für ihr Projekt „Monster High Nägel“, das die Jury auch
künstlerisch hochwertig nennt. Den dritten Anerkennungspreis
holt sich die Hartl Bau GmbH für eine spektakuläre Wendeltreppe
im Campus Eggelsberg.
Zwei Meisterinnen mit Anerkennungspreisen