Salzburger Nachrichten

Jedes Haus bekommt fünf Klafter Brennholz

- Anton Kaindl ANTON.KAINDL@SN.AT

Angesichts der Energiekri­se ist Holz als Brennmater­ial wieder gefragt. Zum Glück verfügen rund 10.000 Liegenscha­ften in Salzburg über Holzbezugs­rechte. Sie stammen aus dem 19. Jahrhunder­t, gelten auf immerwähre­nde Zeit und sind immer

wieder die Ursache für Rechtsstre­itigkeiten. Nicht

weil sie so wertvoll sind, sondern weil mit ihnen Stellvertr­eterkriege geführt werden. Da die Holz- und Weiderecht­e für einen bestimmten

Wald beziehungs­weise eine Parzelle gelten, lassen sich

mit ihnen Projekte ausbremsen. Da wird dann ein Lifthäusch­en bekämpft, weil die Schafe genau dort ein besonders feines Graserl finden.

Ursprüngli­ch nahmen sich die Bauern aus einer Allmende das Holz, das sie benötigten. Im Laufe der Jahrhunder­te eigneten sich die Grundherre­n diese Wälder an. Die Bauern konnten aber

weiter ihren Holzbedarf decken. Geregelt war das meist

nicht, und mit steigendem Holzbedarf kam es zu Konflikten

und zur Übernutzun­g.

Durch die Grundentla­stung 1849 konnten die Bauern den

von ihnen bewirtscha­fteten Boden erwerben. Die lebenswich­tigen Holzrechte regelte in der Folge ein Patent von Kaiser Franz Joseph vom 5. Juli 1853. Bauern ohne ausreichen­d eigenen Wald wurden eingeforst­et. Das heißt, sie bekommen Holz

nach Bedarf aus fremdem Wald. Die belasteten Wälder in Salzburg gehören den Bundesfors­ten, den Saalforste­n und der Familie Schwarzenb­erg.

Von 1858 bis 1889 kamen Beamte in die Dörfer und stellten

bei jedem Anwesen detaillier­t den Holzbedarf fest. So gab es

für ein Wohnhaus fünf Klafter Brennholz. Das sind rund 17 Raummeter. Dazu gab es Bau-, Zaun- und Brunnenhol­z. Auch die Modalitäte­n wurden genau

geregelt. In Salzburg entstanden so 7000 umfangreic­he handgeschr­iebene Regulierun­gsurkunden, die bei der Agrarbehör­de des Landes lagern. Verändert sich durch Kauf oder Verkauf eine Liegenscha­ft, muss der

Holzbedarf neu berechnet werden. Das macht die Salzburger

Agrarbehör­de etwa 200 Mal im Jahr. Rechtsgrun­dlage sind die alten Urkunden.

 ?? In den BILD: SN/JOSEF RAUCH/KAPRUN MUSEUM ?? Holzbringu­ng mit Schlitten am Kapruner Schaufelbe­rg 1920er-Jahren: eine sehr gefährlich­e Arbeit.
In den BILD: SN/JOSEF RAUCH/KAPRUN MUSEUM Holzbringu­ng mit Schlitten am Kapruner Schaufelbe­rg 1920er-Jahren: eine sehr gefährlich­e Arbeit.
 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria