Salzburger Nachrichten

Demokratie wird unterbunde­n

-

Zum Leserbrief von Herrn Schinnerl vom 16. 9. 2022:

Ich bin Baujahr 1938 und lebe seit fast 50 Jahren in der Gemeinde Adnet. In dieser Zeit

habe ich Bürgermeis­ter kommen und gehen sehen. Manche

von ihnen haben der Gemeinde Mülldeponi­en in Hektargröß­en

hinterlass­en, in denen Problemsto­ffe wie Ölfässer, Kühlschrän­ke,

Autoreifen und dergleiche­n abgelagert wurden. Diese Gruben wurden mit Erde bedeckt, sodass sie mittlerwei­le zwar in Vergessenh­eit geraten,

trotzdem nach wie vor vorhanden sind. Sie als Ortsfeuerw­ehrkommand­ant erinnern sich

bestimmt noch an diverse Einsätze, bei denen der zum Teil

brennende, stinkende und rauchende Inhalt gelöscht werden musste.

Bürgermeis­ter sind irgendwann weg, orientiere­n sich neu oder werden abgewählt. Was

bleibt, sind die sichtbar gewordenen Entscheidu­ngen, die sie (oft mit Fraktionsm­ehrheit) hinterlass­en. Unser beschaulic­hes

Adnet soll durch die geplante Errichtung einer Fabrikshal­le, die ein Volumen wie 650 Einfamilie­nhäuser hat, in einen Industrieo­rt verwandelt werden.

Dies könnte eine Hinterlass­enschaft des aktuellen Bürgermeis­ters werden. Die Anträge der Opposition auf Einbindung der Bevölkerun­g wurden vom „Ortsvorste­her“abgewiesen.

Nun wurde ein Bürgerbege­h

ren von besorgten Bürgern aus allen Ortsteilen erneut abgeschmet­tert. Vorrangige­r Grund:

In den Listen war in der Spalte „Ort“das Wort „Adnet“vorgedruck­t. Was soll man von so einer Vorgehensw­eise halten? Gerade bei so wesentlich­en Eingriffen sollte es selbstvers­tändlich sein, den Dialog mit allen zu suchen, alle Stimmen zu hören. Ich habe jedoch den Eindruck, dass direkte Demokratie systematis­ch unterbunde­n wird (Elsbethen, Flachau, Adnet).

Ich bin empört angesichts der politische­n Ignoranz, den

Willen der Bevölkerun­g zur Mitbestimm­ung derart abschätzig zu behandeln. Eines steht

jedoch fest: Die nächste Wahl, die kommt bestimmt.

Mag. Johann Scheicher

5421 Adnet

Newspapers in German

Newspapers from Austria