Worum es bei der Hofburgwahl eigentlich geht
Für so manchen Kandidaten ist das Rennen um die Präsidentschaft nur ein Probelauf. Davon sollten sich die Wähler nicht ablenken lassen.
Das Finale ist eingeläutet. Und die letzten Tage bis zur Bundespräsidentschaftswahl drohen so inhaltsleer zu werden, wie es die vergangenen Wochen waren. Während vier der sieben Hofburgkandidaten
polternd versprechen, die Regierung eher heute als morgen vor die Tür zu setzen, ein Politsatiriker einen halbernsten Wahlkampf führt und ein Unternehmer laut eigener Aussage einfach seine Botschaften unters Volk bringen will, muss der Amtsinhaber vor allem mobilisieren und schickte zuletzt in einem kurzen Videoclip sogar seinen „First Dog“ins Hofburgrennen. Ein Wahlkampf zwischen staatsstreichartigen Machtfantasien und Hundevideos.
Die Inhaltsleere resultiert vor allem aus der Tatsache, dass sechs der sieben Kandidaten wissen, dass sie mit großer Wahrscheinlichkeit nicht der nächste Bundespräsident sein werden. Abgesehen vom Amtsbonus stützen auch vier Parteien Alexander Van der Bellen. Die Umfragen sprechen zudem, bei aller angebrachten Skepsis an der Meinungsforschung, eine deutliche Sprache. Stabilität und Altbekanntes scheinen in der Zeit der multiplen Krisen gefragt zu sein. Spannend bleibt vor allem, ob eine Stichwahl notwendig sein wird. Aber warum wenden die Herausforderer viel Geld und Energie auf, um am Ende aller
Wahrscheinlichkeit nach wieder vor und nicht in der Hofburg zu stehen? Weil die wirklich spannende
Wahl aus Sicht der meisten Kandidaten nicht am Sonntag, sondern spätestens im Jahr 2024 stattfindet: die nächste Nationalratswahl.
Das Rennen um das Amt des Präsidenten wird von den Herausforderern vor allem als Probelauf dafür
gesehen. Deshalb ist es durchaus wahrscheinlich, dass der eine oder andere Hofburgbewerber bald
wieder auf einem Wahlzettel steht. Bierpartei-Chef Dominik Wlazny wird sehen, ob er genügend Potenzial im linken urbanen Wählerspektrum hat, um von der Wiener Bezirksebene in das Parlament zu drängen – vielleicht mit einem anderen Parteinamen.
Auch Gerald Grosz, Tassilo Wallentin und MFGMann Michael Brunner wollen wissen, wie sehr sie der FPÖ den Rang als rechte Protestwählerpartei ablaufen können. Die Freiheitlichen wiederum nützen jede Bühne, um ihre regierungskritischen Botschaften unters Wahlvolk zu bringen. Im Falle der Bundespräsidentenwahl ist ihnen das ganze 2,2 Millionen Euro wert. Nun ist also klar, worum es den genannten Kandidaten und Parteien eigentlich geht.
Uns allen sollte es am 9. Oktober trotzdem und einzig und allein um etwas viel Wichtigeres gehen, nämlich um die Frage: Wer soll das höchste und mächtigste Amt der Republik innehaben?