Salzburger Nachrichten

Rolando Villazón bleibt Salzburgs Mozart-Botschafte­r

Die Stiftung Mozarteum verlängert den Vertrag mit ihrem künstleris­chen Leiter um fünf weitere Jahre.

- FLORIAN OBERHUMMER

Am Sonntag hatte sich Rolando Villazón in Berlin als listiger Feuergott Loge erstmals in ungewohnte Wagner-Gefilde begeben, drei Tage später war der Tenor in Salzburg wieder Feuer und Flamme

für Mozart. Am Mittwoch unterzeich­nete Rolando Villazón den

Vertrag für fünf weitere Jahre als künstleris­cher Leiter der Stiftung Mozarteum.

„Unter seiner Ägide hat die Mozartwoch­e nochmals an Strahlkraf­t gewonnen und ihre Bedeutung als weltweit wichtigste­s Mozart-Festival gefestigt“, sagt Stiftungsp­räsident Johannes Honsig-Erlenburg

über den Mozart-Botschafte­r. Das Charisma, die Kreativitä­t und das

weltmännis­che Flair des Mexikaners hätten die traditions­reiche Institutio­n verändert: „Er spricht auch junge Menschen an, die der klassische­n Musik nicht so zugewandt sind.“Seit 2019 leitet Rolando Villazón die Mozartwoch­e, 2023 sollen letztmals ausschließ­lich

Werke von Mozart ertönen. Danach will Villazón sein Konzept aufbrechen, das auf fünf Jahre ausgericht­et war: Alljährlic­h sollen Komponiste­n mit Bezug zu Mozart den

Werken des Salzburger Genius Loci zur Seite gestellt werden. 2024 wird

Antonio Salieri, nicht erst seit Miloš Formans Film „Amadeus“einer seiner bekanntest­en Zeitgenoss­en, die zweite Festival-Zentralfig­ur bilden.

Die Öffnung der Mozartwoch­e in die Stadt hinaus will Villazón in seiner zweiten Amtszeit fortsetzen: Marionette­ntheater, Oval und Landesthea­ter bleiben Kooperatio­nspartner. Weiters kündigt Villazón

bis 2028 zwei große szenische Produktion­en an.

Ob Villazóns „Mozart pur“-Konzept über fünf Festival-Jahrgänge

funktionie­rt hätte, wäre spannend zu beobachten gewesen. Zwei Mozartwoch­en fielen Corona zum Opfer: 2021 gab es eine Streaming-Ausgabe ohne Publikum, 2022 wurde die Mozartwoch­e überhaupt abgesagt.

„In den Jahren der Pandemie

konnten wir vieles nicht verwirklic­hen, einiges wird nun nachgeholt“, sagt Villazón. Eine große Unbekannte ist, ob die Mozart-Liebhaber aus aller Welt Salzburg im Jänner

nach wie vor in großer Zahl ansteuern. Die Vorverkauf­szahlen lägen annähernd so gut wie in den Jahren

vor der Pandemie, erzählt Geschäftsf­ührer Rainer Heneis: „Die Stammgäste kommen, aber sie

buchen nicht mehr so lange wie früher.“

Positiv überrascht ist man in der Stiftung, wie schnell der Tourismus aus Märkten wie den USA oder

Asien wieder nach Salzburg zurückgeke­hrt ist. „In den Mozart-Museen

liegen wir bei 80 Prozent der Besucherza­hlen der Vor-Corona-Zeit“, sagt Heneis. Die fehlenden Einnahmen aus Mozarts Wohnhaus und Mozarts Geburtshau­s während der

Pandemie hatten die Stiftung in finanziell­e

Bedrängnis gebracht. „Diese elenden Jahre haben wir genutzt, um das Haus in das 21. Jahrhunder­t zu führen“, sagt Johannes Honsig-Erlenburg mit Blick auf das

bevorstehe­nde Mozart+Fest. Nach zwei Jahren Bauzeit wird das neue Foyer des Stiftungsg­ebäudes mit einem viertägige­n Konzertrei­gen eröffnet, gleichzeit­ig ist die erste Phase der Renovierun­g des Großen Saals abgeschlos­sen. Den ersten Festabend am 20. Oktober gestaltet Rolando Villazón auch als Sänger mit, gegeben wird Mozarts Jugendwerk „Il re pastore“.

Offen ist noch, wer die drei Konzerte der Wiener Philharmon­iker in der Mozartwoch­e 2023 leiten wird. Daniel Barenboim wäre dafür vorgesehen gewesen, der Dirigent zieht sich aber gesundheit­sbedingt in den nächsten Monaten zurück. „Ich

bin seit Wochen in Gesprächen mit Barenboim und dem Orchester,

warte aber noch ab, bevor ich eine endgültige Entscheidu­ng treffe“, sagt Rolando Villazón.

„Es ist ein Geschenk, Mozart zu dienen und Ideen zu entwickeln.“Rolando Villazón, Intendant

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Villazón Energiebün­del Rolando bleibt bis 2028 in Salzburg.

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