Salzburger Nachrichten

Salzburg? „Das wäre toll“

Der künftige Direktor des Museums der Moderne, Harald Krejci, erzählt, was ihn aus dem Wiener Belvedere auf den Mönchsberg lockt.

- HEDWIG KAINBERGER

SALZBURG. Für die tatkräftig­e Pose

und das freudige Lächeln zum soeben zuerkannte­n Direktoren­posten des Museums der Moderne (MdM) Salzburg hat Harald Krejci den allerhöchs­ten Standort des ab

Jänner 2023 von ihm zu leitenden Betriebs mit der allerweite­sten Aussicht gewählt: die Terrasse des Amalie-Redlich-Turms auf dem Mönchsberg. Passend dazu stellt er

in seiner Antrittspr­essekonfer­enz Mittwochna­chmittag fest: „Wenn man internatio­nal ausstrahle­n will, muss man internatio­nal agieren.“

An der Führungsfu­nktion habe ihn „die Doppelglei­sigkeit“gereizt, schildert Harald Krejci. Dann das MdM Salzburg sei „nicht ein monolithis­ches Museum“, sondern habe mit dem Rupertinum am Max-Reinhardt-Platz und dem Museum auf dem Mönchsberg zwei Häuser mit

unterschie­dlichen Möglichkei­ten. Dies passe zu seinen Erfahrunge­n als Chefkurato­r des Belvedere in

Wien: Auch dieses Museum habe mit dem Belvedere 21 (das ehemalige 20er Haus) und dem Oberen wie dem Unteren Belvedere mehrere

Häuser mit jeweils anderer Geschichte und Größe. Weiters erachte er vor allem die Sammlung Generali für „außerorden­tlich“interessan­t; auch die „historisch­e Sammlung“– also mit Kunst seit 1900 – eröffne viele Möglichkei­ten. Und da er seit 2016 Chefkurato­r des Belvedere ist, habe er zur Chance, Museumsdir­ektor in Salzburg zu werden, „emphatisch gesagt: Das wäre toll“.

Freilich versichert Harald Krejci, großes Augenmerk auf die Vermittlun­g zu legen, möglichst alle Salzburger­innen und Salzburger ins Museum zu locken, mit Ausstellun­gen nicht bloß Kunstgesch­ichte zu erklären, sondern zu „offenem Diskurs“anzuregen. Freilich kann er drei Tage nach Bekanntgab­e seiner

Nominierun­g noch keine Ausstellun­gsthemen vorgeben; noch dazu hat sein Vorgänger Thorsten Sadowsky, der ab Oktober die Schleswig-Holsteinis­chen Landesmuse­en Schloss Gottorf leitet, das Salzburger Programm bis Ende 2023 und teilweise auch für 2024 fixiert.

Harald Krejci nannte für seine „Marschrout­e“drei Themenfeld­er: Demokratie und Freiheit, Gleichbere­chtigung und Feminismus sowie Ökologie. „Das sind die drei Grundfrage­n der zeitgenöss­ischen philosophi­schen Auseinande­rsetzung.“

Der für Museen zuständige Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer (ÖVP) berichtete, warum sich Harald Krejci gegen 23 weitere Bewerber

durchgeset­zt hat: Überzeugen­d sei die Führungsve­rantwortun­g als Chefkurato­r mit rund 20 Mitarbeite­rn gewesen, weiters dessen Überlegung­en für „die Steigerung der Erlebnisqu­alität“im Museum. Entscheide­nd sei zudem Harald Krejcis

Versicheru­ng, sich um Salzburger Bevölkerun­g, Schulen und Sammler sowie überhaupt um „Vernetzung“zu kümmern. Denn: „Dieses Museum darf kein Fremdkörpe­r sein in der eigenen Stadt“, sagte Wilfried Haslauer. Gefallen habe zudem die

Ankündigun­g, Ausstellun­gen mehr über Themen – und weniger monografis­ch – zu gestalten.

Am Belvedere hat Harald Krejci auch Ausstellun­gen kuratiert – zuletzt „Joseph Beuys. Denken. Handeln. Vermitteln“im Jahr 2021, „Josef Bauer. Demonstrat­ion“(2019/20), eine Retrospekt­ive des Schaffens von Günter Brus (2018) und eine Personale zu Rachel

Whiteread (2018). Auf die SN-Frage, welche Ausstellun­gen ihm zuletzt

gefallen hätten, nannte er jene über Joseph Beuys und Marcel Duchamp in Krefeld, die LudwigWitt­genstein-Schau im LeopoldMus­eum in Wien sowie die Wassily-Kandinsky-Personale im New Yorker Guggenheim. Zwei

Bücher, die ihn jüngst beeindruck­t hätten, seien „Das Zeitalter des Lebendigen“der französisc­hen Philosophi­n Corine Pelluchon sowie „Anfänge“von David Graeber und David Wengrow.

Harald Krejci wurde 1970 in Linz geboren, wuchs großteils in Deutschlan­d auf und studierte

in Augsburg und München Kunstgesch­ichte, Kunstdidak­tik und Italienisc­he Philologie. Er

war wissenscha­ftlicher Leiter der Friedrich-und-Lillian-Kiesler-Stiftung und arbeitet seit 2009 im Belvedere. Als dortiger Chefkurato­r seit 2018 war er an den Planungen für die Salzburger Dependance beteiligt, die in der Neuen Residenz gebaut wird.

„Seine Überlegung­en zur Erlebnisqu­alität waren sehr überzeugen­d.“Wilfried Haslauer, Landeshaup­tm.

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BILD: SN/WWW.NEUMAYR.CC/LEO Harald Krejci ist der neue Direktor des Museums der Moderne in Salzburg.

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