Die Ölförderländer drehen den Ölhahn zu
Die Sorge vor einer Rezession in Europa und möglicherweise der Weltwirtschaft drückt seit Monaten auf den Ölpreis. Seit Anfang Juni ist der
Preis der Nordseesorte Brent sowie der US-Sorte WTI wegen der geringeren Nachfrage zwischen 25 und 30 Prozent gesunken. Um dem Abwärtstrend Einhalt zu gebieten, einigten sich die Erdölminister der Opec plus (13 Opec-Mitgliedsstaaten sowie zehn Partnerländer, angeführt von Russland) am Mittwoch in Wien auf eine massive Kürzung des Angebots. Die Fördermenge soll
um zwei Millionen Barrel (Fass je 159 Liter) sinken, verlautete am späten Nachmittag aus dem Kreis der
Verhandler, die erstmals seit Beginn der Coronapandemie wieder persönlich zusammentrafen. Die neue
Vereinbarung gilt ab November.
Bereits im Vorfeld der Sitzung hatte die Nachricht, dass sich Saudi-Arabien und Russland für eine
massive Kürzung des Angebots einsetzten, dem Ölpreis kurzfristig zu
einer Erholung verholfen. Einer der Nutznießer des Beschlusses des Ölkartells ist Russland, das sein Erdöl
wegen der Wirtschaftssanktionen des Westens aktuell nur mit starken Preisabschlägen verkaufen kann. Im Kreis der Opec plus geht zudem die Sorge um, dass eine für russisches Erdöl geplante Preisobergrenze früher oder später auch für andere Produzenten gelten könnte.
Das Kartell hatte bereits vor einem Monat eine Kürzung der Fördermenge um 100.000 Barrel pro
Tag beschlossen, um den Verfall des Ölpreises zu stoppen und ihn nicht
unter 90 Dollar rutschen zu lassen. Die Gruppe steht für rund 40 Prozent der weltweiten Förderung, ihr
Anteil an den bekannten Ölreserven macht sogar 75 Prozent aus.
Die von Saudi-Arabien forcierte Entscheidung dürfte zu neuen Spannungen mit den USA und allenfalls politischen Reaktionen führen. Die USA hatten appelliert, das
Angebot nicht zu reduzieren und die Preise hochzutreiben. Stattdessen hatten sie ihrerseits Maßnahmen gesetzt, um den Ölpreis zu drücken. Präsident Joe Biden gab einen
Teil der strategischen Ölreserven frei und erhöhte so das Angebot.
Auch die Zinserhöhungen der USNotenbank und der stärkere Dollar
dämpften den Preis.