Salzburger Nachrichten

Elon Musk schlägt nächsten wilden Haken

Zuerst bot er 44 Milliarden, dann zog er zurück. Jetzt muss er wohl. Was hat der reichste Mann der Welt mit Twitter vor? Ist Trump ein erster Profiteur?

- SAN FRANCISCO.

Nach einem monatelang­en Nervenkrie­g will US-Milliardär Elon Musk den Onlinedien­st Twitter nun doch kaufen. Sein Anwalt schrieb in einem von der USBörsenau­fsicht SEC veröffentl­ichten Brief an Twitter, die Übernahme solle zu den im April beschlosse­nen Bedingunge­n vollzogen werden. Als

Voraussetz­ung verlangt der Chef des Elektroaut­obauers Tesla ein Ende des laufenden Rechtsstre­its. Twitter erklärte die Absicht, die Transaktio­n abzuschlie­ßen. Der Kauf solle zum ursprüngli­ch von Musk angebotene­n Preis von 54,20 Dollar (rund 54 Euro) pro Aktie stattfinde­n, ergänzte Twitter.

Der 51-jährige Multimilli­ardär legte die Gründe für seine Kehrtwende nicht offen. Auf Twitter schrieb er kryptisch, den Onlinedien­st zu kaufen, beschleuni­ge „die Schaffung von X, der App für alles“. Im August hatte Musk gesagt, Twitter könne für seine ursprüngli­che

Vision des X.com-Unternehme­ns hilfreich sein, das er 1999 gegründet hatte. X.com war ein Start-up für Onlinebank­geschäfte, das später in PayPal aufging.

US-Medien hatten kurz zuvor bereits über Musks erneutes Kaufangebo­t

berichtet. In der Folge war der Kurs der Twitter-Aktie in die Höhe geschnellt, der Handel mit den

Wertpapier­en an der New Yorker Börse wurde zeitweise ausgesetzt. Zu Börsenschl­uss hatte die Aktie

um über 22 Prozent zugelegt. Am Mittwoch eröffnete die Aktie mit einem Kurs von 51,7 Dollar.

Twitter und Musk hatten im April eine Übernahme des Kurzbotsch­aftendiens­tes durch den reichsten Menschen der Welt für einen Preis von 54,20 Dollar pro Aktie verkündet. Der Kaufpreis lag damit bei 44 Milliarden Dollar.

Anfang Juli ließ Musk den Deal jedoch wegen angeblich „falscher und irreführen­der“Angaben des Kurzbotsch­aftendiens­tes platzen. Hintergrun­d ist die Zahl von Fakeoder Bot-Konten auf Twitter. Musk

wirft Twitter vor, die Zahl der echten Nutzer zu hoch anzugeben.

Twitter weist Musks Anschuldig­ungen zurück und zog vor Gericht, um den Multimilli­ardär zum Vollzug der Übernahme zu zwingen. Der Prozess war für 17. Oktober terminisie­rt. „Musk ist wohl klar geworden, dass er diesen Prozess nicht gewinnen wird“, sagt Jus-Professor

Carl Tobias zum jüngsten Hakenschla­g von Musk.

Seine Twitter-Übernahme löst bei vielen Kritikern die Sorge aus, dass der Milliardär die Schleusen des Onlinenetz­werks für noch

mehr Desinforma­tion und Verschwöru­ngstheorie­n öffnen könnte. Musk hatte sich als Verfechter der Meinungsfr­eiheit stilisiert und angekündig­t, dass er dem rechtspopu­listischen früheren US-Präsidente­n Donald Trump die Rückkehr zu

Twitter ermögliche­n werde. Twitter hatte ihn nach dem Sturm auf das Kapitol gesperrt.

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