99 Jahre altes Werk tauchte nun
Jahrzehntelang galt das Werk als verschollen. Erst der Besitzerwechsel einer alten Badehütte brachte es wieder ans Tageslicht.
HENNDORF. Die Rede ist von einer
Wandmalerei des deutschen Malers Max Peiffer Watenphul. Er
war in den 1920er-Jahren zu Gast in Henndorf. Und er war mit dem Maler Carl Mayr bekannt, der dort das Caspar-Moser-Bräu führte und Gastgeber vieler Künstler war. Weil Max Peiffer
Watenphul damals wohl kaum Geld hatte, dürfte er als Gegenleistung für Kost und Logis die aus Holzbrettern gezimmerte
Badehütte seines Quartiergebers ausgemalt haben.
Das Werk selbst ist erklärungsbedürftig und erfüllt nach heutigem Standard alle Voraussetzungen, um als rassistisch zu gelten: In einer afrikanischen Fantasielandschaft hat Max Peiffer Watenphul Schwarze gemalt, die Kanu auf einem Fluss fahren, einem Krokodil und anderen Tieren begegnen und mit Pfeil und Bogen auf die Jagd gehen – unter anderem um einen Tiger zu erlegen, der in Afrika, nebenbei bemerkt,
nicht heimisch ist. Der Maler selbst war allerdings nie in Afrika, seine Vorstellungen über den Kontinent basierten auf wenig
mit der Realität übereinstimmenden Klischees und Stereotypen –
und auf der damals gängigen mitteleuropäischen Sichtweise auf den Rest der Welt.
Was tut man mit einem solchen Bild? „Das ist eine gute Frage. Natürlich muss man das Werk in den zeitlichen Kontext seiner Entstehung einordnen. Dieses Bild bedient alle Klischees aus der Zeit der 1920er-Jahre – inklusive Exotismus und Kolonialnostalgie, die in der Zwischenkriegszeit jedenfalls da war“, sagt Gabriele Dau, die Obfrau des Literaturhauses Henndorf. Weil sich ihr Haus nicht nur als Veranstaltungshaus
verstehe, sondern auch einen selbst auferlegten musealen Auftrag habe, habe man sich dazu entschlossen, das Bild – bzw. einen Teil davon – auch zu zeigen. „Aber man muss es erklären“, sagt sie. Das geschieht einerseits durch zwei Erklärungstafeln, die
unter dem an der Dachschräge im Obergeschoß angebrachten Bretterpaneel hängen, andererseits auch mithilfe des Salzburger
Kunsthistorikers Nikolaus Schaffer. Er ist am Freitag, dem 7. Oktober, um 19 Uhr zu Gast im Literaturhaus Henndorf und wird über das so unverhofft wiederentdeckte Frühwerk Max Peiffer Watenphuls sprechen. Er hat sich schon früher mit dem Werk des am Bauhaus in Weimar ausgebildeten Malers beschäftigt und sieht in dem auf Holzbrettern gemalten Bild ein vollwertiges Werk des
Künstlers. Es stamme vermutlich aus dem Jahr 1923. Der naive Stil sei von Max Peiffer Watenphul beabsichtigt gewesen.
Das eigentlich Spektakuläre sind aber die Umstände, wie das
Werk 99 Jahre nach seiner Entstehung nun ans Licht der Öffentlichkeit kam. Denn die neuen Besitzer der Badehütte – sie wollen
„Frühwerke des Malers sind heute besonders gefragt.“Kunsthistoriker
anonym bleiben – waren von älteren Einheimischen in Henndorf immer wieder gefragt worden, ob es denn die Bilder noch
gäbe. „Zunächst waren wir ratlos. Bilder? Welche Bilder?“, schildert ein Familienmitglied im SN-Gespräch. Zufällig habe man dann
in der Ortschronik gelesen, dass der Maler Max Peiffer Watenphul die Wand eines Badehäuschens mit einer „originellen Urwaldlandschaft“bemalt hätte. Die kam zum Vorschein, als man die innere, wohl zur besseren Isolierung der Hütte angebrachte Bretterschicht entfernte. „Wir fanden, dass zumindest ein Teil davon hier in Henndorf zu sehen sein sollte. Immerhin ist es ja Teil der Geschichte dieses Orts“, betont das Familienmitglied. Dieser
Teil des Wandpaneels ging als Schenkung an das Literaturhaus
Henndorf.