Neue Chefin will nicht nur verwalten
Mit 18 Jahren ging sie als Au-pair nach New York, jetzt ist die gebürtige Bayerin Christine Schönhuber (44) die neue Tourismus-Chefin der Stadt Salzburg.
SALZBURG-STADT. Sie ist international vernetzt, Mutter eines fünfjährigen Sohns und hat schon lange damit geliebäugelt,
wieder in Richtung ihrer alten Heimat zu ziehen. Aber: Eine Position wie jene, die sie bis zuletzt innegehabt habe, gebe man nicht
leichtfertig auf, sagt die gebürtige Bayerin. Die vergangenen zwölf Jahre hat die studierte Touristikerin in Stuttgart als stellvertretende Geschäftsführerin und Leiterin für Marketing, Innovation und Strategie für das Tourismusland Baden-Württemberg gearbeitet und war damit für die touristische Positionierung von
höchst unterschiedlichen Städten wie Pforzheim, Mannheim oder Heidelberg zuständig. Dass sie mit Salzburg nun für eine
Stadt verantwortlich sei, die klar als Kulturstadt positioniert sei, sei ein großes Glück. „Viele Städte suchen ein klares Profil, oft
muss man erst erklären, wofür die Stadt steht. In Salzburg ist das Image schon da“, erklärt Christine Schönhuber. Sie trat die Nachfolge von Bert Brugger an, der 22 Jahre lang Geschäftsführer der
Tourismus Salzburg Gesellschaft (TSG) war.
Für sie ist der neue Job – ihr erster Arbeitstag war der 3. Oktober – geografisch eine Rückkehr in ihre Heimat, zumindest fast. Denn Christine Schönhuber ist in Bad Reichenhall aufgewachsen und hat sich stets näher mit Salzburg verbunden gefühlt als mit München. „Wer so wie meine Familie aus dem Rupertiwinkel stammt, für den war Salzburg stets ein Anziehungspunkt. Besuchern haben wir immer die Festung und das Schloss Mirabell gezeigt und den Geburtstag der Mama haben wir im Sacher gefeiert.“Dass sie einmal beruflich für die
Stadt Salzburg zuständig sein
würde – und damit in ihrer Freizeit auch ihrer Leidenschaft, dem Skifahren, nachgehen kann –,
hätte sie sich damals nicht träumen lassen. Noch etwas verbindet sie mit der Stadt Salzburg: Hier ist sie vor 15 Jahren ihren ersten Marathon gelaufen.
Mit 18 Jahren hatte es Christine Schönhuber in die Ferne gezogen: Sie ging – zunächst als Aupair – nach New York. Daraus wurden letztlich sechs Jahre, in denen sie an der Montclair State University Tourismusmanagement studierte, nebenher als
Nanny jobbte und mehrere Praktika absolvierte. Darunter auch in einer Luxusreiseagentur, die für Betuchte wie Modedesigner Calvin Kein oder Millionärserbin und Geschäftsfrau Aerin Lauder exklusive Reisen und Hotelaufenthalte organisierte. Die Zeit in New York habe sie sehr geprägt.
Auf ihr damals aufgebautes Netzwerk greift sie heute noch zurück. Später wechselte sie zurück nach Europa, machte als erste Frau einen MBA-Abschluss in Management und Leadership an der Führungskräfteakademie
von Max Aicher und arbeitete in
Maishofen im Pinzgau und später in Innsbruck sieben Jahre für eine Tourismus-Incoming-Agentur.
Eine weitere Station führte sie in den nördlichen Schwarzwald,
wo sie den bis dahin kommunal organisierten Tourismus in einer Gesellschaft zusammenführte. „Da habe ich mir schon viel anhören müssen, das war knackig“, sagt sie heute. Das, was sie damals in Sachen Change Management gelernt habe, konnte sie bei späteren beruflichen Stationen
einbringen und ihre Expertise auf dem Gebiet ist auch einer jener Pluspunkte, mit denen sie die Jury im Auswahlverfahren für Salzburg überzeugt hat. Wobei sie in Salzburg keinen großen
Umsturz plant, sondern Anpassungen im Sinne von frischen
Wind hereinbringen. „In mir hat Salzburg eine Person gefunden, die nicht nur verwaltet“, sagt Christine Schönhuber. Veränderung tue manchmal weh, das Wichtigste sei aber, dass man dabei stets klar kommuniziere. „Ich mache es sehr gerne und ich habe
viele Learnings aus diesem Bereich mitgenommen.“Viele Dinge hätten aber auch ihre Berechtigung, und sie nehme sich nun die Zeit, alles anzuschauen.
Eines wird sie aber gleich ändern lassen, und zwar die Bezeichnung „Geschäftsführer“
über ihrem Namen auf dem Schild im Lift zu ihrem Büro. „Ich
bin Geschäftsführerin“, sagt sie. Und: Als „working mom“, wie sie sich selbst nennt, habe sie gelernt, sich zu organisieren. „So
wie sich damals die Mütter organisiert haben, für deren Kinder ich anfangs in New York die Nanny war.“Sie sehe es als Bereicherung, auch Mütter in ihrem Unternehmen zu haben, denn: „Mütter sind gut organisiert. Und darüber rede ich gerne, ich finde, das ist wichtig.“Genauso wie sie es wichtig findet, als Tourismuschefin direkt in der Stadt – in ihrem Fall im Andräviertel – zu
wohnen. „Ich möchte spüren, wie Salzburg tickt“, sagt sie.