50 Jahre Johnnys Disco: Der Senior legt auf
Generationen von Jugendlichen haben hier schon getanzt, gefeiert und Liebesbande geknüpft. Einmal gab es sogar Ufo-Alarm.
OBERNDORF. Eine zusammengezimmerte Holzbar, ein Blaulicht, alte Feuerwehrhelme aus Leder als Beleuchtungskörper, eine Spiegelkugel und drei Freunde als DJs. Damit startete Wirtssohn Johannes Mairoll vor 50 Jahren im elterlichen Gasthaus mit angeschlossener Metzgerei in Oberndorf eine kleine Bar. „Ich war damals 17 Jahre alt und nach dem frühen Tod meines Vaters wollte
meine Mutter nicht, dass ich um die Häuser ziehe, deshalb habe ich zu Hause etwas für junge Leute auf die Beine gestellt“, erzählt Mairoll. Auf dem Plattenteller lagen Vinylscheiben mit den Hits
von den Beatles und den Rolling
Stones, getanzt wurde aber auch zu Schnulzen von Roger Whittaker und Schlagerhits der Flippers. Die Discokugel hat Mairoll damals aus Styropor und zerschnittenen Spiegeln aus den Fremdenzimmern selbst gebastelt. Als begeisterter
Feuerwehrler nannte Mairoll die Bar am Anfang „Blaulicht“, taufte sie dann aber in „Johnnys Disco“um. „So hieß in den 1970ern auch ein Hit von
Sänger Wilfried“, sagt Mairoll, der bis 1987 auch noch das Gasthaus und die Metzgerei führte, sich dann aber zusammen mit seiner Frau Johanna ganz auf das Nachtlokal verlegte. Es wurde Schritt für Schritt vergrößert und
modernisiert und umfasst heute sieben Räume – vom zweistöckigen Clubraum im Burgstil bis zur Cocktail Lounge. Das Einzugsgebiet reicht von Mondsee bis Traunstein und von Hallein bis Braunau.
Auch ein halbes Jahrhundert nach der Gründung ist das Lokal noch immer der legendärste Club im Flachgau. Am Freitag und Samstag wird das Jubiläum gebührend gefeiert. Längst haben moderne Musik- und Lasertechnik Einzug gehalten. Die Geschäfte führen mittlerweile Tochter
Alexandra und Schwiegersohn Daniel Heidenreich. „Wir haben uns hier vor 22 Jahren kennengelernt, ich war Gast, Alexandra stand hinter der Bar“, erzählt der
39-Jährige. Er stieg damals in den Familienbetrieb ein und ist seither regelmäßig auf den internationalen Discomessen unterwegs. „Wir haben uns zum Ziel
„Wir haben uns vor 22 Jahren hier an der Bar kennengelernt.“Daniel Heidenreich, Disco-Chef
gesetzt, die Disco mit Qualität und Beständigkeit weiterzuführen.“Während Corona, als die Nachtgastronomie zum Stillstand kam, verlegten sich die beiden auf den Restaurantbetrieb.
Sie belebten die Gin-Bar, vergrößerten das Angebot an Burgern
und überdachten die angeschlossene Terrasse, um für die Gäste einen Outdoorbereich zu schaffen. „Während Corona haben bei
uns sogar zwei Paare geheiratet“,
sagt Alexandra Heidenreich. Die
Beliebtheit des Lokals zeigte sich auch, als die Nachtgastronomie
heuer im März wieder aufsperren durfte. Das Gedränge war derart
groß, dass die Disco mit Einverständnis der angerückten Polizei früher aufsperren durfte, um die Wartenden einzulassen.
An einer Wand im Lokal sind die Stargäste der vergangenen
Jahrzehnte verewigt, von Andy Borg und Peter Cornelius bis zu DJ Samy Deluxe. Auch Waterloo, Die Seer, Manuel Ortega, Reinhold Bilgeri und Simone traten schon in Johnnys Disco auf. „Bis
heute sagen die Leute: ,Gehen wir ins Mairoll‘“, sagt Seniorchefin
Johanna Mairoll. Sie freut sich, dass die Jungen den Betrieb mit „modernem Elan“in die Zukunft
führen. Früher nahm Johanna Mairoll die Gäste mit ihrem Mann
beim Einlass in Empfang. Nach wie vor ist sie für die Dekoration zuständig. Für die Geburtstagsparty hat sie sich besonders ins Zeug gelegt.Die Disco glitzert in Gold und Silber, in dem Raum, in dem vor 50 Jahren alles begann,
baumeln Schallplatten und CDs über der Bar. „Zur Feier des Tages
kann man schon etwas dicker auftragen“, meint sie. Eines freut Mairoll besonders: „Bei uns haben sich schon viele Paare kennengelernt, mittlerweile sind auch ihre Kinder unsere Gäste.“
Unvergessen ist in der Familie der 4. Februar 1994. Es war die Nacht des Ufo-Alarms. Noch heute muss Johannes Mairoll herzhaft darüber lachen. Bei der Polizei in Stadt und Land liefen damals die Telefone heiß. Anrufer
berichteten von Ufos und vermeintlichen Außerirdischen. Auch SN-Redakteur Christian Sprenger und Fotograf Robert Ratzer rückten aus und machten sich im
Auto auf die Suche nach der Quelle der wundersamen Lichterspiele über Salzburg. Des Rätsels Lösung offenbarte sich vor Johnnys Disco. Als Werbegag hatte Mairoll eine 2500 Watt starke Glühbirne und 16 Umlenkspiegel samt Drehmechanismus im Einsatz.
Am Wochenende drehen sich in der Disco wie anno dazumal die Schallplatten. Der Senior persönlich legt auf. Für die Jugend
reisen DJs aus Italien an.