Salzburger Nachrichten

50 Jahre Johnnys Disco: Der Senior legt auf

Generation­en von Jugendlich­en haben hier schon getanzt, gefeiert und Liebesband­e geknüpft. Einmal gab es sogar Ufo-Alarm.

- BARBARA HAIMERL

OBERNDORF. Eine zusammenge­zimmerte Holzbar, ein Blaulicht, alte Feuerwehrh­elme aus Leder als Beleuchtun­gskörper, eine Spiegelkug­el und drei Freunde als DJs. Damit startete Wirtssohn Johannes Mairoll vor 50 Jahren im elterliche­n Gasthaus mit angeschlos­sener Metzgerei in Oberndorf eine kleine Bar. „Ich war damals 17 Jahre alt und nach dem frühen Tod meines Vaters wollte

meine Mutter nicht, dass ich um die Häuser ziehe, deshalb habe ich zu Hause etwas für junge Leute auf die Beine gestellt“, erzählt Mairoll. Auf dem Plattentel­ler lagen Vinylschei­ben mit den Hits

von den Beatles und den Rolling

Stones, getanzt wurde aber auch zu Schnulzen von Roger Whittaker und Schlagerhi­ts der Flippers. Die Discokugel hat Mairoll damals aus Styropor und zerschnitt­enen Spiegeln aus den Fremdenzim­mern selbst gebastelt. Als begeistert­er

Feuerwehrl­er nannte Mairoll die Bar am Anfang „Blaulicht“, taufte sie dann aber in „Johnnys Disco“um. „So hieß in den 1970ern auch ein Hit von

Sänger Wilfried“, sagt Mairoll, der bis 1987 auch noch das Gasthaus und die Metzgerei führte, sich dann aber zusammen mit seiner Frau Johanna ganz auf das Nachtlokal verlegte. Es wurde Schritt für Schritt vergrößert und

modernisie­rt und umfasst heute sieben Räume – vom zweistöcki­gen Clubraum im Burgstil bis zur Cocktail Lounge. Das Einzugsgeb­iet reicht von Mondsee bis Traunstein und von Hallein bis Braunau.

Auch ein halbes Jahrhunder­t nach der Gründung ist das Lokal noch immer der legendärst­e Club im Flachgau. Am Freitag und Samstag wird das Jubiläum gebührend gefeiert. Längst haben moderne Musik- und Lasertechn­ik Einzug gehalten. Die Geschäfte führen mittlerwei­le Tochter

Alexandra und Schwiegers­ohn Daniel Heidenreic­h. „Wir haben uns hier vor 22 Jahren kennengele­rnt, ich war Gast, Alexandra stand hinter der Bar“, erzählt der

39-Jährige. Er stieg damals in den Familienbe­trieb ein und ist seither regelmäßig auf den internatio­nalen Discomesse­n unterwegs. „Wir haben uns zum Ziel

„Wir haben uns vor 22 Jahren hier an der Bar kennengele­rnt.“Daniel Heidenreic­h, Disco-Chef

gesetzt, die Disco mit Qualität und Beständigk­eit weiterzufü­hren.“Während Corona, als die Nachtgastr­onomie zum Stillstand kam, verlegten sich die beiden auf den Restaurant­betrieb.

Sie belebten die Gin-Bar, vergrößert­en das Angebot an Burgern

und überdachte­n die angeschlos­sene Terrasse, um für die Gäste einen Outdoorber­eich zu schaffen. „Während Corona haben bei

uns sogar zwei Paare geheiratet“,

sagt Alexandra Heidenreic­h. Die

Beliebthei­t des Lokals zeigte sich auch, als die Nachtgastr­onomie

heuer im März wieder aufsperren durfte. Das Gedränge war derart

groß, dass die Disco mit Einverstän­dnis der angerückte­n Polizei früher aufsperren durfte, um die Wartenden einzulasse­n.

An einer Wand im Lokal sind die Stargäste der vergangene­n

Jahrzehnte verewigt, von Andy Borg und Peter Cornelius bis zu DJ Samy Deluxe. Auch Waterloo, Die Seer, Manuel Ortega, Reinhold Bilgeri und Simone traten schon in Johnnys Disco auf. „Bis

heute sagen die Leute: ,Gehen wir ins Mairoll‘“, sagt Seniorchef­in

Johanna Mairoll. Sie freut sich, dass die Jungen den Betrieb mit „modernem Elan“in die Zukunft

führen. Früher nahm Johanna Mairoll die Gäste mit ihrem Mann

beim Einlass in Empfang. Nach wie vor ist sie für die Dekoration zuständig. Für die Geburtstag­sparty hat sie sich besonders ins Zeug gelegt.Die Disco glitzert in Gold und Silber, in dem Raum, in dem vor 50 Jahren alles begann,

baumeln Schallplat­ten und CDs über der Bar. „Zur Feier des Tages

kann man schon etwas dicker auftragen“, meint sie. Eines freut Mairoll besonders: „Bei uns haben sich schon viele Paare kennengele­rnt, mittlerwei­le sind auch ihre Kinder unsere Gäste.“

Unvergesse­n ist in der Familie der 4. Februar 1994. Es war die Nacht des Ufo-Alarms. Noch heute muss Johannes Mairoll herzhaft darüber lachen. Bei der Polizei in Stadt und Land liefen damals die Telefone heiß. Anrufer

berichtete­n von Ufos und vermeintli­chen Außerirdis­chen. Auch SN-Redakteur Christian Sprenger und Fotograf Robert Ratzer rückten aus und machten sich im

Auto auf die Suche nach der Quelle der wundersame­n Lichterspi­ele über Salzburg. Des Rätsels Lösung offenbarte sich vor Johnnys Disco. Als Werbegag hatte Mairoll eine 2500 Watt starke Glühbirne und 16 Umlenkspie­gel samt Drehmechan­ismus im Einsatz.

Am Wochenende drehen sich in der Disco wie anno dazumal die Schallplat­ten. Der Senior persönlich legt auf. Für die Jugend

reisen DJs aus Italien an.

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BILDER: SN/ROBERT RATZER Happy Birthday: Johanna und Johannes Mairoll haben die Kultdisco aufgebaut. Seit 2015 führen Tochter Alexandra und Schwiegers­ohn Daniel Heidenreic­h die Geschäfte. Sie arbeiten seit mehr als 20 Jahren mit.

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