Als plötzlich die Militärmusik verstummte …
Das Bundesheer hat harte Sparjahrzehnte hinter sich – wirklichen Widerstand dagegen gab es nur ein einziges Mal.
Das Bundesheer hat Jahrzehnte eines harten Sparkurses hinter sich. Als der Westen nach dem Fall des Eisernen Vorhangs begann, die Friedensdividende zu kassieren,
brachen auch für das österreichische Heer dürre Zeiten an. Die SPÖ
entwickelte das Sparkonzept des „Bundesheer light“. Die ÖVP schaffte die verpflichtenden Truppenübungen ab und verkürzte den Wehrdienst auf sechs Monate.
Für das Bundesheer bedeutete der Sparkurs weniger Personal, verfallende Kasernen, eingemottete Panzer, Höchstgrenzen für den Sprit, der verfahren werden durfte,
permanente Schließungspläne und kein Geld für Investitionen. Proteste der Bevölkerung dagegen blieben aus. Bis auf ein einziges Mal:
Man schrieb das Jahr 2015. Dem Bundesheer war in den sechs Jahren davor ein komplettes Jahresbudget
gestrichen worden, nun sollte es in den folgenden vier Jahren noch einmal 250 Millionen Euro einsparen.
Verteidigungsminister Gerald Klug (SPÖ) verfiel auf die Idee, das Geld
unter anderem bei der Militärmusik zu holen. Die Musikkapellen in den
Bundesländern sollten aufgelöst, zusammengelegt oder zumindest
halbiert werden. Klug versprach sich davon Einsparungen in Höhe
von sieben Millionen Euro. Plötzlich
war der Teufel los. Blasmusikvertreter in ganz Österreich bangten um ihren Nachwuchs, den sie traditionell aus der Militärmusik
bezogen, und riefen zu Protesten auf. In etlichen Städten und sogar auf dem Wiener Ballhausplatz ertönte Solidaritätsblasmusik für die Militärmusik, doch vergeblich:
Klug zog die Halbierungspläne durch, die Militärmusik in ihrer gewohnten Besetzung verstummte.
Aber nicht für lange. Denn kaum waren die Einsparungen durchgezogen, wurde Klug (der dadurch schwere politische Schrammen davon getragen hatte) 2016 als Verteidigungsminister durch Hans Peter Doskozil (ebenfalls SPÖ) abgelöst. Der heutige Landeshauptmann des Burgenlandes nutzte die Migrationskrise, um eine Trendwende zugunsten
des Bundesheeres herbeizuführen. Statt minus 250 Millionen Euro sollte es plötzlich ein Plus
von 1,3 Milliarden Euro geben. Die Militärmusik wurde wieder hochgefahren, auch die Kaserne Tamsweg, die Klug zusperren wollte, wurde von Doskozil „gerettet“.
Der große Aufschwung für das Bundesheer blieb aber aus. Auch unter den Folgeregierungen dümpelte das Verteidigungsbudget beständig zwischen 0,7 und 0,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes dahin. Nun wird wieder ins Auge gefasst, was die sogenannte Zilk-Reformkommission schon vor 18 Jahren als Ziel vorgegeben hatte: ein Budget von ein Prozent des BIP.