Salzburger Nachrichten

Heer erhält bis 2026 um fünf Milliarden Euro mehr

Der Schock des Ukraine-Kriegs macht es möglich: Das Bundesheer wird finanziell bessergest­ellt, sogar die Eurofighte­r werden aufgerüste­t. Auch in anderen Bereichen wird investiert.

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WIEN. Deutschlan­d plant ein 100Milliar­den-Euro-Paket für die Bundeswehr, Schweden und Finnland

treten der Nato bei. – Nun reagiert auch Österreich auf den Krieg in der

Ukraine und kündigt eine Finanzspri­tze für das Bundesheer an. Die

Details wurden am Donnerstag in der Wiener Rossauer Kaserne von Bundeskanz­ler Karl Nehammer,

Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner und Finanzmini­ster Magnus Brunner (alle ÖVP) verkündet. Der grüne Koalitions­partner bestätigt die Einigung. Die Opposition

reagiert vorsichtig positiv.

Milliarden

Das Heeresbudg­et, das heuer bei etwa 2,7 Mrd. Euro liegt, wird im kommenden Jahr um 680 Mill. Euro und in den nächsten vier Jahren um insgesamt 5,3 Mrd. Euro erhöht. In Summe stünden dem Bundesheer

bis 2026 somit 16 Mrd. Euro zur Verfügung, sagt Tanner. Im Jahr 2025 soll das Wehrbudget die oft genannte Marke von einem Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­es erreichen, 2027 dann die Grenze von 1,5 Prozent. Wobei es bei der Berechnung

dieser Kennzahlen eine gewisse Unsicherhe­it gibt: Laut Finanzmini­sterium werden in das Budget auch die

Bundesheer­pensionen eingerechn­et, weil das internatio­nal so vorgeschri­eben sei. In Österreich war es

bisher nicht üblich.

Finanzplan

Im kommenden Finanzrahm­en

kann nur der Budgetpfad bis 2026 fixiert werden. Um dem Bundesheer eine längerfris­tige Planung zu ermögliche­n, plant die Regierung ein Landesvert­eidigungsf­inanzierun­gsgesetz, das dem Heer bis zum Jahr 2032 bestimmte Summen in

Aussicht stellt. Damit sollen auch längerfris­tige Rüstungsvo­rhaben in

Angriff genommen werden können.

Taggeld

In einem eigenen Gesetz will die Regierung auch eine Erhöhung des Taggelds für Grundwehrd­iener und Zivildiene­r verankern. Details stehen noch aus. Die Grünen hatten aber im Sommer sogar eine Verdreifac­hung angekündig­t. Derzeit liegt die Grundvergü­tung bei 362 Euro.

Investitio­nen

Und was wird das Bundesheer mit dem zusätzlich­en Geld machen?

Hier bahnt sich eine interessan­te

neue Weichenste­llung an: Bisher flossen zusätzlich­e Mittel hauptsächl­ich in die Personalre­krutierung. Nun soll der Personalko­stenanteil im Budget unter 50 Prozent

gedrückt werden, der Anteil der Investitio­nen hingegen auf über 20 Prozent steigen.

Eurofighte­r

Investiert werden soll zum Beispiel in die Eurofighte­r. Die 15 Maschinen sollen um jene drei Komponente­n aufgerüste­t werden, die seinerzeit SPÖ-Verteidigu­ngsministe­r Norbert Darabos abbestellt hatte. Es handelt sich um Nachtsicht­geräte, elektronis­chen Selbstschu­tz sowie Mittelstre­cken-Lenkwaffen. Ob zusätzlich drei zweisitzig­e Eurofighte­r für die Pilotenaus­bildung oder kleinere Trainingsj­ets gekauft werden, steht noch in den Sternen. Fix ist

laut Ministerin Tanner der Kauf neuer Transportm­aschinen als Ersatz für die drei Hercules, die in die

Jahre gekommen sind.

Panzer

Investiert werden soll auch in die Mobilität. Die mechanisie­rte Truppe mit Kampfpanze­rn, Schützenpa­nzern, Pionierpan­zern und Radpanzern

soll modernisie­rt werden, ebenso die Artillerie. Einen eigenen Schwerpunk­t werden die Drohnen- und die Cyberabweh­r bilden. All das sind Lehren aus dem Ukraine-Krieg.

Ausrüstung

Verbessert werden sollen auch die Ausrüstung und der Schutz der Soldaten. Genannt werden hier etwa die Bereiche Nachtkampf, Kommunikat­ion und elektronis­che Kampfführu­ng.

Miliz

Mehr Geld soll es weiters für den Übungsbetr­ieb geben. Eine Rückkehr zu den verpflicht­enden Truppenübu­ngen schließt Tanner aber aus.

Autarkie

Schließlic­h soll mit den zusätzlich­en Finanzmitt­eln auch das Projekt der autarken Kasernen und der Sicherheit­sinseln vorangetri­eben werden. Anfang 2023 sollen die ersten beiden Kasernen, die sich im Falle eines Blackouts 14 Tage selbst versorgen können, vorgestell­t werden. i.b., pur

 ?? BILD: SN/HBF/CARINA KARLOVITS ?? Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner, flankiert von Bundeskanz­ler, Finanzmini­ster und Soldaten, verkündete das Budgetplus.
BILD: SN/HBF/CARINA KARLOVITS Verteidigu­ngsministe­rin Klaudia Tanner, flankiert von Bundeskanz­ler, Finanzmini­ster und Soldaten, verkündete das Budgetplus.

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