Die Stadt wird zur freien Spielwiese
Das Festival Jazz & the City macht das Spontane zum Programm.
SALZBURG. Auch Spontaneität will
manchmal gut geplant sein. „Wir führen eine lange Excel-Liste“, berichtete Tina Heine daher am Donnerstag. Als Intendantin des Salzburger Festivals Jazz & the City wolle sie für Künstlerinnen und Künstler auch heuer möglichst große, „freie Spielwiesen“schaffen. Nicht an allen 15 Spielorten gebe es deshalb ein vorab ankündbares Konzertprogramm, sagte Heine beim Pressegespräch. Kollegienkirche,
Toihaus und das Weinarchiv der Blauen Gans stünden als Improvisationszonen und für spontane Begegnungen zwischen den FestivalMitwirkenden zur Verfügung. Um zu klären, wer wann mit wem und
welchen Instrumenten Überraschendes erspielen könne, sei freilich trotzdem einiges an Koordinationsarbeit gefragt.
150 Künstlerinnen und Künstler sind heuer an dem viertägigen Gratis-Festival beteiligt. Dass sie die Freiräume, die sich in Salzburg auftun, mit Hingabe nutzen, belegte die künstlerische Leiterin mit einem Beispiel aus dem Vorjahr: Als 2021 kurzfristige coronabedingte
Ausfälle noch zusätzlich zum Improvisieren zwangen, habe der finnische Jazzstar Kalle Kalima „an einem
Tag sieben Mal“in verschiedenen Konstellationen gespielt.
Bekannte Namen gibt es im Festivalprogramm auch heuer: Zur Eröffnung am 13. 10. in der Szene
kommt die portugiesische Vokalakrobatin Maria João. Eine Instanz in Fragen der freien Improvisation ist Pianistin Aki Takase. Die britische Schlagzeugerin Jas Kayser kann auf prominente Einsätze in der Band von Lenny Kravitz verweisen.
Vor allem aber verfolge das viertägige Jazzfestival das Ziel, Salzburg „in eine urbanere Schwingung“zu
versetzen, sagte Andreas Gfrerer als Obmann des Salzburger Altstadtverbands, der Jazz & the City veranstaltet. Mit einer täglichen „Blauen Stunde“im Weinarchiv seines Hotels Blaue Gans setze er ebenfalls auf Spontaneität als Programm, berichtete Gfrerer.
Dass Altstadtlokale als Spielorte im aktuellen Programm selten auftauchen, habe indes mit der Coronazäsur zu tun, erläuterte Heine: „2021 mussten wir
kleine Veranstaltungsorte vermeiden, auch heuer haben wir
vorsichtig geplant.“Mit der Bühne auf dem Residenzplatz, einer mobilen Fahrradbühne oder Musik-Spaziergängen gebe es zudem viele Angebote im Freien.
Erweitert werde heuer das Angebot für Kinder und Jugendliche. Und um Spontankonzerte
nicht zu verpassen, bekommen Besucherinnen und Besucher ein Planungsinstrument an die Hand: Die neue App des Altstadtverbands („Altstadt Events“) informiert über das Programm – und mittels Push-Nachricht über
kurzfristige Überraschungen.
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