Wie Thomas Bernhard mit seinem Stil die Welt prägte
„Andauernd kommen (…) lauter Enkel und mit diesen Enkeln
verwandte Enkel meiner Figuren auf mich zu“, schrieb Thomas Bernhard einst an seinen Verleger Siegfried Unseld. Es gebe, schreibt er auch, viele Bücher, die ihm bewiesen, „wie viele Schriftsteller meine Prosa gelesen haben“. Uneitelkeit
liest sich anders. Andererseits ist Bernhard für den Salzburger Germanisten Manfred Mittermayer der „am meisten stilprägende Autor
nach dem Zweiten Weltkrieg“. Und eben um diese Wirkung, und deren
Ursachen, wird es heuer bei der 27. Ausgabe der Bernhard-Tage in St. Veit im Pongau gehen.
„Original und Kopie“haben die beiden Salzburger Germanisten Bernhard Judex und Harald Gschwandtner, die das Programm konzipieren, als Motto gewählt.
„#GlobalBernhard“heißt da etwa ein Projekt an der Universität
Wien, das sich mit Bernhards „literarischem Widerhall“beschäftigt.
Wie massiv dieser Widerhall ist, darüber wird Germanistin Juliane
Werner, die Leiterin des Projekts, in St. Veit berichten.
Sie geht der Frage nach, auf welchen formalen, thematischen und stilistischen Elementen dieser weltweite
Bernhard-Effekt beruht. Auf der Projekt-Homepage gibt es bisher 100 Porträts von Autorinnen und Autoren, mit denen „die Vielfalt an kreativen literarischen Auseinandersetzungen mit Thomas Bernhard“veranschaulicht wird. Bernhard lässt sich dabei wiedererkennen, in argentinischen Kurzgeschichten, in türkischen Essays oder auch in norwegischen Romanen. Sein Schreibstil schimmere in „produktiven Aneignungen in mehr als 20 Sprachen“.
„Nicht nur wissenschaftlich, sondern auch literarisch-künstlerisch“
wollen die Programm-Macher eine Brücke in die Gegenwart schlagen.
Und so passt es zum Grundthema, dass heuer als Lesende Barbi Marković nach St. Veit kommen wird. Ihr 2006 im serbischen Original erschienener Roman „Izlaženje“ist ein ganz eigensinniger Remix von Thomas Bernhards Erzählung „Gehen“. Neben der Lesung von Marković gibt es auch eine wissenschaftliche Annäherung an das Original
und den „Belgrader Remix“von dem Wiener Germanisten und Leiter des Literaturmuseums der Nationalbibliothek, Bernhard Fetz.
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