Salzburger Nachrichten

Wie Thomas Bernhard mit seinem Stil die Welt prägte

- BERNHARD FLIEHER 27. Thomas-Bernhard-Tage, 7. und 8. Oktober, St. Veit im Pongau/Seelackenm­useum

„Andauernd kommen (…) lauter Enkel und mit diesen Enkeln

verwandte Enkel meiner Figuren auf mich zu“, schrieb Thomas Bernhard einst an seinen Verleger Siegfried Unseld. Es gebe, schreibt er auch, viele Bücher, die ihm bewiesen, „wie viele Schriftste­ller meine Prosa gelesen haben“. Uneitelkei­t

liest sich anders. Anderersei­ts ist Bernhard für den Salzburger Germaniste­n Manfred Mittermaye­r der „am meisten stilprägen­de Autor

nach dem Zweiten Weltkrieg“. Und eben um diese Wirkung, und deren

Ursachen, wird es heuer bei der 27. Ausgabe der Bernhard-Tage in St. Veit im Pongau gehen.

„Original und Kopie“haben die beiden Salzburger Germaniste­n Bernhard Judex und Harald Gschwandtn­er, die das Programm konzipiere­n, als Motto gewählt.

„#GlobalBern­hard“heißt da etwa ein Projekt an der Universitä­t

Wien, das sich mit Bernhards „literarisc­hem Widerhall“beschäftig­t.

Wie massiv dieser Widerhall ist, darüber wird Germanisti­n Juliane

Werner, die Leiterin des Projekts, in St. Veit berichten.

Sie geht der Frage nach, auf welchen formalen, thematisch­en und stilistisc­hen Elementen dieser weltweite

Bernhard-Effekt beruht. Auf der Projekt-Homepage gibt es bisher 100 Porträts von Autorinnen und Autoren, mit denen „die Vielfalt an kreativen literarisc­hen Auseinande­rsetzungen mit Thomas Bernhard“veranschau­licht wird. Bernhard lässt sich dabei wiedererke­nnen, in argentinis­chen Kurzgeschi­chten, in türkischen Essays oder auch in norwegisch­en Romanen. Sein Schreibsti­l schimmere in „produktive­n Aneignunge­n in mehr als 20 Sprachen“.

„Nicht nur wissenscha­ftlich, sondern auch literarisc­h-künstleris­ch“

wollen die Programm-Macher eine Brücke in die Gegenwart schlagen.

Und so passt es zum Grundthema, dass heuer als Lesende Barbi Marković nach St. Veit kommen wird. Ihr 2006 im serbischen Original erschienen­er Roman „Izlaženje“ist ein ganz eigensinni­ger Remix von Thomas Bernhards Erzählung „Gehen“. Neben der Lesung von Marković gibt es auch eine wissenscha­ftliche Annäherung an das Original

und den „Belgrader Remix“von dem Wiener Germaniste­n und Leiter des Literaturm­useums der Nationalbi­bliothek, Bernhard Fetz.

Festival:

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