Vom Breitwieser Schani zum Pumpgun-Ronny
Autor Beppo Beyerl lädt zu einer Reise in die Unterwelt, die sich über 200 Jahre zieht.
WIEN. Diebe, Schwindler, Geldfälscher oder Raubmörder – in dem
Buch „Die bösen Buben von Wien“(Styria Verlag) von Beppo Beyerl sind allerhand Gauner aus Wien
versammelt. „Ich beschäftige mich schon länger mit Wiener Themen, aber auch mit Triest oder der tschechischen Republik“, sagt der Zentralmeidlinger im SN-Gespräch.
Und dabei sei er immer wieder über zwielichtige Typen gestolpert, ergänzt Beyerl.
Sein persönlicher Favorit als Meidlinger sei Schani Breitwieser.
Im Buch beginnt Beyerl das Kapitel auf dem Friedhof: „Der Breitwieser Schani liegt am Meidlinger Friedhof im Grab der Abteilung 1, Gruppe 1, Nummer 48. Wenn der Schani seine Ohren spitzt, kann er die Durchsagen im nahe gelegenen Meidlinger Bahnhof hören (...).“Breitwieser
– geboren im Jahr 1891 – war ein Einbrecherkönig, um den sich zahlreiche
Geschichten ranken. So schlich er sich regelmäßig in das Schloss Schönbrunn, wo er mitunter in einem prunkvollen Zimmer
übernachtete. Gestohlen hat er dort nie etwas. Er selbst wuchs in ärmlichen Verhältnissen auf. 1906 stand er dann zum ersten Mal vor Gericht.
Schließlich wurde er zum Einbrecherkönig, der in Banken, Ministerien
und Waffenfabriken eindrang.
„Nachdem ich immer wieder auf solche Typen gestoßen bin, habe
ich mir gedacht, ich könnte ja gleich ein Buch daraus machen“, sagte
Beyerl. Gesagt, getan, er fasste die Geschichten einiger – wie es im Untertitel heißt – „Gauner, Strizzis
und Hallodris“über 200 Jahre zusammen. Darunter sind etwa Ritter von Bohr, Mitbegründer einer Bank
– und begnadeter Geldfälscher – bis
hin zum Bankräuber „PumpgunRonny“. Durch seine Beschäftigung mit Wiener Themen sei er mit vielen dieser Figuren und ihren Geschichten schon vertraut gewesen, sagte Beyerl.
Er hat auch im digitalen Zeitungsarchiv der Nationalbibliothek
recherchiert oder im Kriminalmuseum. Im Vorwort schreibt Beyerl,
dass die „Bösen Buben“mit „Schmäh, mit Charme“agierten. „Würden wir sie heute beim Heurigen treffen, so würden die meisten
von uns ohne zu zögern in ihrer Nähe Platz nehmen“, heißt es. Das habe ihre Gefährlichkeit nur verstärkt, weil sowohl ihr Sitznachbar als auch Politiker auf viele von ihnen
hereingefallen seien. „Ich würde lügen, wenn ich sage, ich wäre der Faszination des Bösen nicht erlegen. Es ist eine gewisse Art der Faszination, wenn jemand wie Schani Breitwieser in das Kriegsministerium einbricht, aber ich weiß auch, dass er jederzeit hätte schießen
können. Diese Widersprüche haben mich gereizt“, sagt Beyerl. Aber da ist er vermutlich nicht der Einzige. Denn auf dem Grab des Einbrecherkönigs Breitwieser legten Menschen heute noch Blumenschmuck nieder, erzählt Beyerl. Und er denkt bereits über sein nächstes Buch nach – vielleicht etwa über die bösen Mädchen von
Wien, aber in Wien seien sie „in großer Zahl nicht aufzuspüren“gewesen, wie es ebenfalls im Vorwort
heißt.
Einbrecherkönig mit Ambitionen
SN-Information: Das Buch
„Die Bösen Buben von
Wien“ist im StyriaVerlag erschienen und kostet
25 Euro.