Salzburger Nachrichten

Licht und Schatten über Stadtpoliz­isten

Die einen sind fest verankert, den anderen droht das Aus: In Salzburg gibt es zwei Stadtpoliz­ei-Einheiten, wie sie unterschie­dlicher nicht sein könnten.

- ANTON KAINDL CHRISTIAN SPRENGER Andreas Wimmreuter,

ZELL AM SEE, HALLEIN. Die Zukunft der erst 2018 wieder eingeführt­en Stadtpoliz­ei in Zell am See ist, wie die „Pinzgauer Nachrichte­n“berichtete­n, ungewiss. Die Mitarbeite­r, die die Stadt zur Polizeiaus­bildung geschickt hat,

haben gekündigt. Das um mehrere Hunderttau­send Euro eingericht­ete Wachlokal ist geschlosse­n. Neues Personal soll kommen. Es wird aber auch gemunkelt, dass man die Polizei sanft entschlafe­n lässt.

Bürgermeis­ter Andreas Wimmreuter (SPÖ) würde wohl nicht viele Tränen für den Wachkörper vergießen. Die Polizei ist noch unter seinem Vorgänger Peter Padourek (ÖVP) eingeführt worden. Die SPÖ war dagegen. Die Stadtpoliz­ei war mitverantw­ortlich für die Abwahl von Padourek. Denn statt illegalen Zweitwohns­itzen, Dealern und verhüllten Araberinne­n erwischte sie vor allem Zeller, die falsch parkten oder den 30er nicht einhielten. Als Thumersbac­her gestraft wurden, weil sie wie seit jeher ihre Autos falsch

parkten, wenn sie die Kinder in den Kindergart­en brachten, waren selbst gesetzestr­eue Bürger erbost. Übrigens wurde schon 2009 der Polizist Bernd Kaiser (SPÖ) nach nur vier Monaten im

Amt als Zeller Bürgermeis­ter abgewählt. Ihm wurde vorgeworfe­n, die falsch parkenden Besucher von Eishockeys­pielen persönlich mit Strafzette­ln eingedeckt zu haben, was er als leitender Beamter natürlich nicht tat.

Wimmreuter sagt, man werde versuchen, von der Landespoli­zeidirekti­on ausgebilde­te Polizistin­nen und Polizisten zu bekommen, bis die neuen ausgebilde­t sind. Wenn es nicht gelinge, Konstanz hineinzubr­ingen, gebe es einen Plan B: ein Ordnungsam­t

wie in der Stadt Salzburg. Wimmreuter sagt, es gebe genug Aufgaben für eine Stadtpoliz­ei, aber es habe sich bewahrheit­et, was die SPÖ befürchtet habe, nämlich,

„Die SPÖ wollte wie die Stadt Salzburg ein Ordnungsam­t.“ dass man viel Geld in die Ausbildung investiere und die Leute dann zur Bundespoli­zei wechseln. Dort gebe es mehr Möglichkei­ten für sie.

Alles andere als Endzeitsti­mmung um die Stadtpoliz­ei

herrscht hingegen in Hallein. Die Geschichte dieses Wachkörper­s reicht bis weit in das 19. Jahrhunder­t hinein (Reichsgeme­indegesetz vom 5. März 1862).

Und an der Geschichte der Halleiner Stadtpoliz­ei wird munter weitergesc­hrieben. Die Salinensta­dt war über viele Jahrzehnte die einzige Salzburger Gemeinde, die über eine derartige Einrichtun­g überhaupt verfügte.

Die Anfänge waren rustikal: „In der Mauer zwischen den Arrestzell­en war ein alter Ofen. Beim Heizen entstand Kohlengas und die Innentüren der Zellen waren öfters angebrannt. Im

Wachzimmer befand sich ein alter Kachelofen, der Tag und Nacht beheizt wurde. Daher beschloss man Umbauarbei­ten, vor allem den Einbau von Wasserklos und einer Etagen-Warmwasser­heizung.“Diese historisch­e Betrachtun­g veröffentl­ichte die Stadt Hallein auf ihrer Internetse­ite.

Jetzt ist alles anders. Die Dienststel­le wurde im Jahr 2014 generalsan­iert und umgebaut.

Bürgermeis­ter Alexander Stangassin­ger (SPÖ) sagt: „Wir sind

begeistert.“Aktuell verfüge die Stadtpoliz­ei unter der Führung

von Dominik Anzengrube­r über sieben Bedienstet­e. „Einen künftigen Polizisten haben wir jetzt aufgenomme­n, dieser fängt im Herbst mit der Ausbildung an“, fügt Stangassin­ger hinzu.

In Hallein haben die Stadtpoliz­isten ein umfangreic­hes Aufgabenge­biet zu bearbeiten. Dazu zählen neben der Überwachun­g

des ruhenden Verkehrs (Parkplätze) auch Geschwindi­gkeitskont­rollen im Stadtgebie­t, die Einhaltung des Leinenzwan­gs oder der Sperrstund­en, aber auch die Schulwegsi­cherung.

Stangassin­ger: „Wir sind sehr froh, dass wir die Stadtpoliz­ei haben. Sie stärkt das Sicherheit­sgefühl der Bevölkerun­g.“Die Arbeit der Stadtpoliz­ei trage gewiss zur Entlastung der örtlichen Polizeiins­pektion (des Innenminis­teriums) bei, sagt Stangassin­ger: „Denn diese Dienststel­le ist mit

Sicherheit nicht überbesetz­t.“

Bgm. Zell

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BILD: SN/ROBERT RATZER Er leitet die Stadtpoliz­ei in Hallein: Dominik Anzengrube­r.
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