Zum Hunderter: Neues Werk um 100 Millionen
Bis zu 20.000 Wärmepumpen pro Jahr wollen die Firma Windhager und ihr oberösterreichisches Partnerunternehmen ab 2024 herstellen.
GMUNDEN, SEEKIRCHEN. Der Markt für Wärmepumpen boomt.
Die Nachfrage ist kaum zu befriedigen. Das vor einem Jahrhundert
gegründete Seekirchner Traditionsunternehmen Windhager (genau genommen sind es schon 101 Jahre) will noch stärker einsteigen und errichtet in der Gemeinde Pinsdorf bei Gmunden (OÖ) ein neues Werk. Am Donnerstag fand der offizielle Spatenstich statt. „Das ist die bisher
größte Einzelinvestition in der Unternehmensgeschichte“, sagte Geschäftsführer Stefan Gubi.
Die Höhe der Investitionskosten werde knapp dreistellig sein, also um die 100 Millionen Euro
betragen. Im Frühjahr 2024 soll das Werk an der Salzkammergutstraße B145 in der Nähe der Autobahnabfahrt Regau fertig werden,
die reguläre Produktion im April anlaufen. Es wird ein Produktions-, Entwicklungs- und Logistikzentrum mit einer Größe von 27.000 Quadratmetern. Bis 2026
können laut Windhager bis zu 350 Arbeitsplätze entstehen, wobei
eben die Personalsuche die größte Herausforderung sei – sowohl in Oberösterreich als auch in Salzburg, räumt der Manager ein. Fachkräfte sind sehr begehrt.
Die Produktion ist ein Gemeinschaftsprojekt mit der Firma
M-TEC, einem oberösterreichischen Spezialisten für Hochleistungswärmepumpen. Das Hauptquartier
dieses Unternehmens in Pinsdorf liegt nur wenige Fahrminuten vom neuen Standort entfernt. Die Zusammenarbeit der beiden Partner habe sich schon bisher bewährt. „Wir produzieren hier schon Wärmepumpen“, sagt Geschäftsführer Peter Huemer, „jedes Jahr legen wir 100 Prozent zu, aber es reicht nicht mehr aus“. Pro Jahr verlassen etwa 2500 Wärmepumpen mit integrierten Gesamtenergielösungen das Werk. Der eigene Installationsbetrieb setzt rund 350 dieser Systeme selbst in Betrieb.
Neben der angespannten Situation in den Rohstoff- und Komponentenwerken beschäftigt die Manager aktuell vor allem der Fachkräftemangel. „Der Markt der erneuerbaren Energie
ist ein rasant wachsender Wirtschaftsbereich. Aber nicht nur
wir als Heizungshersteller, sondern auch unsere vielen Partnerbetriebe suchen dringend Mitarbeiter. Derzeit können Installateure der Nachfrage kaum nachkommen. Wir brauchen daher ganz dringend junge, ambitionierte Frauen und Männer in unserer Branche“, sind sich die Geschäftsführer einig.
„Das ist die größte Investition in der Geschichte der Firma.“Stefan Gubi, Geschäftsführer
Dass an einer Spatenstichfeier neben Ehrengästen, Prominenz aus Wirtschaft und Politik sowie
vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auch ein – in diesem Fall sehr gutmütiger und geduldiger – Raubvogel teilnimmt, ist ungewöhnlich, aber erklärbar.
Betreut haben das Tier die beiden Falkner Paul Hofer aus Admont in der Steiermark und Richard Bayerhammer aus Kösten
dorf. „Es ist ein sibirischer Uhu, ein Weibchen“, klärt Hofer auf. Die Erklärung für die Anwesenheit dieses großen Vogels („Flauschi“genannt) liefert sogleich der
Windhager-Marketingleiter Florian Gollob: „Die Wärmepumpe ist so leise wie der Flügelschlag einer Eule.“Das Produkt, eine Luft/Wasser-Wärmepumpe, heißt Aero Win Evolution.
Der Baubeginn war eigentlich schon vor einigen Monaten vorgesehen. Doch es gab Verzögerungen. Es lagen noch nicht alle Bewilligungen vor. „Sehr, sehr viele Vorgespräche waren notwendig“, sagte der Pinsdorfer Bürgermeister Jürgen Berchtaler (SPÖ). Aber schließlich habe sich alles zum Positiven gewendet. Der größte Knackpunkt war offenbar die mit vielen Grundstückseigentümern zu vereinbarende Verkehrslösung.
Von der Raumordnung her dürfte die Sache klarer gewesen sein. Landesrat Markus Achleitner (ÖVP), der unter anderem sowohl für Wirtschaft als auch für Energie und Raumordnung zuständig ist, verwies auf die verkehrsgünstige Lage und die Investitionen, die gerade in schwierigen Zeiten wichtig seien.
Die Windhager GmbH zählt bereits mehr als 600 Beschäftigte, hat ausländische Niederlassungen und einen Exportanteil von zirka 60 Prozent. Produziert werde derzeit ausschließlich in Seekirchen selbst. Das Angebot
von Heizlösungen für erneuerbare Energien reicht von Pelletsheizungen bis zu Scheitholz- und
Hackgutvergasern.