Jazz-Zeitenwende in Gastein
2022 wurde Snow Jazz abgesagt, auch 2023 wird es das Festival im Gasteiner Tal nicht geben. Viele der Künstler gestalten stattdessen Konzerte im Sommer und demnächst ein Herbstfestival.
BAD HOFGASTEIN. Wochenlang stand das Gasteiner Tal im Bann des Schlagersternchens Helene Fischer. Nach dem Open-AirKonzert sollen Tausende Besucher stundenlang im Stau gestanden sein, weil nur eine Straße
wieder aus dem Tal hinausführt und das Bus-Shuttle-System nicht funktioniert.
„Kommende Woche muss niemand Angst haben, im Stau zu stehen“, verspricht Sepp Grabmaier. Der künstlerische Leiter
von Jazz im Sägewerk veranstaltet ein viertägiges Festival mit
namhaften Künstlern. Drummer Klemens Marktl eröffnet am Donnerstag mit einem Quartett aus seiner Wahlheimat New York. Einen Tag später ist das neue
Weltmusik-Projekt der Wiener Bassistin Gina Schwarz erstmals
in Österreich zu erleben: Musiker aus Österreich, Deutschland Frankreich, Peru und dem Iran formieren sich zu den Multiphonics 8. Und die fulminante Jazz Big Band Graz zeigt ihr neues Programm als Vorpremiere.
Wie kommt es zu diesem hochkarätigen Jazzreigen in der touristischen Zwischensaison? „Als
wir heuer unser Snow-Jazz-Festival pandemiebedingt absagen
mussten, sah ich mich als Veranstalter in der Pflicht“, erzählt
Grabmaier. Viele der Künstler seien zu Freunden geworden, also
habe er Ausweichtermine in der Sommer-Konzertschiene in Bad Gastein angeboten. Und aus einigen strahlkräftigen Projekten stellte Grabmaier ein kleines, feines Herbstfestival zusammen.
In der kommenden Wintersaison werde er hingegen weder die
Jazzkonzerte im Sägewerk noch das Snow-Jazz-Festival veranstalten, kündigt der Gründer des
Jazzclubs in Bad Hofgastein an. Die Gründe seien vielfältig: Energiekrise und die Ungewissheit
bezüglich der Coronamaßnahmen im bevorstehenden Winter. „Die Fördergeber vom Tourismusverband und ich waren uns einig, dass das Festival so wenig Sinn ergibt.“Das Ende von Snow Jazz, das seit seiner ersten Ausgabe 2002 als Beispiel für die gelungene Verbindung von anspruchsvoller improvisierter Musik und touristischer Aktivität gilt, sehe er nicht gekommen, sagt Grabmaier: „Es ist vielmehr eine Spielpause.“
Für den Sägewerk-„Jazzherbst“sind indes bereits knapp 50 Festivalpässe verkauft, viele Stammgäste aus Österreich und Deutschland hätten sich angemeldet. „Es bieten sich andere
Anreize als ein Skiurlaub. Die Gäste können wandern oder in die Therme gehen.“Und wer unverfälschtes Festivalfeeling erle
„Wir stampfen Snow Jazz nicht ein. Es ist eine Spielpause.“Sepp Grabmaier,
ben möchte, kommt mit dem Wohnmobil – dem Gasteiner Herbstfrost zum Trotz. „Ein Gast aus der Steiermark hat diesbezüglich angefragt. Er darf jetzt in
meinem Garten campieren.“
Festival: „Jazzherbst“. Bad Hofgastein, Jazz im Sägewerk,
13. bis 16. Oktober.