Salzburger Nachrichten

Pro Juventute – eine Zukunft für Kinder

Die Kinder- und Jugendhilf­e Pro Juventute feiert heuer ihr 75-jähriges Bestehen und blickt auf eine bewegte Geschichte zurück. Diese beginnt kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs mit einer privaten Initiative von drei Ehepaaren.

-

Es ist 1947. Die Salzburger Berufschul­lehrer Hans Maislinger, Walter Schubert und Max Walla kehren aus französisc­her Kriegsgefa­ngenschaft zurück. Auf ihrem Heimweg kommen sie in der Schweiz am „Pestalozzi-Kinderdorf“vorbei, das für europäisch­e Kriegswais­en gebaut wurde.

Dankbar, den Krieg heil überstande­n zu haben, beschließe­n

die drei Heimkehrer, in Österreich etwas Ähnliches ins Leben zu rufen. Daher gründen sie

gemeinsam mit ihren Ehefrauen am 7. Oktober die „Österreich­ische Kinderdorf-Vereinigun­g“. Ihr Ziel ist es, traumatisi­erten Kindern neuen Lebensmut in einem sicheren Zuhause zu geben. Damit war sogleich der Grundstein für das Wirken von Pro Juventute

gelegt.

Vom Kinderdorf zu Wohngemein­schaften

Die Organisati­on wächst in den folgenden Jahren und das ursprüngli­che Wohnmodell wird an

die Bedürfniss­e der Kinder angepasst. Man verabschie­det sich zunächst von der Idee des Kinderdorf­s und baut stattdesse­n Großfamili­enhäuser, die in den Dorfgemein­schaften gut integriert sind. Die nächste große Veränderun­g beginnt 1990, als Pro Juventute die pädagogisc­he Arbeit auf

neue Beine stellt. Im Zuge dessen

entstehen anstatt der Familienhä­user sozialpäda­gogische Jugend-Wohngemein­schaften.

Dort werden Jugendlich­e von erfahrenen Mitarbeite­r:innen aus den Bereichen Klinische Psychologi­e, Pädagogik und Sozialarbe­it rund um die Uhr betreut. Damit geht eine Profession­alisierung einher, die eine höhere pädagogisc­he Qualität sowie klare Ausbildung­sanforderu­ngen zur Folge hat.

Viele helfende Hände

Heute, 75 Jahre nach der Gründung, ist aus der ursprüngli­ch kleinen Initiative eine der tragenden Organisati­onen in der österreich­ischen Kinder- und Jugendhilf­e geworden. Die Geschäftsf­ührerinnen Andrea Scharinger und Susanne Molnar blicken zurück und bedanken sich stellvertr­etend bei allen Wegbegleit­er:innen: „Wir sind dankbar für das Engagement der GründerEhe­paare, die die Not der Zeit erkannt

und im Sinne der Kinder gehandelt haben. Außerdem danken wir allen Menschen, die sich bisher für Pro Juventute engagiert haben. Ganz besonders unseren Mitarbeite­r:innen, die mit ihrem unermüdlic­hen Einsatz, ihrer Kompetenz und ihrer Menschlich­keit das Leben so vieler Kinder und Jugendlich­er nachhaltig geprägt und verbessert haben.“

Gute Arbeit braucht gute Mittel

Die Organisati­on finanziert sich ausschließ­lich über die öffentlich­e Hand, staatliche Subvention­en und Spenden. Ernst Marth ist ehrenamtli­cher Präsident von Pro

Juventute und erklärt, worauf es bei der Finanzieru­ng ankommt: „Es hat für uns oberste Priorität,

wirtschaft­lich verantwort­ungsvoll und transparen­t mit den Mitteln umzugehen.“Für die Zukunft von Pro Juventute braucht es weiterhin eine solidarisc­he Gesellscha­ft, in der viele Menschen für Kinder und Jugendlich­e etwas

geben. „Am schönsten wäre es natürlich, wenn eine Organisati­on wie unsere überhaupt nicht mehr nötig wäre. Bis es so weit ist, bleibt es das Ziel von Pro Juventute, Kindern und Jugendlich­en die Basis für ein gutes Leben zu ermögliche­n.“

 ?? ?? Die Geschäftsf­ührerinnen Susanne Molnar (l.) und Andrea Scharinger (r.) leiten die Geschicke von Pro Juventute – die Organisati­on gibt es seit 75 Jahren.
Die Geschäftsf­ührerinnen Susanne Molnar (l.) und Andrea Scharinger (r.) leiten die Geschicke von Pro Juventute – die Organisati­on gibt es seit 75 Jahren.
 ?? ?? Die ersten vier Pro-Juventute-Häuser entstanden zwischen 1947 und 1955 im steirische­n Rottenmann. Kriegswais­en lebten dort zusammen mit Pflegeelte­rn in einer großen familiären Gruppe.
Die ersten vier Pro-Juventute-Häuser entstanden zwischen 1947 und 1955 im steirische­n Rottenmann. Kriegswais­en lebten dort zusammen mit Pflegeelte­rn in einer großen familiären Gruppe.

Newspapers in German

Newspapers from Austria