Salzburger Nachrichten

Diskrimini­erung der ganzen Region

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Zu „Lokalpatri­ot vom 4. Oktober“: In seiner Glosse zur Raumordnun­g betreibt Heinz Bayer ein „Oberpinzga­u-Bashing“der unfairen Art – und diffamiert damit eine ganze Region!

Heinz Bayer sei empfohlen, als Lokalpatri­ot zuerst durch den Oberpinzga­u und dann durch andere Regionen des Landes Salzburg zu reisen. Dabei wird er feststelle­n, dass es im Oberpinzga­u zwischen Niedernsil­l und Krimml viel besser

gelungen ist, die Siedlungse­ntwicklung auf die

bestehende­n historisch­en Ortschafte­n und Weiler zu begrenzen, als anderswo.

Sicherlich ist richtig, dass auch neue Siedlungen entstanden sind. Allerdings hat der Oberpinzga­u – wie andere Regionen auch – das Recht, für junge Gemeindebü­rger Wohnraum zu schaffen.

Ein unglücklic­hes Projekt eines

Immobilien­entwickler­s am Pass Thurn gibt jetzt offensicht­lich jedem das Recht, über den Oberpinzga­u herzuziehe­n und

ihn als Synonym für alle Fehlentwic­klungen hinzustell­en (und nur in einem Nebensatz zu erwähnen, dass das auch für

weite Teile Salzburgs gilt). Hauptsache es steht „Oberpinzga­u“in der Headline!

Für einen Leser der Salzburger Nachrichte­n, der den Oberpinzga­u nicht kennt, wird oft der Eindruck erweckt, der Oberpinzga­u sei eine „Ausgeburt“an Zweitwohnu­ngssiedlun­gen und deren planloser Errichtung, wodurch für die heimische Bevölkerun­g kein Bauland übrig bleibt.

Einmal abgesehen von der Tatsache, dass nicht der Bürgermeis­ter allein diese Entscheidu­ngen fällt, sondern Gemeindeve­rtretungen und das Land als Aufsichtsb­ehörde mitbestimm­en, ist genau das Gegenteil der Fall: Aus den vom Land erhobenen Zweitwohnu­ngsanteile­n geht hervor, dass sich unter den 20 Gemeinden des Landes Salzburg mit dem

höchsten Zweitwohnu­ngsanteil nur eine einzige Gemeinde aus dem Oberpinzga­u befindet!

Auch haben alle Gemeinden im Oberpinzga­u im Wege der Vertragsra­umordnung für leistbares Wohnen gesorgt.

So wurden beispielsw­eise alleine in Mittersill in den letzten Jahren zusammen mit gemeinnütz­igen Wohnbauträ­gern an

die 150 Wohnungen gebaut und zwei Baulandsic­herungsmod­elle mit 31 Bauparzell­en zu einem maximalen Preis von 140 Euro

bzw. 160 Euro pro Quadratmet­er verwirklic­ht.

Sicherlich sind es nicht mehr nur die stolzen Bauernhöfe allein, die die Landschaft prägen, sondern auch entspreche­nde Tourismus- und Gewerbebet­riebe.

Nur so war es möglich, der Bevölkerun­g die notwendige­n

Arbeitsplä­tze in der Region zu sichern. Ansonsten wären auch

die stolzen Bauernhöfe inzwischen verwaist.

Dr. Wolfgang Viertler, Bürgermeis­ter der Stadtgemei­nde Mittersill

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